37. Kapitel - Der Rassist

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Emilia's Sicht

Ju schlief irgendwann ein.
Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
Zusammen mit Vince und Joon gingen wir leise aus dem Zimmer.
Wir fragten eine Krankenschwester, wann Ju ungefähr wieder entlassen werden würde.
"Tja... also so 2-3 Tage muss er auf jeden Fall noch hier bleiben... sicher bin ich mir aber nicht. Da müssten Sie morgen mal den Arzt fragen" antwortete diese freundlich und lächelte entschuldigend.
"Okay, vielen Dank" bedankte sich Vince bei ihr.
Dann gingen wir zusammen zum Auto.
In der Wohnung angekommen bestellten wir uns eine Pizza.
Während wir auf die Pizza warteten suchten wir uns einen Film raus, den wir gleich schauen wollten.
Es klingelte und ich lief zur Tür.
Vince und Joon hatten mit Schere, Stein, Papier abgemacht, wer zahlt. Und Vince hatte verloren. Er kam hinter mir her und bezahlte, während ich mit der Pizza wieder ins Wohnzimmer kam.
Joon hatte in der Zeit Teller und Besteck geholt.
Dann saßen wir endlich alle zusammen vorm Fernseher, aßen Pizza und schauten einen Film.

Am nächsten Tag wurde ich pünktlich um 8 Uhr von meinem Wecker geweckt.
Vince war auch schon auf, als ich nach dem Duschen in die Küche kam.
Er machte gerade Rührei.
"Mmhh... lecker! Da hab ich richtig Hunger drauf" schwärmte ich.
"Das ist gut!" lachte Vince. "Dann geh Joon mal wecken" fügte er hinzu.
Ich versuchte es.
Letztendlich bekam jedoch nur das Kreischhuhn ihn wach. Erschrocken blickte er sich um, bis sein Blick mich und das Huhn traf.
Er gähnte und stand auf.
Er tappste schnell ins Bad und ich setzte mich zu Vincent an den Tisch.
Wir fingen schon an zu essen, denn wir hatten keine Lust zu warten, dafür waren wir zu hungrig.

"Äh, Emilia, wir kommen nicht jetzt mit zum Krankenhaus... Joon und ich haben noch zu tun, aber wir kommen nach!" sagte Vince.
"Ach ja und kannst du Ju's Mutter anrufen? Hab ich gestern vollkommen vergessen" grinste Joon verlegen.
"Klar, mach ich. Dann fahr ich mit dem Longboard hin" den letzten Satzt sagte ich mehr zu mir selbst.

Und eine halbe Stunde später stand ich schon auf dem Board.
Im Krankenhaus lief ich zielstrebig Richtung Ju's Zimmer, doch eine Krankenschwester hielt mich auf.
"Entschuldigung, Herr Bam liegt nicht mehr in diesem Zimmer" informierte sie mich.
"Und wo dann?" fragte ich verwirrt.
"Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen" sagte sie und ging vor und ich folgte ihr.
"Warum liegt er nicht mehr dort?" fragte ich.
"Das ist die Intensiv Station, Herrn Bam geht es ja besser und ist wieder wach, weshalb er jetzt in ein normales Zimmer verlegt wurde" erklärte sie mir freundlich.
Ich nickte nur.
Sie blieb vor einer Tür stehen und sagte zu mir: "Dort ist er."
Ich bedankte mich bei ihr und klopfte an.
"Ja?" hörte ich eine Stimme.
Das war nicht Ju's Stimme... zögernd öffnete ich die Tür.
Dort waren 2 Betten. Also ein Doppelzimmer. Armer Ju...
Ich ging richtig hinein.
Ju schlief noch und im Bett daneben war ein junger Mann, vielleicht ein oder zwei Jahre älter als ich, sicher war ich mir jedoch nicht.
"Guten Morgen" sagte er freundlich und lächelte dabei charmant.
Ich lächelte automatisch zurück und wünschte auch ihm einen guten morgen.
"Kann ich dir irgendwie helfen?" fragte er interessiert.
"Äh... nee, danke" antwortete ich.
"Ich kenne dich gar nicht... hast du dich an der Tür geirrt?" fragte er weiter.
"Ähm... nein. Ich bin hier schon richtig..." sagte ich verwirrt.
Ich ging zu Ju und setzte mich auf den Stuhl neben seinem Bett. Zärtlich strich ich ihm ein paar Haare aus dem Gesicht, passte dabei aber auch auf, das ich ihn nicht weckte.
"Oh, verstehe... du gehörst zum Chinesen..." sagte der Typ.
Ich nickte nur ohne ihn anzusehen.
"Du bist zu gut für ihn" sagte dieser Typ wieder.
"Wie bitte?" verwundert schaute ich ihn an.
"Naja... du bist zu hübsch für ihn. Sieh ihn dir mal an! Und sie dich an" sagte er neutral.
Ist der bescheuert? Ju ist perfekt!
Ich zuckte nur die Schultern.
"Du würdest besser zu jemandem wie mir passen..." murmelte dieser komische Typ.
Ich ignorierte ihn einfach.
Ein paar Minuten später erinnerte ich mich daran, das Joon mich gebeten hatte, Ju's Mutter anzurufen.
Ich ging kurz vor die Tür um in Ruhe telefonieren zu können.
Ich berichtete ihr, von unserem Plan und wie alles verlaufen ist und das Ju natürlich aufgewacht ist. Da freute sie sich natürlich total. Sie wollte versuchen heute nochmal zu kommen und ich sagte ihr auch noch schnell, das Ju in einem anderen Zimmer war. Ich nannte ihr die Zimmernummer und wie sie am schnellsten vom Eingang hierhin kam.
Danach ging ich wieder rein.
"Ahh, da ist die Hübsche ja wieder" sagte der Typ. Ich fand ihn unheimlich und umso mehr tat mir Ju leid.
Ich schenkte ihm ein gefaktes Lächeln, was aber total echt aussah.
Sofort ließ ich mich auf den Stuhl fallen. Ich holte mein Handy hervor und schrieb Joon, er solle mich anrufen, wenn sie losfahren.
"Aber das ist doch nichts Ernstes, oder?" fragte der Mann und deutete auf Julien.
Skeptisch schaute ich ihn an. "Natürlich ist es was Ernstes!" antwortete ich ruhig. Es fiel mir schwer.
"Aber das ist ein Japse!" sagte er und tat so, als ob es etwas ganz schlimmes wäre.
"Na und? Außerdem ist er weder Chinese noch Japaner. Es gibt auch noch andere Länder in Asien. Er ist ein halber Singapurer. Sein Vater kommt aus Europa!" sagte ich ärgerlich.
"Oh, das Kätzchen versucht zu fauchen!" sagte er belustigt. "Wie dem auch sei... er hat Schlitzaugen, da ist es egal aus welchem Land der kommt" er blieb stur.
"Und wenn schon! Es kommt nicht auf's Aussehen an, ich finde übrigens er sieht mega hot aus, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache... wichtig ist der Charakter und er hat einen super Charakter!" verteidigte ich Ju weiterhin.
Der Typ murmelte noch irgendwas negatives über Asiaten, aber ich hörte nicht mehr zu. Solche Leute fuckten mich echt ab und konnten mir echt meine Laune verderben.
Plötzlich klingelte mein Handy. Ich ging sofort ran, bevor Ju noch aufwachte.
"Hallo?" fragte ich leise.
"Hey, hier ist Joon. Wir sollten anrufen?" fragte er.
"Ja genau, Ju ist in ein anderes Zimmer gekommen..." ich erklärte auch den beiden den Weg zum Zimmer und dann legten wir auf.
"Kommen noch mehr?" fragte der Mann gelangweilt.
Ich nickte nur.
"Hoffentlich normale Menschen..." flüsterte er.
Bald schon klopfte es an der Tür.
"Herein" rief ich. Und dann kamen Joon und Vince rein.
Der Mann gab sich einen Facepalm und sagte: "Bitte nicht noch mehr!"
Joon und Vince schauten ihn verwundert an und schauten dann mich mit einem fragenden Blick an. Ich verdrehte nur die Augen als Antwort.
"Schläft Ju etwa immernoch?" fragte Joon belustigt.
"Lass ihn, die letzten Tage waren anstrengend für ihn!" verteidigte ich Ju und gab Joon einen scherzhaften Klaps auf den Arm.
"Oh ja, die ganze Zeit rumliegen, sau anstrengend!" sagte Joon ironisch und ich lachte.
Wir unterhielten uns leise, doch bald blinzelte Ju und schlug die Augen auf.
"Juuu" quietschte ich und lief zu ihm.
"Guten Morgen mein Schatz..." gähnte Ju.
"Wohl eher 'Guten Mittag', mein Freund!" grinste Vince.
"Hmmm... egal..." sagte Ju müde.
Wir unterhielten uns, scherzten und lachten.
Der Typ im anderen Bett schien vir sich hin zu schmollen, doch keiner nahm Notiz von ihm.
Joon und Vince gingen bald zur Cafeteria um einen Tee für uns alle zu holen.
"Leg dich zu mir..." sagte Ju, rückte etwas an die Seite und klopfte neben sich auf's Bett.
"...oder zu mir" auch der andere Typ ist zur Seite gerutscht und klopfte neben sich auf's Bett.
Ju schaute ihn an und seine Augen funkelten wütend.
Bevor er überreagierte sprang ich auf sein Bett und schmiegte mich an ihn. Ju legte einen Arm um mich und ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab.
"Ist ja schlimmer, als der schlechteste Porno den ich je gesehen hab..." murmelte der Mann und Ju knurrte als Antwort.
"Ey, den Hund kannste ausspucken. Wir sind nicht in China wo alle ihre Hunde fressen!" sagte der Typ provokant.
Ju biss die Zähne aufeinander und verkrampfte sich.
"Hey Schatz, alles okay" beruhigte ich ihn.
Ju war immernoch total sauer.
Ich musste ihn ablenken und mir fiel nichts besseres ein, wie ihn zu küssen.
Vorsichtig und sanft legte ich meine Lippen auf seine. Er erwiderte den Kuss sofort. Das hatte ich die letzten Tage so vermisst. Diese Nähe...
Der Rassist neben uns machte Würggeräusche, doch Ju und ich konzentrierten uns nur auf den jeweils anderen.
Wir wurden durch Joon und Vince gestört, welche mit Teetassen wieder kamen.
"Nehmt euch 'n Zimmer!" neckte Joon uns.
"Wir sind in 'nem Zimmer" grinste ich.
"Ouh... Joon, Emi hat's dir echt gegeben!" lachte Vince und wir stiegen ein.

Es klopfte an der Tür.
"Jaa?" fragte der Rassist genervt.
Die Tür wurde aufgerissen und Ju's Mama kam herein.
"Juju, schön dich zu sehen!" freute sie sich. Sie redete noch ein paar Sätzte auf Mandarin, was ich nicht verstand, aber Vince. Und dieser lachte. Ju wurde etwas rot. Ich schaute zu Joon, doch dieser sah mich schulterzuckend an. Oh shit, stimmt ja, Joon kommt aus Korea und spricht Koreanisch.
Ich blickte zu Vince, welcher uns schnell alles übersetzte.
"Also, Julien's Mama meckert Ju an, das er sich umbringen wollte und wie sehr Angst sie um ihn hatte. Beim nächsten Versuch gibt sie ihm eine gehörige Ohrfeige... Ju sagt, es wird keinen nächsten Versuch geben... wegen dir, Emilia..." Ju deutete auf mich und Ju's Mama drehte sich zu mir.
Sie umarmte mich herzlich und murmelte zufrieden: "Ich bin froh, das mein Julien so eine tapfere und starke Frau wie dich gefunden hat!"
Ich erwiderte die Umarmung und antwortete glücklich: "Und ich bin froh so einen tollen, ehrlichen Mann wie deinen Sohn gefunden zu haben!"
Wir lachten etwas.

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Lara 🔥

Eine Frage der Perspektive - Julien Bam FF {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt