40. Kapitel - (Un)erwünschte Person

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Emilia's Sicht

Sah ich erst die Person an und dann Ju.
Ich keuchte und machte auf dem Ansatz kehrt.
Wieso war sie hier? Bei meinem Ju?
Ich rannte ohne auf Ärzte, Krankenschwestern, Patienten oder Besucher zu achten auf die Toilette und schloss mich in einer Kabine ein.
Ich setzte mich auf den Klodeckel, den ich vorher herunter geklappt hatte, und starrte vor mich hin.
Ich wusste, das mein Verhalten kindisch war. Aber wegen ihr hatten Ju und ich Streit und wegen ihr hatte Ju sich fast umgebracht. Nur wegen ihr mussten Ju, ich und natürlich auch die Anderen das hier gerade ausstehen.
"Emilia?!" rief sie.
Oh nein, bitte nicht! Wehe sie kommt hierher.
"Emilia, ich weiß, dass du hier bist!" rief sie erneut.
Schön für sie.
"Emilia, bitte! Es tut mir Leid, das mit Ju hätte nicht passieren dürfen. Ich..."
"Shanti, verschwinde!" rief ich.
Sie blieb scheinbar direkt vor meiner Kabine stehen.
Ich behielt recht, denn sie klopfte an der Tür.
"Emilia, bitte. Lass mich es dir erklären..." sagte sie. Hörte ich da,sowas wie Trauer in ihrer Stimme? Nein, das konnte nicht sein.
"Warum sollte ich dir zuhören? Nimm mir doch Ju weg! Was anderes kannst du doch eh nicht!" schrie ich.
"Emilia, ist stecke genauso in der Scheiße drin" sagte sie verzweifelt.
"Das hast du auch verdient!" sagte ich zickig.
"Wahrscheinlich..." murmelte sie niedergeschlagen.
"Geh einfach!" sagte ich.
"Ich wills gut machen. Wirklich!" sagte sie ernst.
"Was geschehen ist, ist geschehen und das kann keiner Rückgängig machen! Doch wenn du etwas gut machen willst," das 'gut' sprach ich ironisch aus. "dann geh einfach weg, halt dich von uns fern und komm nie wieder. Verschwinde einfach aus Ju's und meinem Leben!" sagte ich und wurde immer lauter.
"Das tue ich auch, aber bitte, hör mir zu" bat sie mich noch einmal. Sie war wirklich traurig und verzweifelt.
Ich sagte nichts und das nahm sie als Erlaubnis zu reden.
"Also, Ju und ich wir waren immer schon gut befreundet. Ganz am Anfang waren wir mal zusammen, aber das war vor 3 Jahren. Damals hatte er ständig irgendwelche Affären und fremde Mädchen im Bett. Er ist mir immer fremdgegangen. Und schwor mir danach immer, er würde nur mich lieben und niemals mehr fremd gehen. Doch spätestens nach 2 Tagen erwischte ich ihn wieder mit einem Mädchen... und wenn sie sich nur küssten. Bald wurde mir das zu viel und ich machte Schluss. Ich war damals auch depressiv und hatte mich geritzt... Ju kam wieder an und wollte mich wiederhaben. Er versprach mir, er würde sich ändern. Doch das tat er nie. Irgendwann schaffte ich es dann wirklich einen Schlussstrich zu ziehen und zog von jetzt auf sofort in eine andere Stadt. Vor 1 1/2 Jahren zog ich dann wieder nach Köln. Ich war also nur 1 1/2 Jahre weg. Aber diese Zeit brauchte ich ich. Ich lernte Ischtar kennen, meine beste Freundin, sie half mir komplett von Ju weg zu kommen. Zurück in Köln zogen wir zusammen in eine WG. Ich war komplett von Julien weg. Ich hatte mich verändert. Ju leider nicht. Er trank am Wochenende unaufhaltsam und unter der Woche schneidete bis in den Morgen an seinen Videos und lag ständig mit Anderen im Bett. Wir freundeten uns wieder an. Auch er war über mich hinweg. Ich schaffte es jedoch nicht, ihm zu helfen. Die ganze Zeit hatten wir nicht so richtigen Kontakt. In der Zeit habe ich mich in jemanden verliebt und bin seit 5 Montagen glücklich mit ihm zusammen. Naja, du kennst ja bestimmt das Gerücht, dass Asiaten keinen Alkohol vertragen..." sie lachte etwas. Es klang eher verzweifelt. "nun ja... das stimmt. Es war nie meine Absicht euch auseinander zu bringen. Wirklich nicht. Ich weiß auch gar nicht, wieso wir uns überhaupt geküsst haben..." Sie hielt kurz inne. "Auf jeden Fall hat mich mein Freund verlassen. Und die Aussicht auf eine Versöhnung sieht sehr sehr schlecht aus. Meine Beziehung ist kaputt und ich bin heute gekommen um mich zu entschuldigen und um mich zu verabschieden" endete sie. Sie war wirklich total am Boden. Ich hatte Mitleid mit ihr.
Ich öffnete vorsichtig die Tür. Sie saß an die Wand gelehnt und hatte ihr Gesicht in ihren Händen vergraben. Sie weinte hemmungslos. Auch ich hatte Tränen in den Augen. Ihre Geschichte hatte mich total mitgenommen und ich war ihr auch nicht mehr böse.
Vorsichtig setzte ich mich neben sie und legte einen Arm um sie.
"Das tut mir Leid" flüsterte ich mitfühlend.
"Bist du nicht mehr böse auf mich?" schniefte sie und schaute mich aus verheulten Augen an.
"Ich weiß nicht, ich glaube nicht, aber ich bin wieder mit Ju zusammen... und du bist nicht mehr mit deinem Freund zusammen. Dir geht es auf jeden Fall schlechter" murmelte ich.
Sie umarmte mich und flüsterte: "Danke."
Ich erwiderte die Umarmung.
Ich hab keine Ahnung wie lange wir da saßen und redeten oder schwiegen, aber irgendwann standen wir auf und waren auf dem Weg zurück zu Ju's Zimmer. Wir sahen beide wieder normal aus, so als ob nichts passiert wäre.
"Ist irgendwas passiert? Ihr wart unglaublich lange weg!" fragte Ju nervös und musterte uns.
"Nee nee, alles in Ordnung. Wir haben uns ausgesprochen, das musste mal sein" sagte ich und legte einen Arm freundschaftlich um Shanti.
Sie war gar nicht so übel und ich verstand sie.
Ju fielen fast die Augen aus dem Kopf.

Eine Frage der Perspektive - Julien Bam FF {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt