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"Und das hier ist dein Zimmer. Dort drüben ist das Krisen- Zimmer. Dieses ist für akute Fälle gedacht. Es werden immer wieder verschiedene Jugendliche eingewiesen."

Mein 'Zimmer' ist blau angestrichen und groß, wirklich groß. Zwei Einzelbetten stehen jeweils rechts und links an den Ecken des Raumes. Neben den Betten stehen kleine Schubladen und eine Tischlampe. Rechts von der Eingangstür steht ebenfalls ein Bett mit einer kleinen Schublade. Links stehen Schränke, die wahrscheinlich für uns gedacht sind. Zwischen den mir gegenüberliegenden Betten steht ein Tisch mit Stühlen. Die Fenster in diesem Raum sind groß und tränken den Raum in eine angenehme und ruhige Atmosphäre. Die Fensterbänke sind breit gebaut, was bedeutet, dass man sich dort hinlege könnte ohne zu fallen. Es gefällt mir nicht. Der Schein trügt.

"Lass deine Tasche erst einmal hier und wir schauen uns die weiteren Räume an", sagt mein Betreuer und ich lasse die Tasche auf den Boden sacken und schaue mich um. Gegenüber von meinem Zimmer ist eine Art Warte- oder Lesezimmer und direkt daneben das Krisen- Zimmer, an dem als einziger Ort eine Metalltür befestigt wurde. Links neben meinem Zimmer ist eine Glastür, die nach draußen oder zu verschiedenen Stationen führt. Mein Betreuer geht den Korridor entlang und ich fühle mich wie in einem schlechten Film. Er deutet nach rechts, auf dem Raum direkt neben meinem Zimmer und sagt "Das ist das Büro. Falls du was brauchst oder mit jemandem reden möchtest dann kannst du immer hier hin kommen" Bestimmt nicht.

Er folgt dem Korridor und ich folge ihm. "Das sind die Zimmer deiner 'Mitbewohner'", er stellt das Wort Mitbewohner mit Anführungszeichen da, als würde er sagen wollen; Heey, das sind die anderen labilen und gestörten Kids. Ich kann ihn jetzt schon nicht leiden. Er ist weder alt noch jung. Ich schätze er ist am ende seiner dreißig angekommen.

"Hier ist das Bad und die Toiletten. Diese werden regelmäßig gewischt. Jeder bekommt hier einen Dienst, der erledigt werden muss. Dadurch lernt ihr in einer Gemeinschaft zu leben. Das tut euch gut." Als ob. Ich schweige.

Am Ende des Korridors liegt rechts die Küche, die er mir kurz zeigt und führt mich schließlich geradeaus in den Gemeinschaftsraum. "Morgens um acht Uhr gibt es Frühstück, welches wir hier zusammen einnehmen. Mittagessen gibt es gegen zwölf Uhr und Abendessen gegen achtzehn Uhr. Sei am besten pünktlich", erzählt er und ich schaue mir den langen Esstisch an. Viele Stühle stehen dort und bunte Servietten schmücken diesen. Neben dem Esstisch steht ein Kicker und ein paar Sitzmöglichkeiten. Links im offenem Raum stehen Sofas und ein Sessel. Gegenüberliegend steht ein großer Fernseher. Überall sind große Fenster und neben dem Esstisch ist eine Glastür, die wahrscheinlich zu einem Balkon oder ähnlichem führt.

"Hier sitzen wir oft bei Besprechungen zusammen und ihr könnt euch natürlich im Laufe des Tages hier aufhalten." Ich frage mich wo die anderen Jugendlichen bleiben, jedoch möchte ich keinen über den Weg laufen. Unter Psychiatrie stellte ich mir jedes mal neue Horror- Szenarien vor. Jugendliche in einem Fixierbett oder schreiend, Jugendliche mit ständigem Selbstverletztendem Verhalten oder Amnesie.

Man denkt immer an gestörte Leute, die einen Knall haben, wenn man an eine Psychiatrie denkt. Ich hoffe es ist nur ein Vorurteil, denn ich habe bereits Schwierigkeiten mich selbst zu akzeptieren, wie soll ich dann andere Menschen mit solchen Eigenschaften akzeptieren. Ich hege einen unglaublichen Groll auf mich selbst, wie sehr muss ich dann wohl andere Menschen hassen? "Möchtest du wieder zurück in dein Zimmer?" Als Antwort nicke ich kräftig. Bloß weg hier, bevor mich jemand sieht. "Zurzeit hast du noch keinen Mitbewohner, doch dies kann sich oft sehr schnell ändern."

Ich liege in meinem Bett und schaue mir die Decke an. Dieses Zimmer wurde definitiv renoviert. Es riecht noch leicht nach Farbe und wirkt zu steril. Als wäre ich der erste der das Privileg hat in diesem Zimmer zu übernachten. Vielleicht war dies vorher kein Zimmer zum übernachten, vielleicht war dies der Raum in dem man die wirklich schwierigen Fälle behandelte. Vielleicht stand hier einmal ein Elektrostuhl in dem verwahrloste Kinder gefesselt wurden. Das Bild des Raumes ändert sich in meinen Gedanken und ich nehme laute Kinderschreie wahr, es wird dunkel und ich höre das Surren des Stuhls. Die Fenster sind abgedunkelt. Die Wände ändern ihre Farbe von blau zu gelb und dann tropft es. Es tropfen Rubine, Wein und Klatschmohn. Die Farbe war rot. Die Farbe ist rot. Ich ersticke. Ich verliere mich in der Roten Farbe, verliere mich im Blut.

Hurry, I'm fallin'.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt