Gejagt

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Ich rannte so schnell mich meine Beine trugen und streckte die Arme nach vorne um nicht ungebremst in eine Wand zu rennen, schließlich war es immer noch stockdunkel. Mein Herz raste und mein Atem ging schnell. Sofort bekam ich Seitenstechen und hätte gerne angehalten, aber das ging nicht, wenn ich nicht von den Menschen eingeholt werden wollte.

Tack und Nathanial liefen genauso schnell wie ich. Sie waren unsicherer auf ihren zwei Beinen, als ich, weil sie es vermutlich nicht gewohnt waren sich an Land fortzubewegen, aber sie waren größer als ich und machten einen Schritt, wenn ich locker zwei brauchte.

Ich hörte die Menschen näher kommen und mir brach der Schweiß aus. Meine Kehle wurde trocken und ich hatte absolut keine Ahnung wohin wir unterwegs waren.

Einfach nur weg, dachte ich und rannte weiter.

Plötzlich schaltete sich ein orangerotes Dämmerlicht ein, das von den Generatoren kommen musste. Die Notbeleuchtung war angegangen, was bedeutete, dass auch viele Geräte wieder funktionieren mussten. Es war schneller gegangen, als wir gehofft hatten und war hatten auch keine Chance mehr vorsichtig nach den Meermenschen zu suchen.

„Wie sollen wir sie nur finden?“, rief ich meinen Begleitern keuchend zu und der stechende Schmerz in meiner Brust verstärkte sich, als ich sprach.

„Wir müssen uns trennen“, sagte der, der rechts von mir lief (ich glaube es war Tack), „dann können sie uns nicht so leicht folgen.“

„Aber sie sind doch viel mehr als wir.“, gab ich zu bedenken und schlug einen Haken nach links, als wir an eine Ecke kamen. Ich bog einfach immer irgendwohin ab ohne lange zu überlegen. Jetzt galt es einfach nur schnell zu sein und die Menschen abzuhängen. Leider hatten sie gleich mehrere Vorteile auf ihrer Seite. Sie waren mehr, kannten sich hier aus und waren obendrein auch noch schneller, als wir. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie und eingeholt hätten.

„Sollen wir umdrehen und auf Konfrontation setzten?“, fragte Nathanial, oder jedenfalls der von den beiden, der links von mir lief.

„Nein“, sagte ich keuchend, „sie sind mehr als wir und haben sicherlich Waffen.“

„Uns bleibt aber nicht mehr viel anderes übrig.“, sagte Tack, „entweder das, oder wir trennen uns. Wenn wir so weiter laufen haben sie uns bald.“

„Okay, bei der nächsten Abzweigung trennen wir uns.“, sagte ich und richtete den Blick starr auf das Ende des Ganges. Noch etwa zehn Meter. Wie groß konnte diese Insel eigentlich sein? Wir waren mehrere Treppen rauf und runter gehechtet. Vielleicht liefen wir auch die ganze Zeit einfach nur im Kreis. Mir kam der Gang nicht bekannt vor, aber ich hatte mir auch nicht gerade alle Wege genau eingeprägt, die wir langgerannt waren.

Plötzlich hörte ich Schüsse und das Fenster in einer Tür links von mir zerbarst. Splitter verteilten sich über den Gang und ich versuchte nicht mit meinen nackten Füßen hineinzutreten, aber es war zwecklos. Die Scherben waren überall. Noch ein Schuss, noch ein Klirren. Jetzt hatte es ein Fenster rechts erwischt. Ich trat versehentlich mit in eine große Scherbe und ein Schmerz durchzuckte meiner linken Fuß. Ich wusste nicht, ob sie noch drinsteckte, oder nicht. Ich hinterließ blutige Fußabdrücke auf dem grauen Linoleumboden und biss die Zähne zusammen, weil es so wehtat.

„Ich bekomme keine Luft mehr.“, japste Tack neben mir und auch Nathanial sah nicht gut aus.

„Tief atmen“, wies ich sie an und bog entgegen unseres Planes bei der Biegung zusammen mit ihnen rechts ab.

„Es geht nicht“, sagte Tack und es klang als müsste er die Worte aus seinem Mund pressen.

„Die Luft ist zu trocken. Wir brauchen Wasser.“, stöhnte Nathanial und ich bemerkte, dass wir unbewusste etwas langsamer geworden waren.

AQUA - Stimme des Meeres (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt