Neue Herausforderungen

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Ich kroch durch die staubigen Schächte und kam mir vor, wie eine Raupe auf Expedition. Es war ziemlich finster, besonders weil aus den Räumen, in die ich alle paar Meter durch kleine Gitter spähen konnte, immer noch nur das dämmrige orangefarbene Licht der Notgeneratoren drang.

Ich hatte gerade so viel Platz, dass ich mich in (gefühlten) Millimeterschrittchen fortbewegen konnte und nicht stecken blieb. Das war aber auch schon das Beste, was ich über diese „Gänge“ sagen konnte. Ich war immer wieder kurz vorm Niesen, weil der Boden mit einer mindestens drei Zentimeter dicken Schicht Staub (und was nicht sonst alles noch) bedeckt war. Ich schaffte es jedes Mal, mir so gerade noch die Hand vor den Mund zu pressen um das Niesgeräusch zu ersticken.

Vorsichtig, um nicht entdeckt zu werden, lugte ich in jeden Raum hinein und hoffte, dass ich durch Zufall den Kontrollraum wiederfinden würde.

Weißt du, wie ich überhaupt durch die Schächte zum Kontrollraum komme, fragte ich meine Mutter per Gedankensprache. Jetzt, wo ich es mehrfach gemacht hatte, fiel es mir viel leichter Telepathie zu benutzen, während ich in Menschengestalt war. Es war wahrscheinlich alles nur Übungssache.

Wäre ja irgendwie genial diese Technik in Klassenarbeiten zu nutzen. Wieso dachte ich da gerade drüber nach? Ich musste mich wirklich zusammenreißen und auf das Wesentliche konzentrieren und das war gerade definitiv wichtiger, als eine neue Schummeltechnik für eine Klausur.

Louisa, alles in Ordnung, hörte ich meine Mutter einen Moment später fragen.

Ja, prinzipiell schon, aber ich habe keine Ahnung wo der Kontrollraum ist und hier gibt es nicht gerade Wegweiser drin, sagte ich und unterdrückte schon wieder ein Niesen, als ich wieder den Staub aufwirbelte. Ich konnte wirklich froh sein, dass ich keine Hausstauballergie hatte.

Er müsste weit unten sein und etwa in der Mitte der Insel. Versuch weiter nach unten zu kommen und dann müssen wir einfach ein bisschen Glück haben.

Na super, unser aller Schicksal hing also von meinem Glück ab.

Ich werde weiter suchen und den Raum finden, sagte ich mehr zu mir selbst, als zu meiner Mutter. Optimismus konnte ich jetzt schließlich gut gebrauchen.

Vorsichtig kroch ich weiter durch den schmalen Tunnel. Hätte ich Platzangst wäre das hier die Hölle für mich gewesen. Dabei war es auch so schon nicht schön, sich durch eine tiefe Schicht Staub und dergleichen zu kämpfen und obendrein nicht einmal genau zu wissen wo es langging.

Bei der nächsten Abzweigung nahm ich den Schacht, der ein bisschen abfällig zu sein schien. Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein, weil ich es gerne so hätte. Eine richtige andere Möglichkeit hatte ich aber nicht. Ich musste den Kontrollraum, um jeden Preis, finden und das Tor öffnen. Es war die einzige Möglichkeit, die uns blieb und ich hätte alles getan um meine Mutter nicht wieder zu verlieren. Wir hatten so viele Jahre, beinah mein ganzes Leben aufzuholen.

OMG, das klang wirklich nach einem billigen Ich-rette-die-Welt-Action-Film.

AQUA - Stimme des Meeres (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt