Verfolgt

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Nachdem wir etwa eine halbe Stunde ziellos durch den Ozean geschwommen waren merkte ich, dass Aiden zunehmend ungeduldig wurde. Er war es Leid etwas zu suchen, was seiner Meinung nach gar nicht existierte. Aber ich wusste, dass es stimmte, dass es diesen Ort der Stimmen gab und dass ich ihn finden musste.

Ich weiß, dass das total bekloppt klingt und wenn ich nicht ich wäre würde ich es ja auch für völlig hirnverbrannt halten, aber ich fühle eine seltsame Verbundenheit mit dieser Geschichte und ganz besonders mit den Schreien in meinem Kopf.

Ich hörte sie noch immer und fühlte mich langsam wie ein altes Radio. Ich drehte immerzu am Rad und versuchte einen Sender reinzubekommen, aber die meiste Zeit hörte ich nur Rauschen. Das konnte einem verdammte Kopfschmerzen bereiten. Mein Schädel dröhnte schlimmer, als an dem Tag, an dem Bauarbeiter mit Presslufthammern unsere Straße ausgebessert hatte und ich hatte da obendrein noch einen Kater.

Ich weiß nicht ob das was bringt, sagte Aiden irgendwann und nahm sanft meinen Arm. Ich sah in seine seegrasgrüne Augen und hätte die Suche am liebsten sofort abgebrochen und mich ruhig mit Aiden zurück auf den Sand ins Korallenriff gesetzt und mich einfach nur an ihn gekuschelt. Seltsamerweise hatte ich immer noch das Gefühl, dass ich weiter musste, dass da noch etwas war, das von mir gefunden werden musste.

Es ist schwierig zu verstehen, aber wir müssen diesen Ort finden. Ich habe da so ein Gefühl…Ich wusste nicht so genau, wie ich es ausdrücken sollte und brach ab.

Es ist dir wichtig und ich vertraue dir. Lass uns noch eine halbe Stunde suchen und dann zurück nach Antigua schwimmen, sonst schaffen wir es nicht mehr im Hellen zurück und bei den ganzen Gruselgeschichten sollten wir lieber nicht allein im Meer herumschwimmen, meinte er und ich musste kichern.

Aber ich hab doch dich und du passt auf mich auf, sagte ich und hoffte, dass er das auch könnte, wenn ein Haufen meerjungfrauenwütige Wissenschaftler ankämen.

Ich horchte wieder auf die Stimmen, während wir weiterschwammen und plötzlich wurden sie ganz klar.

Ha, das habe ich einen Sender gefunden, dachte ich. Mein Humor zeigte sich echt immer in den unpassendsten Momenten.

Ich bemerkt, dass es eigentlich gar kein Schrei war, sondern eine Stimme, die klar hervor trat. Leiser im Hintergrund hörte ich die anderen Stimmen, wie einen Chor.

Hilf uns, Louisa…Hilf uns…sagte die Stimme und ich fragte mich unwillkürlich, woher sie meinen Namen kannte. Es war eine schöne Frauenstimme, die mir irgendwie bekannt vorkam.

Ich hab was, sagte ich aufgeregt zu Aiden. Tatsächlich wusste ich auf einmal genau, wo wir hin mussten.

Hier lang, sagte ich und schwamm schnell voraus. Ich spürte, dass mein Freund mir folgte. Zielstrebig schwamm ich durch den Ozean. Ich kannte den Weg, obwohl ich natürlich noch nie zuvor hier gewesen war. Es war wie ein unsichtbares Seil, das mich voran zog und mir den Weg wies. Ich wusste, dass ich ihn gar nicht verfehlen konnte.

Wir sind fast da, sagte ich und nahm Aidens Hand. Ich hatte verdammt Schiss. Das hier war wie in einem richtig fiesen Horrorfilm, so einem bei denen nicht mal ich mit meinem unpassenden Humor mehr lachen konnte.

Plötzlich tauchte etwas in der Ferne auf. Es war dunkel und ich dachte zuerst es wäre ein Hai. Ich dachte das irgendwie immer, wenn ich etwas im Wasser sah, dass ich nicht definieren konnte. Musste mit meiner tief verwurzelten Haiphobie zusammenhängen. Ich klammerte mich fester an Aiden.

Ist das ein Hai, fragte ich panisch und verkrampfte mich.

Nein, das ist viel zu groß für einen Hai, beruhigte mich Aiden, oder zumindest versuchte er das.

AQUA - Stimme des Meeres (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt