Kapitel 1

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"Essen!" Shinoas Ruf weckte Yu. Der Duft nach Reis und Fisch strömte durch die kleine Hütte. Yu räkelte sich und stand auf. Er schnappte sich ein blaues Sweatshirt vom Stuhl und schlüpfte in seine schwarzen Jeans. Als er gerade den Knopf zumachte, kam Mika ins Zimmer. Seine Haare hingen ihm nass in die Stirn, also hatte er gerade erst geduscht. In seinem Mundwinkel hing seine Zahnbürste. Er hatte nichts an, außer einer engen, hellblauen Jeans, die seine Figur betonte. "Mika! Was machst du hier?" fuhr Yu ihn an. Er versuchte angestrengt, nicht auf Mikas schlanken, aber muskulösen Oberkörper zu starren. "Komm nicht einfach so rein, wenn ich mich gerade anziehe. Und apropos Klamotten, wieso hast du nur eine Hose an?!" Mika nahm die Zahnbürste aus dem Mund und grinste Yu an. "Was denn? Ist es sooo schlimm, meinen nackten Oberkörper anzuschauen, Yuu-chan? Oder sind es meine Füße?" er streckte Yu seinen Fuß entgegen. Dieser verdrehte nur die Augen und schlug Mikas Fuß weg. "Nichts von beidem!" grummelte er. Seufzend ließ sich Mika neben Yu auf das Bett fallen. "Sorry... manchmal denke ich noch, wir wären Kinder, wie früher..." murmelte er. Yu nickte. Er konnte das nur zu gut nachvollziehen. Doch endlich, nach vier Jahren, hatte er seinen besten Freund, seine Familie wiedergefunden. Auch wenn es nicht mehr so war wie früher, er wollte nicht mehr an das Geschehene denken, sondern das Jetzt genießen. "Hey, Mika, ich bin echt froh, dass du wieder bei mir bist!" "Auch wenn ich ein Monster bin?" gab Mika niedergeschlagen zurück. "Du bist kein Monster! Du bist vielleicht ein Vampir, aber du bist immer noch mein Mika!" Mika lächelte und hob den Blick. Seine roten Augen glitzerten im Sonnenlicht. "Obwohl ich manchmal deine blauen Augen vermisse! Du sahst aus, wie ein Engel" lachte Yu. "Hey!" Mika lachte nun auch. "Du, wir sollten die anderen nicht warten lassen! Ich mach mich lieber mal fertig!" Mika stand auf. "Ach ja, Shinoa wollte was von dir. Ich hoffe, sie ist nicht dein Typ!" grinsend schob er sich die Zahnbürste wieder in den Mund und verschwand ins Badezimmer. Yu stand auf und ging ins Esszimmer. "Das bist du ja endlich!" begrüßte Shinoa ihn. "Was willst du?" seufzte Yu. "Hmmm, wenn du schon sooo lieb fragst... nein, wir müssen einen Plan machen, wie wir weiter vorgehen. Aber das betrifft eh alle hier" Yu nickte. In diesem Moment kam Mika zur Tür rein. Sein Blick fiel auf Yu und Shinoa, und seine Miene verfinsterte sich kaum merklich. "Ach ja, was hälst du von meinem Kleid? Bin ich darin nicht wirklich das süßeste Mädchen der gaaanzen Welt?" Shinoa warf sich in Pose und präsentierte ihr hellblaues Kleid. Bevor Yu ihr antworten konnte, ging Mika dazwischen. "Jaja, ganz hübsch!" sagte er und schubste Shinoa weg. "Komm, Yuu-chan, wir helfen eben Mitsuba!" Er bedachte Shinoa noch mit einem finsteren Blick, ehe er Yu in die Küche zerrte. Dort hantierte Mitsuba gerade mit den Töpfen herum, während Shiho ihr erklärte, was sie machen sollte. "Können wir was helfen?" fragte Mika. "Tragt den Reis schon mal ins Esszimmer!" Shiho deutete mit der freien Hand auf zwei Schüsseln mit dampfendem Reis, die auf einem kleinen Beistelltisch standen. Yu griff gleichzeitug wie Mika zur vorderen, ein Kribbeln jagte durch seine Finger, als sich ihre Hände berührten. Schnell zog Yu seine Hand zurück. Mika nahm die Schüssel und Yu die andere. Zusammen gingen sie wieder ins Esszimmer zurück. Seit der Schlacht hatte sich viel verändert. Sie lebten jetzt erst seit fünf Tagen in der kleinen Hütte am Meer, doch es war wie in einer anderen Welt. Als Yu nach der Flucht vom Schlachtfeld aufgewacht war, hatten ihn seine Freunde schon bis zu Mikas Auto getragen. Zusammen hatten sie einen Laden gesucht, und sich mit Vorräten und Kleidung eingedeckt. Doch die Vergangenheit konnte keiner vergessen, sie hing in der Hütte, wie ein dunkler Schleier. Die Stimmung war meist angespannt, Fröhlichkeit hielt sich in Grenzen.
Yu setzte sich auf seinen Stuhl, Mika ließ sich neben ihm nieder. Mitsuba kam mit dem Fisch herein. Sie trug hier nur Hosen und T-Shirts, da sie keine Röcke mochte. Sie stellte den Fisch ab, Kimizuki folgte mit den Tellern. Narumi war dicht hinter den beiden, er setzte sich Shinoa gegenüber und verteilte das Essen. Schweigend aßen sie, bis Shinoa das Thema ansprach: "Wie geht es jetzt eigentlich weiter?" Narumi schüttelte den Kopf. "Keine Ahnung!" "Aber was wollen wir denn jetzt machen? Nur rumsitzen und hoffen, dass Guren wieder normal wird? Wir brauchen einen Plan!" Shinoa sah fragend in die Runde. "Momentan können wir nichts tun, warten wir lieber, bis sich die Lage beruhigt hat!" meinte Mika "Aber Mirai-" protestierte Shiho. "Ihr passiert schon nichts! Wir warten ab und entwickeln eine Strategie!" schnitt Mika ihm das Wort ab. Shinoa nickte. "Das wird wohl das Beste sein!"

Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, wuschen Yu und Mika noch das Geschirr ab. "Und ihr wird wirklich nichts passieren?" fragte Yu. "Ich hoffe nicht!" meinte Mika. Als Yu merkte, dass Mika ihn beobachtete, sah er auf. "Was ist?" "Hm? Was soll sein?" fragte Mika zurück. "Du starrst mich schon die ganze Zeit so an!" "Gar nicht!" Mika wurde rot und wandte schnell den Blick ab. Doch Yu hatte es schon gesehen. "Du wirst rot!" triumphierte er. "W..was? Nein!" rief Mika und wurde noch röter im Gesicht. Yu grinste ihn an und gab ihm einen spielerischen Knuff auf die Schulter. Mika musste nun doch grinsen und entblößte dabei seine schneeweißen, scharfen Eckzähne. Dann huschte Trauer über sein Gesicht und er ließ sich auf einen Stuhl fallen. "Es wird nie wieder so sein wie früher, oder?" Yu schüttelte den Kopf. "Bestimmt nicht. Aber neues ist doch auch mal gut, und wir können unsere Zukunft selbst gestalten!" Mika sah auf, Tränen liefen über sein blasses Gesicht. "Ich v..vermisse es so! Alles! Ein Mensch zu sein! Von Herzen zu lachen! Mit dir Unfug anzustellen..." er schluchzte auf. "Wenn doch alles wie früher sein könnte! Ich wünschte, ich hätte niemals die blöde Idee gehabt, aus der Vampirstadt zu fliehen! Dann wären die anderen noch am Leben..." er vergrub den Kopf in den Händen. Yu legte ihm seinen Arm um die Schulter. "Mika, wenn du die Idee nicht gehabt hättest, wären wir trotzdem irgendwann gestorben, wären niemals rausgekommen, sondern in Gefangenschaft qualvoll verendet!" Mika sah ihn an. "Trotzdem..." "Nichts da! Es ist so, ändern können wir es nun auch nicht mehr!" Mika senkte den Kopf an Yu's Schulter und weinte weiter. Yu schlang seine Arme um ihn, spürte seine vertraute Wärme, ließ sich in dem Gefühl versinken. So saßen sie noch eine ganze, lange Weile da...

Seraph of the End ~Fragile World~ (Mika X Yuu)✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt