#59 - Los geht's

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Ich griff nach meinem Handy und wählte Caros Nummer. Währenddessen begann ich, kreuz und quer durch mein Zimmer zu  laufen, um alles auf mein Bett zu werfen, was ich mitnehmen musste, wollte, sollte – wie auch immer.

Wir redeten ein paar Minuten miteinander, in denen ich ihr ungefähr dreihundertmal bestätigen musste, dass es mir gut ging.

„Wenn du mich noch einmal fragst, ob es mir gut geht, schrei ich das ganze Haus zusammen", sagte ich irgendwann halb genervt und halb lachend.

„Okay okay, ich sag nichts mehr. Ich mach mir halt einfach nur Sorgen", verteidigte sie sich  und ich beruhigte sie: „Das weiß ich doch, Ca, aber mir geht's gut. Wirklich."

Ich war gerade auf dem Weg in den Keller, um mir ein paar 0,5-Liter-Apfelschorle-Flaschen zu holen.

„Du, ich muss dich jetzt leider abwimmeln, aber ich muss gleich los, und ich muss nochmal alles durchgehen, ob ich auch nichts vergessen habe", sagte ich entschuldigend. Caro verstand das natürlich sofort und wir verabschiedeten uns voneinander (was ungefähr nochmal drei Minuten dauerte, weil sie mir einen weiteren Vortrag über den heutigen Tag hielt. Langsam ging es mir dann doch echt auf die Nerven.)

„Danke, Caro, ich kann schon auf mich aufpassen, schließlich pass ich ständig auf mich selber und auf andere Leute auf", sagte ich und spielte darauf an, dass ich sehr oft bei Geburtstagen und sonstigen Partys für sie oder Ilona oder andere Leute Kindergärtnerin spielen musste.

Als sie dann endlich auch aufgelegt hatte, hastete ich zurück in mein Zimmer und betrachtete die Sachen auf meinem Bett.

Ich ging sie grübelnd durch. Eigentlich hatte ich alles.

Wenn nicht, dann hatte ich eben Pech gehabt.

Ich verstaute alles in meiner Tasche – ich war erstaunt, dass es alles hineinpasste. Nur meine Bluse würde ich in der Hand tragen, damit sie nicht verknitterte.

Ich hatte jetzt eine bequeme Röhrenjeans und ein schwarzes Top an. Als ich unten bei der Garderobe war, zog ich meine kurze Jeansjacke an und schlüpfte in meine Supra-Hightops.

„Ciao, Leo!", rief ich und wartete, bis sich die Wohnzimmertür öffnete und er erschien. Er schloss fest die Arme und mich und wünschte mir viel Spaß.

„Pass auf dich auf, Kleine", sagte er und ich nickte.

„Ich schreib dir vielleicht ab und zu mal, okay, aber antworte dann bitte nicht, ich glaube nicht, dass ich Zeit habe, wirklich zu schreiben. Ich will dich nur wissen lassen, ob alles in Ordnung ist."

„Geht klar, danke", sagte er und umarmte mich ein letztes Mal. Dann ging ich nach draußen. Ich zog die Haustür hinter mir zu und stopfte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Ich drehte die Musik bis zum Anschlag auf und lief in Richtung S-Bahn-Station.

Ich sah auf die Uhr meines Handys und stellte zufrieden fest, dass ich pünktlich an Joys und meinem Treffpunkt erscheinen würde.

So war es dann auch.

Ich war schon vor zwanzig vor zwei da und wartete dann ein paar Minuten auf sie. Ich hatte den ganzen Weg meine Gute-Laune-Playlist abgespielt, weswegen meine Laune jetzt gerade wirklich total gut war und ich mit einem Grinsen im Gesicht vor mich hin summte.

Jemand zog mir einen Ohrstöpsel aus dem Ohr und ich sah in Joys grinsendes Gesicht.

„Da hat jemand aber gute Laune!", stellte sie fest und umarmte mich als Begrüßung.

„Aber klaro! Wenn ich dir die Playlist zeige, wirst du verstehen, wieso!", erwiderte ich. Sie lachte und wir schlenderten auf den Eingang zu. Wir kramten beide unsere Geldbeutel hervor und zeigten dem Security-Mann unsere EMAs-Ausweise.

„Woah, ich komm mir so wichtig vor", kommentierte Joy leise, als wir an dem Hünen vorbeigegangen waren und wir brachen beide in Lachen aus.

Wir unterhielten uns, während wir die Gänge entlangliefen und dann in den ‚Backroom' gingen. So hieß der Raum offiziell, der extra für die ‚Gastronomiemitarbeiter' war, wie Wayne erklärt hatte.

Als ich die Tür öffnete, waren wir die ersten im Raum, abgesehen von Nina, die gerade telefoniert hatte und das Handy genau in dem Moment vom Ohr nahm, als wir hineintraten.

„Hey, ihr zwei! Ihr seid aber früh dran!", begrüßte sie uns lächelnd und ich dachte wieder einmal unwillkürlich, wie wunderschön sie war und wie sehr sie Jessica Alba ähnelte.

„Hallo Nina", grüßte Joy lächelnd zurück, „macht das was, dass wir so früh dran sind? Wir dachten uns, dass es nicht schaden kann, früher zu kommen..."

„Nein nein, im Gegenteil, das ist super! Solche Leute gibt es fast gar nicht mehr, die mitdenken und auf die man sich so verlassen kann! Ich find das total lobenswert und toll, dass ihr schon da seid!" Während sie das sagte, sah sie schon wieder auf ihr iPhone und antwortete auf eine Nachricht, die gerade eingetrudelt war.

Sie fuhr sich durch ihre schönen goldblonden Locken und meinte: „Sorry, Mädels, ich bin grad echt gestresst, oh man..."

„Können wir dir irgendwie unter die Arme greifen? Irgendetwas helfen?", bot ich natürlich sofort an und Ninas Blick wanderte von ihrem Handy zu mir und ein breites Lächeln ließ ihre Augen erstrahlen.

„Das wäre super! Oh man, was wäre ich ohne euch!"

Wir lächelten sie an und folgten ihr, als sie im gehetzten Stechschritt aus dem Backroom ging.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt