„Nun, die Spielregeln sind ganz Simpel. Jeder von uns hält zehn Finger hoch", setzt Sonny fort „Alex fängt an. Zum Beispiel könnte Alex sagen: ‚Ich habe noch nie jemanden geschlagen'. Dann müssen alle, die bereits jemanden geschlagen haben, einen Finger runternehmen. Deswegen sollte man immer eine Aussage auswählen, die nicht auf einen selbst zutrifft. Der- oder diejenige, die bereits alle Finger verloren hat ist raus. Dieser kann anschließend über die Fragen bestimmen. Das geht dann so weiter bis nur noch einer oder zwei im Rennen sind. Dann gibt es manchmal einen Sieger oder es endet mit einem unentschieden. Wichtig dabei ist, dass du hundert prozentig ehrlich bist!"
Ich schlucke bei diesen Spielregeln. Das ist ja so, als würde ich ein Teil von mir Offenbaren, den ich nicht einmal meinem zukünftigen Psychiater offenbaren würde. Eins ist klar, wenn es darauf ankommt, dann würde ich lügen. Trotzdem nicke ich, nehme einen freien Stuhl und setze mich zu ihnen, sodass ein Kreis entsteht. Auch Andi setzt sich zu uns.
„Dann fang ich an. Bitte alle eure zehn vorhandenen Finger zeigen!", ruft Alex und hüpft bereits auf meinem Bett auf und ab. Ob das Bett noch steht, wenn das Spiel vorbei ist? Trotzdem setze ich das um, was mir gesagt wird und halte zehn Finger hoch.
Was machen eigentlich die Menschen, die jetzt nur 9 Finger haben? Psht. Verzieh dich! Ich mein ja nur.
„Ich habe noch nie mehr als 42 Stunden ohne Schlaf verbracht", dabei entgeht mir nicht, wie Alex Sonny anfunkelt. Sie weiß die Antwort bereits. Langsam und schmollend nimmt Sonny ihren kleinen Finger runter. Auch ich nehme eines meiner Finger runter. Andi, Mike und Julie schließen sich uns ebenfalls an. Nun ist Sonny an der Reihe. Sie denkt einen Augenblick nach. „Ich habe noch nie etwas geklaut". Ein raunen und stöhnen zieht eine Runde in unseren Kreis und jeder außer Sonny und mir nimmt einen Finger runter. Verwundert schaue ich mich um.
„Guck nicht so vorwurfsvoll", ermahnt mich Burk. „Man macht viele Sachen im Leben, ohne über die Konsequenzen nachzudenken". Auch die anderen zucken bloß mit den Achseln.
Räuspernd kommt nun Annie zu Wort. „Ich habe noch nie geraucht." Mein Finger schnellt automatisch nach unten. Ich schau mich um und sehe, dass Andi und Burk ebenfalls einen Finger runternehmen.
„Du rauchst?", fragt mich Sonny empört. „Jeder hat seine Laster zu tragen", entgegne ich ihr und sie zieht ihre Unterlippe nach vorne. Irgendwie kommt mir der Gedanke, dass sie wirklich niedlich aussieht, wenn sie schmollt. Mit einer wegwerfenden Bewegung versuche ich diesen Gedanken zu vertreiben, als wäre er eine lästige Fliege. „Du solltest besser damit aufhören, solang du noch kannst", flüstert sie plötzlich zu niemanden bestimmten. Jedoch bin ich mir ziemlich sicher, dass dieser Satz einen Empfänger hat. Und dieser Empfänger war ich.
Burk richtet sich nun auf und presst die Lippen aufeinander. Seine braunen Locken hüpfen dabei und ein Schatten huscht über sein Gesicht. „Ich habe noch nie mehr als eine Woche im Krankenhaus verbracht".
Wenn es so weiter ging, dann war das Spiel für mich sehr bald zu Ende. Doch bei dieser Frage senkten sich alle Finger. Meine Skepsis war mir beinahe anzusehen. „Jeder von uns ist aus einem bestimmten Grund hier, wie du weißt", erklärt mir Annie diplomatisch. „Es ist nur eine Frage der Zeit bist du verstehst, dass wir alle verschiedener nicht sein können und dennoch gleich sind." Hmh, klang irgendwie paradox, wenn man mich fragt. Aber mich fragt ja keiner. Burk lächelt zufrieden, auch wenn er selbst einen Finger runternehmen musste. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dies nicht nur ein Spiel ist.
Julie grinst, als sie an der Reihe ist. Ihre wilden roten Locken hat sie zu einem Dutt zusammengebunden. „Ich habe noch nie Strippoker gespielt". Sony rümpft die Nase. Unsere Finger sind die einzigen, die nicht sinken müssen. „Du musst das nächste Mal auch unbedingt mitspielen, Tony", erklärt mir Julie und ignoriert Sonnys Kopfschütteln einfach. „Das wird er ganz bestimmt nicht tun", kommt es prompt hysterisch aus Sonnys Mund und alle lachen. Ich versteh nur Bahnhof.
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Hurry, I'm fallin'.
Teen Fiction"Manchmal spielt dir die Welt einen Streich. Ich weiß noch immer nicht ob mich die Welt hasst oder ob ich ihr scheiß egal bin. Doch das ist okay, sie hat mich geprägt.", sagte ich und schwieg. "Ich frage mich wann du so alt geworden bist", schmunzel...