Es war mitten in der Nacht, als Mika aufwachte. Im anderen Bett hörte er Yu leise atmen. Er drehte sich um, konnte aber nicht wieder einschlafen. Also stand er auf und schlich sich in die Küche. Er trank ein Glas Wasser und sah aus dem Fenster. Der Halbmond schien auf das Meer, glitzernde Lichtpunkte tanzten auf der Fensterscheibe. Mika seufzte und ging wieder ins Bett. Als er sich gerade zudecken wollte, hörte er Yu flüstern. "Mika?" "Ja? Was ist?" Mika hörte, wie Yu seine Bettdecke zurückschlug und aufstand. Mika richtete sich auf und beobachtete seinen Freund. Da fiel ihm ein, dass Yu ja im Dunkeln nichts sehen konnte. "Yuu-Chan! Vorsicht die-" warnte er noch, doch es war bereits zu spät: Yu stolperte über eine am Boden liegende Tasche und fiel auf Mika drauf. Schnell rappelte Yu sich wieder auf und murmelte ein "Sorry", doch Mika legte seinen Arm um ihn und zog ihn zu sich ins Bett. "Was machst du denn, Yuu-Chan!" fragte er belustigt. "Ich konnte nicht schlafen" seufzte Yu. Mika lachte "Ich auch nicht" Er konnte Yu's Gesicht trotz seiner Nachtsicht im Dunkel nicht gut erkennen. Dieser kuschelte sich neben Mika ins Kissen. "Du, Mika-Kun, glaubst du, dass morgen alles glatt gehen wird?" fragte er schläfrig. "Natürlich!" Mika wusste zwar, dass immer etwas schiefgehen konnte, aber er wollte Yu nicht beunruhigen. Nicht jetzt. "Dann ist's ja gut" murmelte Yu. Sein Atem wurde gleichmäßiger, er war also eingeschlafen. Mika deckte ihn zu. Er selbst lag noch eine ganze Weile wach, doch irgendwann übermannte ihn der Schlaf und er sank neben Yu in's Kissen.
Sonnenlicht schien Mika in die Augen, als er blinzelte. Er schrak kurz zusammen, als er Yu's Gesicht vor seinem erkannte, aber dann erinnerte er sich wieder an die letzte Nacht. Unwillkürlich musste er lächeln. Leise, um Yu nicht zu wecken, stand er auf und zog sich an. Als er gerade den Reißverschluss seiner Jacke zumachen wollte, wachte Yu auf. Etwas orientierungslos sah er sich um, doch dann lächelte er und sah Mika an. "Guten Morgen, Schlafmütze!" zog Mika seinen Freund auf. "Selber Schlafmütze!" rief Yu und warf ein Kissen nach ihm. Mika zog den Reißverschluss zu und kramte sein Schwert aus dem Gerümpel hervor. "Mach dich fertig, Yuu-Chan, wir sind spät dran!" Stöhnend ließ sich Yu zurück ins Kissen sinken. "Komm schon!" Mika packte sein Schwert ein und schulterte eine kleine Gepäcktasche. Yu stand auf und schlüpfte in seine Kleidung. Den Gürtel mit dem Dämonenschwert schnallte er um seine schwarze Jacke. Dann verließen die zwei das Zimmer. Mitsuba und Yoichi kamen ihnen im Flur entgegen. "Passt gut auf euch auf!" flüsterte Mitsuba ihnen zu. Mika nickte. Yoichi sah etwas ängstlich drein, doch das war Mika schon von ihm gewöhnt. Die Blicke der beiden im Nacken traten Mika und Yu aus der Hütte hinaus in die morgendliche Kälte. Hinter ihnen fiel die Tür ins Schloss. Schnell liefen die beiden zu dem Auto, was Mika für die Flucht vom Schlachtfeld besorgt hatte. Er drehte den Zündschlüssel im Schloss und der Motor sprang an. Langsam fuhren sie die Küstenstraße entlang. Nach etwa fünf Minuten konnte Mika schneller fahren, allerdings musste er sehr viele Kurven machen, um den ganzen Schlaglöchern auszuweichen. Irgendwann war die Straße zu kaputt, um weiterzufahren, und so wich Mika auf einen Feldweg aus. Nagoya tauchte am Horizont auf, die Ruinen der Stadt ragten in den bewölkten Himmel. Mika drosselte das Thempo und hielt an einem kleinen Schuppen. "Komm, wir steigen aus, hier ist es zu riskant, weiterzufahren!" meinte Mika. Er und Yu sprangen aus dem Wagen. Leise gingen sie auf die bedrohlichen, schwarzen Überreste der Stadt zu. Sie hatten Glück, gleich vor ihnen lag eine Lagerhalle. Mika legte einen Finger an die Lippen; überall konnten Vampire oder Soldaten der Hiragi-Familie sein. Sicher gelangten sie bis zur Halle. Als sie gerade sie Tür öffnen wollten, hörte Mika Geräusche aus dem Innern. Er hielt Yu an der Schulter fest, um ihn zu warnen. Er legte ein Ohr an die Tür und lauschte. Da er die Laute nicht zuordnen konnte, schlich er sich um die Halle herum und spähte durch ein Fenster. Ihm stockte der Atem. In der Halle waren mindestens 20 Vampire. Sie beluden ein kleines Schlachtflugzeug mit Waffen und Sprengladungen. Also wollten sie wieder in den Kampf! Schnell ging er zurück zu Yu und berichtete ihm im Flüsterton. Yu sah ihn erschrocken an. Sie wollten gerade verschwinden, als die Hallentür sich öffnete. Mika riss Yu auf den Boden und sie duckten sich hinter einen Felsbrocken. Mucksmäuschenstill beobachteten sie das Geschehen. Ferid Barthory trat aus der Halle, ihm folgten Lacus, Réne und Chess. "Wir müssen Mikaela wiederfinden! Sonst ist er eine Gefahr für uns!" meinte Ferid gerade. "Aber alleine kann er doch nicht viel ausrichten!" sagte Lacus. "Oh doch!" Mika sah Ferid zum ersten Mal beunruhigt. "Mehr, als ihr euch vorstellen könnt!" Ferid sah sich um und fuhr dann leiser fort: "Wir brauchen beide Überlebenden des Hyakuya-Experiments! Sie können uns von großem Nutzen sein!" Lacus sah ihn verwundert an. "Kommt mit, wir haben noch was zu erledigen!" grinste Ferid und maschierte los. Lacus und Réne folgten ihm. "Ich melde dem Chef die Sache an" sagte Chess und mit drei großen Sätzen war sie hinter den Überresten Nagoyas verschwunden. Die anderen drei liefen in die entgegengesetzte Richtung, das Letzte, was Mika von ihnen sah, war Réne's wehender Umhang, als sie um eine Hausecke verschwanden. Mika und Yu warteten noch eine Weile, ehe sie sich aus ihrem Versteck wagten. "Was meinte Ferid eben?" Mika verstand nicht ganz. Er sollte mächtig sein? Eine Bedrohung? Und wieso wollten sie Vampire wiederhaben? Er war doch nichts Besonderes. Da fiel ihm etwas ein: Krul hatte Yu und ihn immer ihre 'Seraphim' genannt. Bestand da etwa ein Zusammenhang? Doch Krul war tot, von ihr konnten sie nichts mehr erfahren. "Man hat es dir also nicht gesagt?" fragte Yu ihn. "Unser Waisenhaus gehörte der 'Hyakuya-Sekte' an. Sie haben mit allen Kindern experimentiert, doch nur wir beide sind sie einzigen Überlebenden mit dem 'Seraph of the end'-Gen. Deshalb wollen uns alle Seiten für sich haben! Hätte ich das Gen damals nicht in mir gehabt, hätte Guren mich auch nicht gerettet!" Mika dachte nach. "Ich hab sowas schon irgendwann mal mitbekommen, aber ich dachte, ich hätte mich verhört. Heißt das, ich bin auch ein Serap of the end?" Yu musste seine Verwirrung bemerkt haben, denn er legte Mika beruhigend die Hand auf die Schulter. "Was auch kommt, wir stehen das zusammen durch!" Dann nahm er Mika's Hand und zog ihn in Richtung der Stadt. "Wir müssen noch was besorgen!" erinnerte er ihn an ihre Aufgabe. Mika nickte. Zusammen gingen sie den Stadtrand ab. "Nagoya sieht echt übel aus" stellte Yu fest. Durch den Kampf war der Großteil der Stadt ausgelöscht worden, nur etwa ein Viertel war einigermaßen heil geblieben. Mika erspähte eine zweite, halb eingestürtzte Lagerhalle, und machte Yu darauf aufmerksam. Bald fanden sie, was sie brauchten, und verließen die Halle mit den Lebensmitteln im Arm wieder. Sie kamen sicher wieder zum Geländewagen zurück und verstauten die Vorräte auf dem Rücksitz. Sobald sie saßen, trat Mika das Gaspedal durch, und innerhalb kürzester Zeit waren sie wieder zurück im kleinen Dorf am Meer. Schnell parkte er das Auto und hob die Vorräte heraus. "Wo wart ihr so lange? Wir haben uns Sorgen gemacht!" Shinoa lief auf die beiden zu. "Wir sind auf ein paar Vampire gestoßen. Sie haben uns aber nicht bemerkt!" erzählte Mika. Das belauschte Gespräch verschwieg er ihr lieber. Shinoa sah erleichtert aus und half ihnen, die Vorräte ins Haus zu bringen. Während Yu und Shinoa sie in der Vorratskammer verstauten, traf Mika im Flur auf Yoichi. Dieser wich ein kleines bisschen vor ihm zurück. Auf einmal verstand Mika Yoichis Zurückhaltung, was ihn betraf. "Du hast Angst vor mir?!" fragte Mika entsetzt. "N-nimm es nicht persönlich, e-es ist n-nur..." "Ich bin ein Vampir, na und?! Ich will kein Monster sein! Ich wurde nicht freiwillig verwandelt! Glaub mir, ich wäre lieber gestorben, als jemals Yu's Blut trinken zu müssen!" rief Mika. Er drehte sich um und ließ den verblüfften Yoichi allein im Flur stehen. Er schleuderte die Zimmertür mit einem lauten Krachen zu und warf sich auf sein Bett. Warum musste nur jeder ein Monster in ihm sehen?Die Tür ging auf, er hörte Schritte zu seinem Bett kommen. Erst dachte er, es wäre Yu, doch als er aufblicke, stand Yoichi vor seinem Bett, Schuldbewusst blickte er Mika an. "T-tur mir leid... es ist nur... meine Schwester, sie wurde von einem Vampir ermordet... i-ich glaube, es war einer deiner Freunde..." "Ich habe keine Freunde bei den Vampiren!" Mika drehte den Kopf weg. "Es könnte Lacus gewesen sein. Er hat nie verstanden, dass Menschen kein Nutzvieh sind. Aber er ist nicht vollkommen schlecht. Ich glaube, er bereut die vielen Morde inzwischen" Yoichi sah nicht weniger beunruhigt aus. "Ich war früher auch ein Mensch, okay? Ich will auch wieder einer werden! Und jetzt lass mich, ich will meine Ruhe" sagte er etwas unfreundlicher, als beabsichtigt. "Und nur damit du's weißt. Yuu-Chans Freunde sind auch meine Freunde! Ich beschütze sie mit meinem Leben, wenn es sein muss" Yoichi nickte und verließ dann den Raum. Mika drehte sich auf den Rücken und starrte die Decke an. Er war also ein doppeltes Monster, ein Endseraph und ein Vampir. Na toll. Er konnte sich genauso gut gleich begraben lassen. Doch er wollte sich den Kopf nicht wegen sowas zerbrechen, was er eh nicht verstand. Er schloss die Augen und schlief kurz darauf ein.
Sorry, dass ich nicht so regelmäßig schreibe. Ich versuche in nächster Zeit, wieder öfter Kapitel online zu stellen. Wenn ihr Verbesserungsvorschläge habt, lasst doch einen Kommentar da :)
Lg, SilverRunner ~♥
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Seraph of the End ~Fragile World~ (Mika X Yuu)✔
FanfictionNach dem Kampf in Nagoya zieht sich der Shinoa Hiragi Squad in ein Haus am Meer zurück. Doch lange haben sie keine Ruhe; die Vampire planen einen neuen Angriff, um die beiden Endseraphs für sich zu gewinnen, und auch die Hiragi-Familie ist sehr inte...