Kapitel 14

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Am Wochenende muss ich noch einmal zwei Tage ohne meine beiden Männer auskommen. Sie würden erst am Montag wieder kommen, um mich dann direkt in das Hotel zu verfrachten.

Der Arzt unterschreibt gerade meine Entlassungspapiere als die beiden am Montag gegen Mittag eintreffen. Sie packen meine Habseligkeiten in eine mitgebrachte Tasche, der Arzt händigt meinem Bruder noch jede Menge Medikamente und Salben aus und erklärt den beiden was womit zutun sei. Dann will ich mich anziehen und scheuche die Jungs vor die Tür. Ich hatte Kai gebeten mir meine Tasche mit den Klamotten für das Festival mitzubringen die im Auto war, dort hatte ich einen schwarzen Jogginganzug drin. Die Jacke hatte einen Reißverschluss und war somit leicht anzuziehen. Auf einen BH musste ich allerdings noch verzichten, der Druck auf den Rippen tat noch zu weh. Die Hose anzubekommen war schon weitaus schwieriger und ohne Hilfe auch leider nicht möglich. Ich rufe die Jungs wieder herein und erkläre mein Problem. Erstens kann ich mich nicht weit genug vorbeugen um in das Hosenbein zu steigen und zweites würde das rechte Bein mit der Schiene nicht durch den unteren Teil des Hosenbeines passen. Kai schnappt sich kurzerhand eine Schere und schneidet das rechte Bein der Hose knapp oberhalb des Knies ab und hilft mir dann beim anziehen.

Nachdem ich endlich fertig bin, schnappe ich mir meine Krücken, Kai sich die Taschen und Jack läuft hinter mir her. Wie bei einem Kleinkind was gerade laufen lernt, damit man es im Notfall auffangen konnte. Ich verdrehe die Augen, ohne das er es sehen kann und gehe Kai hinterher Richtung Hauptausgang. Leider ist das Krankenhaus so riesig, dass ich schon nach der Hälfte des Weges nicht mehr weiter kann. Das Aufstützen auf die Krücken lässt noch immer Schmerzen durch meine Brust ziehen und umso öfter ich mich aufstütze, um so mehr tut es weh. Bis gar nichts mehr geht und ich schwer atment stehenbleiben muss. Jack sieht mein schmerzverzerrtes Gesicht und nimmt mich ohne Umschweife hoch und trägt mich bis zumTaxi, das vor dem Krankenhaus auf uns wartet. Sie haben ein Großraumtaxi bestellt, damit ich mit meinem gestrecktem Bein vernünftig sitzen kann. Am Hotel hilft Kai mir aus dem Auto und ich stütze mich mit einem Arm an ihm ab. So brauche ich nur eine Krücke und es tut nicht so weh beim laufen. Kai hat ein Doppelzimmer gebucht. Von dem kleinem Flur aus geht es gerade aus in das Badezimmer und nach rechts, durch einen offenen Durchgang in den Schlaf und Wohnraum. Es gibt ein großes Doppelbett, das herrlich einladend und kuschelig aussieht. An der linken Seite befindet sich ein langes Sofa, zwei Sessel und der Flachbildfernseher. Jack verstaut die Taschen in dem Schrank beim Bett und reiht die Medikamente auf der Minibar auf. Ich bin von der kurzen Fahrt hierher schon so geschafft, das ich doch froh bin, nicht bis nach Köln fahren zu müssen. Mir taten die Rippen weh und ich bekomme wieder schlecht Luft. Als ich mich dann aufs Bett setze, wird mir klar das es nur dieses eine gibt und da Jack mich wohl kaum aus den Augenlassen wird, auch Nachts nicht, muss er mit in dem Bett schlafen. Verstohlen sehe ich zu ihm herüber und mein Puls fängt an schneller zu schlagen. Bin ich schon bereit dazu ihn wieder so nah zu spüren? Kai unterbricht mich in meinen Gedanken. Er muss sich leider schon verabschieden, die Band hat vor dem morgigen Konzert in Hamburg noch einen Pressetermin heute Abend. Ich bleibe auf dem Bett sitzen und Kai drückt mich vorsichtig an sich. Eine Woche werde ich ihn nun nicht sehen können und er fehlt mir schon als er den Raum verlässt. Dann sind wir allein. Jack und ich.

„Ich würde mich gerne hinlegen...welche Seite..vom Bett..." fange ich hastig an zu reden und stottere am Ende leicht verlegen als Jack mich unterbricht.

„Du hast das Bett für dich allein, ich schlafe auf dem Sofa." erklärt er mir und macht sich daran, eine Garnitur Bettwäsche hinüber auf das Sofa zu bringen.

„Oh, ok." sage ich erleichtert, denn ich bin mir ganz und gar nicht sicher ob ich schon bereit dazu war. Nachdem er sein Bettzeug abgelegt hat, kommt er wieder zu mir zurück an das Bett, auf dessen Fußende ich noch immer sitze.

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