#16 - Unbelievable.

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Ich hatte vergessen, wieso ich hier überhaupt stand.

„Sam! Schön, dass du endlich da bist! Und ist doch nicht so schlimm", lächelte mich Mom an.

„Das hier ist meine Tochter Samantha, sie arbeitet momentan als meine persönliche Assistentin", stellte Mom mich auf Englisch vor.

Sie sah wieder zu mir und sagte lächelnd: „Und das ist .... Naja, ich glaube kaum, dass ich den Satz zu Ende führen muss", lachte sie.

Nein.

Das musste sie wirklich nicht.

Ich wusste, wer das vor mir war.

Und zwar niemand anderes.

Als.

One.

Direction.

One Direction höchstpersönlich.

Liam, Niall, Zayn, Louis – und Harry.

Und Harry.

Harry.

HARRY.

HAAAAAAAAAAAARRY!!!!!!!!!!

Ich glaube, ich sah ziemlich dämlich aus, wie ich dastand, die eine Hand immer noch auf der Türklinke und mit offenem Mund.

Ich versuchte mich zu fassen. Ich ließ die Klinke los, strich mir mit den Händen über den Rock, dann über die Haare und räusperte mich lächelnd.

„Ähm, nein, ich weiß, dass das The Wanted ist", sagte ich zuckersüß und zeigte mein schönstes Zahnpasta-Werbungs-Lächeln.

Ich sah von einem zum anderen. In den ersten zwei Sekunden entgleisten allen fünf ihre Gesichtszüge.

Göttlich! Wieso konnte ich diesen Augenblick nicht filmen!

Bis Louis anfing zu lachen.

Na also, ich dachte schon, der Witz käme gar nicht mehr bei ihnen an.

Ich lächelte und mein Blick sprang kurz zu Harry. Er sah mich unentwegt mit einem umwerfenden Lächeln auf den Lippen an. Er sah genauso ungläubig aus wie ich es bestimmt auch tat.

Ich konnte es nicht fassen.

Er saß hier. Vor mir. Im Büro meiner Mutter.

ER SASS HIER VOR MIR.

Die Jungs amüsierten sich immer noch über meinen Witz. Niall kriegte sich gar nicht mehr ein und lachte immer noch lauthals mit seiner witzigen Lache.

Ich riss mich zusammen und sah meine Mutter fragend an. Sie verstand mich sofort und erklärte mir: „Die Jungs sind hier, um mit mir ihren Auftritt bei den EMAs zu besprechen. Allerdings warten wir seit einer halben Stunde auf ihren Manager. Du bist also nicht die einzige mit Verspätung heute", neckte sie mich und grinste mich frech an.

„Mom, das tut mir echt wahnsinnig leid, ehrlich!", entschuldigte ich mich abermals, aber Mom winkte ab und lächelte mich an.

Ich merkte erst jetzt, dass wir immer noch auf Englisch sprachen.

Ich wechselte ins Deutsche und fragte, während ich die Tür hinter mir schloss und näher zum Schreibtisch trat: „Bist du gestern eigentlich gar nicht nach Hause gekommen?"

„Nein", antwortete sie seufzend und tippte auf der Tastatur ihres Macs herum, „wir hatten ein paar Probleme bei der Vorbereitung, mal was ganz Neues" – sie verdrehte die Augen – „deswegen hab ich im Apartment geschlafen."

Für solche Fälle hatte sich meine Mom ein kleines, aber feines Apartment hier in der Nähe gekauft, um dort übernachten zu können, wenn es abends – oder eher nachts – einmal zu spät zum Heimfahren wurde und sie zu geschafft war.

„Achso", erwiderte ich.

Erst jetzt fiel mir ein, dass ich ja eigentlich Moms Assistentin war und wandte mich auf Englisch an die Jungs: „Möchtet ihr etwas trinken? Saft, Kaffee, heiße Schokolade, Wasser?"

Sie einigten sich auf Orangensaft. Ich lächelte ihnen noch einmal zu und lief in den hinteren Teil des großen, lang gezogenen Büros.

Er war hier.

Exakt hinter mir. Und wahrscheinlich betrachtete er mich gerade.

Mein Magen fuhr Achterbahn und ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen.

Ich machte mich an einem der Hängeschränke zu schaffen, als neben mir eine der Hintertüren aufging, jemand an mir vorbeiging und mir dabei auf den Hintern schlug.

„Ey!", rief ich und drehte mich um, um mich nach dem fliehenden Übeltäter umzuschauen.

Ach, mein heißgeliebter Bruder. So sieht man sich wieder.

Er war schon fast auf der anderen Seite des Raums angekommen, grinste mich nur einmal frech an und warf mir eine Kusshand zu.

„Schön, dass du es heute noch hierher geschafft hast", rief er sarkastisch und verschwand durch die Tür.

„Ich bin total stinksauer auf dich! Du hättest mich wecken sollen, du Blödmann!!", rief ich ihm hinterher.

Ich drehte mich mit finsterer Miene zurück zum Schrank, als die Tür wieder aufging. Leo kam zurück und umarmte mich von hinten. Er begann, einen Kuss nach dem anderen auf meine Wange zu pflanzen. Zwischen den Bussis sagte er jeweils ein Wort: „Du – bist – aber – so – süß – wenn – du – schläfst – da – schimpfst – du – nämlich – nicht – ständig."

Ich musste lachen und versuchte, mich aus seinem Klammergriff zu befreien, doch scheiterte kläglich.

„Hört auf zu flirten!", fuhr plötzlich die Stimme unserer Mutter neckend auf Englisch zwischenrein.

Sie hatte sich mit den Jungs unterhalten und war wohl noch so in der Sprache drinnen, dass sie gar nicht ins Deutsche wechselte.

„Wir flirten nicht!", verteidigte ich mich, doch Leo sagte genau gleichzeitig: „Das ist leider nicht möglich."

Ich drehte mich lachend mühevoll in Moms Richtung – und sah die Gesichtsausdrücke der Jungs.

Mir blieb das Lachen im Hals stecken.

Ach du Heiliger.

Wie konnte ich so blöd sein.

Wie sah das wohl gerade aus zwischen Leo und mir?! Ohgottohgottohgott.

„Jetzt lass mich los", sagte ich unwirsch und befreite mich aus seinem Griff.

Er schien meinen Stimmungswechsel nicht zu merken, sondern lachte nur weiter.

Ich sah zu Harry.

Und er sah mich an. Sein Blick war unbeschreiblich. Unbeschreiblich traurig und gebrochen.

Mein Herz fing wieder an, so zu schmerzen wie gestern. Es pochte und pochte und pochte. Ich konnte den Blick nicht abwenden. Ich wollte ihm mit meinem Blick signalisieren, dass Leo mein Bruder war, nicht mein Freund! – doch anscheinend verstand er es genau gegenteilig, wieso ich meinen Blick nicht abwandte.

Er war nun derjenige, der wegschaute. Er schlug seine Augen nieder, sodass seine langen Wimpern über seine Wangen strichen. Sein Rücken sackte ein wenig zusammen und er versuchte, tief durchzuatmen.

Plötzlich sah er mit versteinerter Miene auf und sagte zu meiner Mom: „Ist es in Ordnung, wenn ich mal eben auf die Toilette gehe?"

Mit diesen Worten verschwand er durch die Tür.

Und war weg.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt