45. Kapitel - Schon wieder ein Abschied

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Emilia's Sicht

Ich wurde schon früh von der Sonne geweckt. Ich streckte mich vorsichtig und gähnte leise, wobei ich aufpasste, dass ich Ju nicht weckte. Dieser schlief nämlich noch wie ein Baby. Ebenfalls vorsichtig stand ich auf.
Es war erst 7 Uhr und ich wunderte mich darüber, dass ich so früh schon wach war.
'Egal, dann gehe ich mal ne Runde joggen' dachte ich. Ich hatte ja eh nichts besseres zu tun. Die Anderen würden vor 11 Uhr nicht aufstehen.
Also sprang ich kurz unter die Dusche und zog mir Sportkleidung an.
Sicherheitshalber nahm ich meine kleine Kamera mit. Zusammen mit einer Wasserflasche tat ich sie in eine Bauchtasche, welche ich mir umschnallte.
Schnell steckte ich noch Kopfhörer in meine Ohren und ließ die Musik laufen.

Ich lief total motiviert und locker durch Köln. Eben hatte ich mich noch ordentlich gedehnt und war total gut aufgewärmt. Auch hatte ich ein paar echt schöne Schnappschüsse gemacht.
Gegen 8 Uhr beschloss ich zum Starbucks zu gehen.
Dort traf ich eine bekannte Person, sie saß mit Koffern auf einem Platz und trank gedankenverloren einen Kaffee.
Ich ging auf sie zu.
"Shanti?" fragte ich.
Sie zuckte etwas zusammen und lächelte mich dann an. Sie stand auf und umarmte mich zur Begrüßung. Ich erwiderte sie etwas verwirrt und betrachtete die Koffer.
"Wohin gehst du?" fragte ich sie.
"Ich werde wegziehen" sagte sie etwas traurig.
"Was? Wieso denn das?" fragte ich sie überrascht.
"Nun ja... ich werde langsam wieder depressiv und möchte alles hinter mir lassen und komplett neu anfangen..." gestand sie und schaute auf den Boden.
"Und... wohin ziehst du?" fragte ich leise.
Sie atmete einmal tief ein und sagte: "Nach Singapur zu Verwandten."
Geschockt schaute ich sie an. Ich hatte mit einer anderen Stadt gerechnet, aber direkt in ein anderes Land? In einem anderem Kontinent? Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet!
Als ob sie meine Gedanken lesen konnte, antwortete sie. "Ich weiß, es ist weit weg, aber Ich hab in Singapur Familie und Freunde. Ich kann komplett neu anfangen und meine Vergangenheit hinter mir lassen..."
"Ja, ich verstehe dich ja auch, aber es ist trotzdem schade" murmelte ich und schaute sie traurig an. "Bleiben wir trotzdem in Kontakt?" fragte ich hoffnungsvoll.
Sie schaute mich an und lächelte. "Klar!" sagte sie. Auch ich lächelte leicht und umarmte sie erneut. Wir unterhielten uns noch ein wenig, doch bald sprang Shanti auf und sagte: "Oh, ich muss los, mein Taxi kommt jeden Augenblick, welches mich zum Flughafen bringt!"
Ich seufzte traurig. Jetzt hieß es Abschied nehmen. Ich schloss sie noch einmal in meine Arme, eine Träne lief mir die Wange herunter und ich flüsterte: "Viel Glück in Singapur! Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass alles gut geht. Schreib mir, wenn du angekommen bist. Guten Flug!"
Auch ihr lief eine Träne die Wange hinunter, als sie mich anlächelte und antwortete: "Danke, Emilia. Danke für alles! Ich werde dich vermissen!"
Mitterweile standen wir vorm Taxi. Ein letztes mal umarmten wir uns, dann stieg sie ein und fuhr davon.
"Ich werde dich auch vermissen..." flüsterte ich und blickte dem Taxi hinterher.
Ich hasste Verabschiedungen.

Bald war ich wieder in der WG, es war mitterweile 9:30 Uhr.
Ich ging nochmal duschen, da ich ja Sport gemacht hatte.
Danach setzte ich mich mit meinem Laptop auf das Sofa im Wohnzimmer und lud meine Bilder auf den Laptop. Ich bearbeitete sie etwas und dann kopierte ich sie auf einen USB-Stick.
Um 10 Uhr stand Vince auf und duschte. Danach machten wir zusammen Frühstück und aßen zusammen im Wohnzimmer.
Ich erzählte ihm von Shanti und auch er wirkte ein bisschen geschockt.
"Krass, hoffentlich klappt das... aber schade, dass sie nichts gesagt hat, also sich nicht wirklich verabschiedet hat..." sagte er nachdenklich. Ich stimmte ihm zu.
Wir redeten noch etwas und bald war auch Joon wach.
Er machte sich schnell fertig und aß schnell etwas. Er wirkte etwas hektisch.
"Warum beeilst du dich so?" fragte ich und beobachtete ihn skeptisch.
"Ich fahre heute zu meiner Familie nach Aachen... und mein Zug fährt um 12 Uhr" erklärte er hastig. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits 11 Uhr.
Er lief in sein Zimmer um noch ein paar Dinge einzupacken. So lief er die ganze Zeit durch die Wohnung. Vince und ich mussten uns das Lachen verkneifen. Ich kannte keinen, der so verpeilt wie Joon war!
Leise lachend ging ich in Ju's Zimmer. Er schlief immernoch.
"Oohhh, diese Schlafmützte!" stöhnte ich.
Ich räumte ein paar frischgewaschene Klamotten in den Schrank.
"Gar nicht, ich bin wach!" rief Ju. Mit einem Aufschrei drehte ich mich zu ihm um.
Unschuldig schaute er mich an, doch ich sah, mit welcher Mühe er das Lachen unterdrückte.
"Man Ju, du hast mich total erschreckt! Seit wann bist du denn wach?" fragte ich.
"Hmm... so seit 10 Minuten..." antwortete er.
Ich nickte nur.
Er stand auf und tapste ins Bad. Ich ging wieder zu Vince und Joon. Joon fragte gerade, ob Vince ihn zum Bahnhof fahren könnte. Vince nickte und Joon atmete erleichtert auf.
Ein paar Minuten kam Ju zu uns. Er trug nur ein Bademantel, welcher allerdings etwas geöffnet war und man zumindest etwas von seinem Tattoo auf der Brust sah.
Er schaute Joon verwundert an und blickte dann Vince und mich fragend an.
Ich erklärte ihm schnell die Situation und er verschwand lachend wieder aus dem Zimmer. Nun war ich diejenige, welche verwundert guckte und schaute Vince mit fragendem Blick an.
Dieser erklärte mir grinsend, dass Joon ständig vergaß, wann er zu seiner Familie wollte und wann sein Zug fuhr, weshalb er meistens - wie auch heute - unter Zeitdruck stand.
"Und falls du dich fragst, warum er sich dann doch immer erinnert; seine Schwester schreibt ihm meistens, sie kennt ihn sehr gut!" lachte Vince.
Joon, welcher mithörte, verneinte ständig alles, aber sehr schlecht, weshalb ich genau wusste, dass Vince Recht hatte.
"Fertig?" fragte Vince, als Joon vor ihm stand.
Joon nickte.
"Hast du wirklich alles?" hakte Vincent sicherheitshalber nochmal nach.
Joon überlegte kurz, dann riss er seine Augen auf und rief: "Fuck, ich hab Hesmo vergessen!"
Joon und dieses hässliche Kuscheltier! Lachend verdrehte ich die Augen - genau wie Vince. Joon rannte nocheinmal los.
Als er wieder da war, sagte ich, mit einem Blick auf die Uhr, dass wir schon 11:40 Uhr hätten. Fluchend verabschiedete er sich schnell von mir und Ju, dann war er zusammen mit Vince auch schon aus der Tür.
Ju nahm sich etwas zu essen und ich setztemich zu ihm.
Auch ihm erzählte ich von Shanti. Er reagierte wie Vince.
Nach dem Frühstück cremte ich ihm seine Wunden wieder neu ein und Verband seinen Arm neu.
Dann setzten wir uns auf sein Bett und schauten über meinen Laptop einen Film.

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Es ist total chillig am Tablet zu schreiben ^^

Achja, Shanti ist ausgewandert (hab ausnahmsweise mal jemanden am Leben gelassen xD) aber sie wird noch ein bisschen in der Story drin vorkommen :)

Bis denne,
Lara <3

Eine Frage der Perspektive - Julien Bam FF {abgeschlossen}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt