#34 - Einführung

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Als ich den Raum hinter Joy betrat, sah ich einige Pappkartons, die dort herumstanden. Was da wohl drinnen war?

Ansonsten waren in dem Raum ein Kühlschrank neben einer kleinen Küchenzeile und außerdem noch ein paar Stühle.

Als wir alle in dem Raum drinnen waren, wurde es wirklich eng.

„Okay, setzt euch bitte einfach auf den Boden", rief Wayne und nach einer Minute saßen alle und waren auch still genug, dass er anfangen konnte.

„So", lächelte er und rieb sich seine Hände, „erst einmal zum Organisatorischen noch. Ihr müsst am Samstag bitte um zwei alle hier sein. In diesem Raum."

Ich zog mein Handy aus meiner Tasche, um alles als Notiz aufzuschreiben.

„Gute Idee", raunte mir Joy zu und holte ebenfalls ihr Handy heraus.

„Wir haben für jeden von euch einen offiziellen Mitarbeiterausweis, damit ihr hier ohne Probleme rein- und rauskommt. Den teile ich euch später aus, wenn ich eine kleine Pause mache.

Wenn ihr um 14.00 Uhr hier seid, macht ihr euch fertig und zieht euch um. Ihr müsst alle bitte in einer schwarzen Hose kommen und einer schwarzen Bluse – für die Mädels – oder eben in einem schwarzen Hemd – für die Jungs – kommen. Ich bitte euch darum, dass die Blusen und Hemden nagelneu und komplett makellos sind. Ich denke, das ist nicht so schlimm, wenn ihr euch extra dafür etwas kaufen müsst" – er machte eine Kunstpause und lächelte – „schließlich kriegt ihr hier für diesen Abend dreihundertfünfzig Euro."

Mir fiel die Kinnlade herunter und ich drehte mich zu Joy. „Whaat?!", fragte ich mit aufgerissenen Augen.

Wow, das hatte Mom mir gar nicht gesagt!

Es kam ein ziemliches Gemurmel auf, anscheinend hatte so gut wie niemand gewusst, dass man so viel dafür kriegen würde.

„Also denke ich", fuhr Wayne lauter fort, „dass es okay ist, wenn ihr euch für dreißig Euro eine gute Bluse oder ein gutes Hemd kauft, das wird ja dann drinnen sein."

„Aber sowas von", meinte Joy leise.

„Jetzt zu den Hosen. Jungs, ihr zieht bitte schwarze Anzughosen an. Mädels, ihr dürft ein wenig kreativer sein. Entweder eine schwarze Hose, ihr könnt euch aber auch für eine schwarze blickdichte Stumpfhose mit einem Rock entscheiden. Bitte bringt aber mehrere Sachen am Samstag mit, wenn etwas unpassend ist, könnt ihr also etwas anderes anziehen. Ich hoffe, ihr habt alle Verständnis dafür, aber immerhin sind wir hier bei den European Music Awards, meine Lieben, da kann man nicht in seinen abgetragenen Lieblingsklamotten herumlaufen", sagte er grinsend und zwinkerte uns allen zu.

„Also, hier in diesen Kartons", Wayne deutete auf die Kisten, die ich vorhin schon gesehen hatte, „sind eure Schürzen und die Bestellhandautomaten drinnen. Jeder von euch bekommt eins von beidem, schließlich werde ich euch nicht mit Block und Kugelschreiber herumlaufen lassen. Später werde ich euch zeigen, wie die Dinger funktionieren. Wer von euch hat denn schon damit gearbeitet?", fragte er und sah in die Runde.

Es meldeten sich knapp die Hälfte der Leute, ich auch. Wenn man kapiert hatte, wie so ein Handgerät funktioniert, war es wirklich nicht schwer.

Ich grinste zufrieden in mich hinein. Wie cool, dass ich das nicht extra jetzt lernen musste.

„Ist das schwer??", fragte mich Joy panisch und klammerte sich an meine Hand. Ich schüttelte den Kopf und beruhigte sie: „Nein, das ist echt einfach. Außerdem müssen wir wahrscheinlich jeweils eh nur zwei Tische oder so bedienen. Wenn man sieben Tische hat, wird es kompliziert, aber das ist hier ja nicht der Fall."

Sie sah einigermaßen beruhigt aus, aber immer noch besorgt.

„Joy, du bist nicht blöd, du kannst das! Aber das ist komisch, dass das bei euch im Hilton-Hotel nicht benutzt wird?"

Ich sah sie fragend an und sie verdrehte die Augen und erklärte mir: „Unser Gastronomieleiter ist so ein alter Sack, der alles Technische vehement ablehnt. Sogar die Geschäftsführung hat sich schon mit ihm angelegt deswegen, aber er will es nicht. Gott sei Dank geht er in ein paar Monaten in Rente, dann kommt eine neue Leitung und dann machen wir das hoffentlich." Sie verzog genervt den Mund und wir lenkten beide unsere Aufmerksamkeit wieder zu Wayne, der nun weitermachte: „Wir müssen dann schauen, ob alles passt – ob alle Bestecke da sind, ob sie sauber sind, ob die Gläser sauber sind, ob die Stühle gerade stehen und so weiter und so weiter. Die meisten von euch werden einen Tisch zum Bedienen bekommen" (okay, doch keine zwei) „und ein paar werden aber auch zwei bekommen." (okay, vielleicht doch zwei. Mal sehen.)

Die Einführung ging noch eine lange Zeit weiter. Uns wurden in Kleingruppen die Bestellgeräte erklärt (sie funktionierten natürlich genauso wie die, die ich benutzt hatte beim Arbeiten), dann wurden wir herumgeführt durch den Speisesaal und uns wurde der Weg von der Küche in den Speisesaal gezeigt (wahnsinnig schwer: durch eine Schwingtür und dann war nach fünf Metern eine Theke, wo die Teller auf einen warten würden).

Wayne teilte währenddessen die Ausweise aus – es stand alle persönlichen Informationen drauf. Er war wie ein Personalausweis, nur eben für die EMAs. Sogar ein Passbild war drauf – da hatte sich Mom wohl kurzer Hand ohne mir Bescheid zu sagen an meinem Bild vergriffen. Diese Nudel, dachte ich grinsend.

Wir bekamen dann noch einen zehnminütigen Vortrag darüber, was wir für Schuhe tragen durften.

Ich beschloss einfach, ich würde drei Paar mitnehmen und Wayne würde dann aussuchen müssen. Mädels mussten nämlich Absatz tragen – was ich ehrlich gesagt richtig gut fand, weil das einfach hundertmal besser aussah als flache Stiefel oder Ballerinas.

Schließlich wurden wir wieder zusammengetrommelt und Wayne präsentierte uns einen riesigen Plan des Speisesaals.

Ich saß ziemlich weit hinten, weswegen ich nicht lesen konnte, was auf den einzelnen Tischen stand, aber ich hatte schon so eine Vermutung, die durch Waynes nächsten Satz bestätigt wurde: „Hier seht ihr die Tischeinteilung, wer welchen Tisch bedienen muss. Tauschen gibt es nicht, alles bleibt so, wie ich es eingeteilt habe. So, damit wäre ich jetzt fertig. Wenn ihr euch alle den Plan angeschaut habt, geht ihr bitte rüber zur Küchentheke, dort wartet meine Kollegin Nina auf euch, die kurz das Kellnern mit euch durchgeht. Gut, dann sehen wir uns alle am Samstag um zwei hier!"

Er lächelte noch einmal in die Runde und wir applaudierten kurz.

Joy und ich blieben noch etwas länger sitzen, da die Leute sich um den Plan rissen, als ob es ums Überleben ginge.

„Achja, noch etwas!", rief Wayne plötzlich über den Lärmpegel hinweg, der sich daraufhin sofort legte. „Hier stehen jetzt nur die Tischnamen wie A1 oder D3. Am Samstag wird hier der Sitzplan der Stars hängen, dann werdet ihr sehen, wen ihr bedienen dürft. Wir machen das extra, dass ihr am Samstag vorher erfahrt, wen ihr bedient, damit ihr mir dann nicht umkippt, wenn ihr samt Essen auf den Tisch zulauft!", rief er lachend und verließ mit diesen Worten den Raum.

Oh Mann, jetzt war ich wirklich aufgeregt.

Als Joy und ich endlich nach vorne gehen konnten, suchte ich meinen Namen und fand ihn nach ein wenig Suchen. Ich hatte natürlich zwei Tische, war ja klar. Ich freute mich aber tierisch darüber, das war echt cool. Meine Tische waren natürlich extra weit weg von der Küche, sodass ich ziemlich weit laufen musste.

Joys Tisch war exakt neben meinen.

„Ist ja meeeegacool!", freute sich Joy, „dann fühl ich mich nicht so einsam."

Ich lachte. „Ja klar, du wirst dir in dem Raum dann auch wahnsinnig einsam vorkommen, wenn da so um die vierhundert Leute sind, genau Joyiie", erwiderte ich lachend und stieß sie mit der Schulter an, wofür ich nur eine herausgestreckte Zunge und ein Lachen erntete.

Wir gingen aus der Tür heraus und liefen in Richtung Küche.

HeartbeatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt