KAPITEL 9

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Ich schnappe mir meinen schwarzen Helm und die Schlüssel von dem Schrank, der im Eingangsbereich steht und verlasse das Haus. Ein kühler Luftzug weht an mir vorbei und bereitet mir eine Gänsehaut. Mit Jacke wird's hoffentlich gehen. An der Garage angekommen, öffne ich das Tor und trete ein. Ich lege meine Sachen auf einen dreibeinigen Hocker im Eck und gehe zu meinem Suz. Meine Maschine wird von einer blauen Plane verdeckt, damit sie ja nicht dreckig wird. Mit einer schnellen Handbewegung reiße ich diese weg, zerknülle sie und werfe sie auf den Boden.

Oh, wie ich mein Motorrad vermisst habe! Rot und schwarz glänzt es in dem schwachen Licht, das von der Decke runterhängt. Ich streiche über den Lenker, klappe den Seitenständer ein und schiebe es aus der Garage. In der Nachmittagssonne strahlt es sogar noch schöner. Der Anblick ist richtig atemberaubend und hat etwas poetisches an sich. 

Nachdem ich den Schlüssel im Zündschloss herumgedreht habe, prüfe ich erst einmal die Beleuchtung. Seit ich meinen Führerschein habe, mache ich das immer, bevor ich fahre. Mein Fahrlehrer hat es einfach viel zu oft wiederholt.  

Ich setze mich schon mal auf den Sattel und starte den Motor. Nach nicht einmal drei Sekunden ist er angesprungen und schnurrt nun wie eine kleine Raubkatze. Dem Drang, kurz eine kleine Runde  in der Einfahrt zu drehen, kann ich nicht widerstehen. Ich lege den ersten Gang, fahre aber bloß mit schleifender Kupplung. Ich freue mich wie ein kleines Kind, das einen Lollie bekommen hat. Viel zu lange bin ich nicht mehr gefahren und das Gefühl ist berauschend.

Röhrende Motorengeräusche nähern sich mir und ich halte an. Den Ständer wieder ausgeklappt, steige ich ab und stelle mich neben das Motorrad. Am Ender der Straße kann ich einen Motorradfahrer auf einer schwarzen Maschine erkennen. Wow, er hat es tatsächlich unter zehn Minuten geschafft. Er hupt kurz und winkt mir zu. Ich schlucke und starre bloß auf seine sich nähernde Gestalt. Er trägt eine schwarze Lederjacke und Jeans, die, im Gegensatz zu meinen, nicht alt aussehen. Sein Helm ist ebenfalls schwarz. Seine gesamte Erscheinungsform hat nichts bedrohliches an sich, sondern sie sieht elegant aus und - niedlich. Punkt. Elegant und niedlich. Ich hab sie doch nicht mehr alle.

Er parkt neben meinem Motorrad, bleibt aber sitzen. Er nimmt seinen Helm ab und grinst mich an. Mein Gesicht spannt und ich merke, dass ich ebenfalls grinse. >>Hey<<, begrüßt er mich, >>na, bereit loszufahren?<<
>>Hi. Darauf kannst du wetten.<<, scherze ich. Ich gehe in die Garage und schnappe mir meine Sachen. Ich ziehe mir die Jacke an und klemme mir den Helm unter den Arm.
Ich versuche, wie gestern auch, elegant zu sein - und heute scheitert es mal nicht. Ich schwinge mich gekonnt auf das Motorrad und bleibe dann hoffentlich sexy darauf sitzen.
Ich blicke zu Ciaran, der wie üblich grinst. >>Wollen wir nur so umherfahren, oder haben wir ein Ziel?<<, frage ich ihn.
>>Ich folge dir heute mal überall hin und lasse mich daher überraschen<<, raunt er.
Darauf kichere ich wie eine bekloppte, aber das ist mir egal. Indem er so vollkommen normal bleibt, wirkt er ziemlich charmant, umwerfend, verdammt heiß und...Hör auf, sonst sabberst du noch!

>>Na dann. Los geht's<<, verkünde ich und setze meinen Helm auf. Ich starte den Motor erneut und fahre diesmal auf die Straße. Ciaran tut es mir gleich und fährt direkt hinter mir her.

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