Nachdem Sonny ihren spektakulären Auftritt mit Bravour beendete, aufstand und sich verbeugte, konnte ich nur den Kopf schütteln. Daraufhin bin ich in mein Zimmer geflüchtet, packte meine Kleidung zusammen, die ich für das Duschen benötigen würde und eilte in das Badezimmer.
Weiße Fliesen schmücken den Boden des Raumes. Es standen eine Dusche und eine Badewanne in dem Zimmer. Ein riesiger Spiegel zog sich an der Wand entlang und darunter manifestierten sich einige Waschbecken. Ein weißer Schrank stand ebenfalls im Badezimmer. Dort fand ich auch Handtücher, Zahnpasta, einen Föhn und weiteren Schnick Schnack.
Ich entledige mich meines Oberteils und stelle mich vor einem der Waschbecken. Mein Spiegelbild schaut mir verunsichert entgegen.
Meine blauen Augen schimmern mir matt entgegen und ich erinnere mich daran, dass diese Augen einst sogar leuchten konnten. Als das Leben noch nicht so schwer war und die Probleme noch aus Nichtigkeiten bestanden. Das ist jedoch schon sehr lange her und meine Augen haben ihren Glanz verloren. Unter ihnen befinden sich dunkle Schattierungen, die auf meinen nicht vorhandenen Schlafrhythmus hindeuten. Mein Blick wandert zu meiner Nase, die eher einer Nase eines Kleinkindes ähnelt. Sie passt nicht zu meinem Gesicht. Die aufgesprungenen Lippen unterstreichen meinen Gedanken. In letzter Zeit habe ich viel Gewicht verloren und meine Gesichtsform ist noch markanter und meine Wangenknochen noch präsenter geworden. Ich wirke jetzt schon beinahe schlaksig, als hätte ich die Kraft verloren meine Hülle noch weiter tragen zu können.
Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken und irritiert schaue ich zur Tür. „Äh, ja?", höre ich mich sagen bevor ich bereits die Tür aufschließe und hindurchschaue. Andi steht vor der Tür und über seiner Schulter hängt ein rotes Handtuch. Er schiebt mich langsam, aber bestimmt zur Seite bevor ich überhaupt protestieren kann. Völlig perplex beobachte ich ihn, wie er gerade dabei ist sein Muskelshirt auszuziehen. Bleibt mir denn hier auch gar nichts erspart?
Bevor ich überhaupt ein Wort über die Lippen bringen und mich beschweren kann, stoppt er meinen verbalen und empörten Ausbruch bereits mit seinem Blick. Panik bereitet sich in jeder Zelle meines Körpers aus. Meine Muskeln verspannen sich und meine Vorstellungskraft zeichnet mir bereits, Schwarz auf Weiß, einen sexuellen Übergriff der schlimmsten Sorte in mein Unterbewusstsein.
„Du darfst die Dusche haben, ich wollte sowieso baden gehen", dabei betätigt er den Hahn und Wasser plätschert in die Badewanne. Er gießt, als wäre es das normalste der Welt, Badesalz hinein und entledigt sich seiner gesamten Kleidung. Kurze Zeit später sitzt der tätowierte Muskelprotz in einem Meer aus Schaum und türkisem Wasser.
Völlig vor den Kopf gestoßen starre ich ihn an, was ihm nicht zu entgehen erscheint. „Ist irgendwas?", fragt er mich schließlich und holt mich zurück in die Realität.
„Ob irgendwas sein sollte? Alter, du bist gerade hier reingekommen, wohlwissend, dass ich jetzt duschen gehen wollte, ziehst dich hier nackt aus und setzt dich in die Badewanne? Was ist denn los mit dir?" Dabei bin ich so erleichtert, dass er tatsächlich einfach nur badet.
Ein Lächeln huscht über seine geschwungenen Lippen und seine Augenbrauen rücken verräterisch zusammen. „Wieso? Bist du schwul?"
Völlig verstört stehe ich da. Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Ich kratze mich unbeholfen am Hinterkopf und presse die Lippen aufeinander. „Also wenn du schwul bist, dann muss ich dir leider sagen, dass ich nicht interessiert bin. Ich steh nämlich auf Frauen. Tut mir leid". Er zwinkert mir zu und verteilt großzügig Shampoo auf seine Hand, um dieses später in sein Haar einzumassieren. Ich seufze schwer und wende mich von ihm ab, um endlich duschen zu gehen.
Also so gern habe ich ihn jetzt nicht unbedingt, dass ich mit ihm das Badezimmer teilen muss. Willst du denn nicht aufklären, dass du nicht schwul bist? Hmh, nö. Soll er doch denken, was er will. Ich weiß nicht einmal, ob ich schwul bin. Du bist nicht schwul. Sagt wer? Na ich. Ich bin du, schon vergessen? Ach sorry, dass ich deine Anwesenheit verdrängen muss, um mich normal zu fühlen. Stille.
DU LIEST GERADE
Hurry, I'm fallin'.
Teen Fiction"Manchmal spielt dir die Welt einen Streich. Ich weiß noch immer nicht ob mich die Welt hasst oder ob ich ihr scheiß egal bin. Doch das ist okay, sie hat mich geprägt.", sagte ich und schwieg. "Ich frage mich wann du so alt geworden bist", schmunzel...