Kapitel 11

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Am Montagmorgen fahre ich zum Bäcker und klingel anschließend an der Tür zur WG. Kai hat gestern Nacht noch geschrieben das es um zehn Uhr Frühstück gibt und ich habe geantwortet das ich Brötchen mitbringe. Das Summen des Türöffners erklingt und ich betrete das Treppenhaus. Die Wohnungstür steht wieder offen und ich gehe einfach hinein. Jack und Kai sitzen bereits mit der Zeitung am gedeckten Tisch. Ich schließe die Tür hinter mir und gehe zu ihnen hinüber. Sie erheben sich um mich zu begrüßen, dieses mal drücke ich auch Jack kurz an mich. Das bringt mir zwar wieder einen Moment Kurzatmigkeit ein, aber auch die Hoffnung, das es besser wird mit Ihm und mir. Die Berührung seiner stoppeligen Wange allerdings, die bei der Umarmung kurz die meine berührt, spüre ich noch nach dem Essen auf meiner Haut.

Nach dem Frühstück fährt Jack in die Stadt um noch etwas zu besorgen und ich bringe meine Tasche ins Gästezimmer. Ich habe Kai die letzten beiden Fotoalben der Jahre siebzehn und achtzehn mitgebracht und lege sie für ihn auf den Couchtisch. Während er sich daran macht sie sich anzusehen, gehe ich ins Gästezimmer und rufe bei Christina Meisner an. Sie ist aus meiner ehemaligen Klasse und für die Platzvergabe auf dem Abiball zuständig. Nachdem sie mir gesagt hat wie Leid es ihr tur, was mit meinen Eltern passiert ist, reserviere ich acht Plätze und entschuldige mich dafür, das es so kurzfristig ist. Sie meint das wäre überhaupt kein Problem und freut sich darüber das ich kommen werde.

Als ich mich wieder zu Kai auf das Sofa setze, hat er gerade die letzte Seite des allerletzten Albums aufgeschlagen. Sie zeigt meinen himmelblauen Polo. Meine Mutter hatte eine große, lila Schleife um das Auto gebunden.


Am Nachmittag ruft Jack auf Kai's Handy an und fragt ob er uns was zu Essen mitbringen soll. Ich nicke Kai zu als er die Frage an mich weiter gibt und wir drei entscheiden uns für Griechisch.

Jack taucht also mit Gyros für alle wieder in der Wohnung auf und wir setzen uns zum Essen an den Couchtisch. Nach dem Essen wollen die Jungs ihre Anzüge für Samstag anprobieren. Kai erscheint als erstes wieder im Wohnzimmer und sieht wirklich toll aus. Der dunkelgraue Anzug hat hellgraue, dünne Streifen. Das Sakko ist leicht tailliert und ist einreihig, mit zwei Knöpfen verschlossen. Die Hose ist eng geschnitten, hat einen nach rechts versetzten Verschluss und fällt ohne Umschlag auf die Schuhe.

„Passt super! Du siehst klasse aus." rufe ich begeistert aus. Ich drücke ihm gerade ein Kuss auf die Wange als Jack aus seinem Zimmer kommt. Ihn kann ich mal wieder nur anstarren. Er sieht einfach viel zu gut aus. Zu allem Überfluss würde sein Anzug auch noch farblich perfekt zu meinem Kleid passen. Er war kariert, die vorherrschende Farbe ist ein leichtes grau-braun, die Streifen der Karos sind bronzefarben wie die drei Knöpfe die in einer Reihe das Sakko schließen. Der doppelte Schlitz hinten, das steigende Revers und die aufgesetzten Taschen vorne, lassen ihn wie einen meiner englischen Romanhelden aussehen. Die Hose ist etwas weiter geschnitten als die von Kai und hat einen Umschlag am Saum.

„Und?" fragt er fast schüchtern in meine Richtung, als ich keine Anstalten mache von alleine etwas zu sagen.

„Ich..du siehst..toll aus." stottere ich und gehe hinüber zum Sofa. Ich kann klarer denken wenn ich ihn nicht ansehen muss.

„Zumindest wird keiner mehr auf mich achten wenn ich mit euch beiden da auftauche." sage ich mit festerer Stimme und muss grinsen bei der Vorstellung wie die Mädchen aus meiner Klasse wohl schauen werden.


Kai und ich schauen noch einen Film an diesem Abend und erzählen uns Geschichten aus unserer Vergangenheit. Jack kommt nur noch einmal kurz aus seinem Zimmer, um ins Bad zu gehen, ansonsten lässt er uns alleine.

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