Sam und ich machten uns fertig, Rosie tollte währenddessen im Garten herum, da ich es ja nicht mehr geschafft hatte, mit ihr spazieren zu gehen. Ich duschte schnell und zog erst mal nur hellrosa farbende Spitzenunterwäsche an.
Ich wusste zwar nicht genau, wie ich anfangen sollte, aber Sam eilte mir schon zu Hilfe. Sie machte mir eine Frisur, lackierte meine Nägel und schminkte mich, auch wenn es lange dauerte. Dann machte sie sich selbst fertig und wir beide bestaunten uns im Spiegel. Nur unsere Kleider fehlten noch, die wir beide vorsichtig anzogen. Zur Krönung steckte Sam mir noch eine kleine Blume, in der Farbe meines Kleides ins Haar. Dann packten wir schnell unsere Handtaschen mit allem nötigen. Um sicherzugehen, dass alles perfekt war, kontrollierten wir uns noch einmal gegenseitig von vorne und hinten, da wir sichergehen wollten, dass nirgendwo ein Faden gezogen war oder Haarsträhnen falsch hingen. Nur noch unsere Masken fehlten. Wir banden sie uns gegenseitig fest. Gerade rechtzeitig, denn kurz danach klingelte es an der Tür. Emily und James kamen noch kurz herein und meine Eltern bewunderten uns und machten noch viele Fotos. Es kam uns fast so vor, als würden wir gerade unseren Abschlussball erleben. Natürlich musste ich meiner besten Freundin dann noch erklären, wie es dazu gekommen war, dass Sam und ich uns wieder vertragen hatten. Dann machten wir uns, ziemlich aufgeregt, auf den Weg zur Schule. Wir Mädchen waren so schlau, dass wir uns Ballerina angezogen hatten, die wir dann erst vor der Schule gegen unsere High Heels tauschen würden. An so was musste man als Mädchen halt immer denken!
Schon von außen sah die Schule super schön geschmückt aus. Umso mehr staunte ich dann, als ich im großen Theatersaal stand, der extra für den Ball fertig gemacht wurde. Ein riesiges Buffet erstreckte sich an einer Wand. Schon viele waren auf der Tanzfläche und der DJ stand an seinem Mischpult. „ Das hast du echt gut gemacht!", flüsterte ich meiner Schwester über den Lärm zu. Sie lächelte mich an und verschwand dann in der Menge. Auch Emily und James machten sich auf den Weg zur Tanzfläche. Da ich ja ohne Begleitung hier war, stellte ich mich erst mal zum Buffet und trank etwas. Mit der Zeit kamen immer mal wieder James, Emily und Sam zu mir, um mit mir zu tanzen und ich stand dann tatsächlich das ein oder andere Mal auf der Tanzfläche. Die Stimmung war gut, das war aber auch der einzige Grund dafür, dass ich blieb. Henry ließ sich nicht einmal blicken. Auch wenn ich daraus schloss, dass es mit Zoey ganz gut laufen musste, war ich etwas enttäuscht von ihm. Er hätte ja wenigstens mal 'Hallo' sagen können. Anstatt mich aber weiter unnötig darüber aufzuregen, genoss ich lieber den Abend. Er konnte schließlich nicht nur zu mir kommen, weil ich zu blöd gewesen war, um rechtzeitig heraus zu finden, wer X war. Er sollte sich lieber um Zoey kümmern, denn heimlich hoffte ich für beide, dass die Beziehung lange halten würde.
„ Darf ich die Dame zu einem Tanz auffordern." Ich zuckte merklich zusammen, da ich mich so erschreckt hatte Eriks Stimme zu hören. Nachdem ich mich von diesem kleinen Schock erholt hatte, willigte ich ein und tanzte dann drei Lieder lang mit ihm. Wir unterhielten uns gut und ich hatte mehr Spaß, als gedacht. „ Ich muss jetzt los, in einer Stunde werden Ballkönig und Ballkönigin bekannt gegeben und ich muss noch bei dem Vorbereitungen helfen." So verabschiedete sich Erik von mir und ließ mich alleine dort stehen. Anstatt mich lange über diese Begegnung zu wundern, musterte ich die Leute auf der Tanzfläche. Mir fiel sofort auf, dass mehr als die Hälfte der Leute auf der Tanzfläche durch die Maske und Anzug oder Kleid wirklich anders aussah. Nur ganz wenige konnte man erkennen. Aber die meisten auch nur, weil ich entweder ihre Maske oder ihr Kleid kannte. Die Jungs konnte man wirklich nicht mehr unterscheiden. Alle trugen schwarze Anzüge und weiße Hemden. Bis auf Shane, er war aber auch wirklich immer stylisch gekleidet und wusste auch, wie man einen Auftritt hinlegte. Er war schwul, machte daraus aber kein Geheimnis. Mit ihm verstand ich mich ziemlich gut und hatte auch schon öfter mal mit ihm geredet, da er auch alleine am Rand der Tanzfläche stand, ging ich zu ihm hin. „ Ah was en Glück, Alexis! Ich brauche jemanden, dem ich die Ohren zu labern kann.", sagte er, kaum, dass ich bei ihm stand. „ Was ist los?" „ Naja, du weißt ja, dass ich im Moment einen Freund habe, wir wollten ja auch zusammen hier auf den Ball gehen, aber er hat einfach abgesagt. Gerade eben. Kurz bevor der Ball angefangen hat. Nur weil er sich nicht outen will. Und ich darf jetzt darunter leiden und stehe ganz alleine hier." In Shanes Stimme klang Traurigkeit mit. „ Weißt du was, wir rufen ihn jetzt an"; ich kannte Shanes Freund, was dieser natürlich auch wusste, „ gib mir mal dein Handy!", forderte ich ihn auf. „ Komm wir gehen mal kurz raus, da geht das besser.
„Hey Jordan, ich bin es Alexia. Pass auf, ich weiß, dass du nicht willst, dass alle wissen, dass du schwul bist aber willst du Shane ernsthaft heute Abend alleine hier stehen lassen. Komm doch wenigstens zum Ball, dann kannst du ja immer noch entscheiden, ob du dich outest. Keiner in der Football Mannschaft wird dich hassen. Sie mögen doch auch alle Shane. ER ist allen sympathisch. Warum solltest du das nicht sein? Egal ob du dich outest oder nicht, aber du liebst Shane, also tu ihm doch den Gefallen und komm her. Er würde sich bestimmt sehr freuen. Du musst wirklich nicht, aber überleg es wenigstens. Er liebt dich genauso, wie du ihn und wird deshalb nicht sauer sein, wenn du nicht kommst, er versteht ja, was du hast. Aber du willst doch auch hier und bei ihm sein, oder nicht? Ihr seid schließlich genau heute zwei Jahre zusammen, wäre es nicht toll das auf dem Ball zu feiern?"
Zehn Minuten später fuhr der BMW X5 von Jordans Vater auf den großen Parkplatz vor dem Schulgebäude und er stieg aus. Shane rannte auf seinen Freund zu, der ihm entgegen kam und die beiden umarmten und küssten sich abwechselnd. Meine Arbeit hier war getan und glücklich ging ich wieder rein, da es mir zu kalt war und ich die beiden nicht stören wollte. Wenigstens konnten Shane und Jordan jetzt den Ball genießen. Mir war es ja anscheinend nicht vergönnt.
Um halb zehn setzten sich Henry, Zoey, James und Emily zusammen mit mir an einen Tisch und wir aßen ein paar Snacks vom Buffet.
Ich hatte keine Ahnung wie spät es war. Wir waren immer noch auf dem Ball und die Stimmung war noch besser als vorher. Das betraf zumindest die meisten Leute. Ich stand zwar auf der Tanzfläche, bewegte mich aber nicht wirklich, da ich schließlich immer noch alleine war.
Jemand stieß mich von hinten an der Schulter an und instinktiv drehte ich mich um. Allerdings stand dort keiner. Als ich mich dann wieder zurückdrehte, passierte es urplötzlich. Völlig unvorbereitet traf es mich. Weiche, volle Lippen drückten sich auf meine. Ohne lange darüber nachzudenken, was hier gerade passierte, schloss ich meine Augen und ließ mich in den Kuss fallen. Es fühlte sich einfach richtig an. In diesem Moment war mir egal, wer hier vor mir stand. Ich ließ es einfach zu. Meine Hände, die ich in seinen Nacken gelegt hatte, fingen an zu zittern. Mein Herz, rannte grade den Marathon seines Lebens. Es war ein langer zärtlicher Kuss - ein Moment den ich mir in meinen Träumen schon so oft vorgestellt hatte. Jetzt war er Realität. Unsere Lippen lösten sich wieder und ich sah hoch direkt in seine rehbraunen Augen. Die wunderschönsten dieser Welt. Langsam schob ich seine Maske hoch, um zu sehen, wer darunter steckte. Und in dem Moment, in dem ich sein Gesicht sah, setzte mein Herz aus und mein Atem stockte. Er war es, er war es die ganze Zeit gewesen. Warum hatte ich es nicht bemerkt? Ich war mir jetzt hundertprozentig sicher, dass er derjenige war, der mir die ganze Zeit geschrieben hatte.
„ Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich das hier schon tun wollte!" Wie zur Bestätigung seiner Worte, küsste er mich nochmal, aber kürzer.
Er schaute mir tief in die Augen und ich erwiderte seinen Blick. Natürlich konnte ich mir einen Kommentar nicht verkneifen:„ Warum starrst du mich so an?" Seine Antwort kam rasch:„ Weil du so schön bist." Verlegen antwortete ich:„ Dankeschön." Dann musste ich lächeln und er auch. „ Überrascht?" Er lachte einfach nur und küsst mich noch einmal. „ Hör auf zu lachen!", ermahnte ich ihn, doch ich konnte mich selbst nicht ernst nehmen. „ Bitte hör auf zu lachen", bettelte ich, doch er ging nicht auf meinen Wunsch ein, sondern zog mich enger an sich und küsste mich nochmal. Plötzlich kam eine Frage in mir auf, die ich unbedingt stellen wollte. „ Woher hattest du eigentlich meine Nummer?" „ Tja, sagen wir so, deine Schwester hat eventuell stellvertretend den Platz von Armor übernommen." Jetzt war ich die, die lachte, aber ihr könnt euch nicht vorstellen, wie dankbar ich meiner Schwester war.
„Bald ist es so weit. Noch eine Viertelstunde, bis Ballkönigin und Ballkönig bekannt gegeben werden", verkündete Erik. Die Ansage klang über die Menge hinweg und alle applaudierten danach erst einmal. Dann ging es ans Tanzen und ich genoss es mit X auf der Tanzfläche zu stehen. Man, ich sollte mir diesen Namen unbedingt abgewöhnen. Es war seltsam, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, ihn bei seinem richtigen Namen zu nennen. Irgendwann würde ich es eh tun, also warum nicht jetzt noch ein bisschen weiter bei dem Spitznamen bleiben? Zumindest in meinen Gedanken. Meine Schwester und meine besten Freunde warfen mir immer wieder vielsagende Blicke zu oder zogen die Augenbrauen hoch. Wahrscheinlich wäre da später viel Gesprächsbedarf. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und wir tanzten noch zwei weitere Lieder. „ Es ist soweit. Alle Stimmen wurden ausgezählt und das Königspaar steht fest. Auch wenn dieses Jahr vorher keine Nominierungen abgegeben wurden, gibt es ein eindeutiges Ergebnis. Ich freue mich, euch verkünden zu können..."
DU LIEST GERADE
New York Love Story
Romanzi rosa / ChickLitNiemand zieht gerne um, doch inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt. Es fiel ihr leichter, da sie ja ihre Zwillingsschwester hatte- das dachte sie zumindest, als sie in den Flieger stieg. Ihre Schwester wird zur Schulqueen und sie selbst leidet dar...