Nein, nein, nein, nein. Ich habe hier nichts zu suchen. Ich bin nicht gestört. Wer ist denn derjenige der Schizophrenie hat und denkt er hätte jemanden umgebracht? Ich garantiert nicht. Da ist irgendwas gewaltig schief gelaufen. Beruhig dich Tony. NEIN. Ich glaub mir kommt die Galle hoch. Schluck sie runter! Du bist mir echt keine große Hilfe.
Nachdem ich das Essen verweigerte, hatte Sonielly mich in mein Zimmer geschickt mit der Begründung, dass sie mich nicht mehr sehen möchte. Versteht bitte einer Frauen. Nun liege ich in meinem Bett, welches ich noch immer nicht bezogen habe und starre die blauen Wände an. Ich entschied mich spontan für das Bett, welches zur rechten Seite des Zimmers steht und seitdem hänge ich meinen Gedanken hinterher.
Zusammenfassend habe ich sieben neue Menschen kennen gelernt. Sieh es doch positiv! Ohja, ich sehe es sehr positiv. Ich trotze vor positiver Energie. Ich habe Mike kennen gelernt, einen Schizophrenen Mörder und Julie eine depressive, die nichts weiteres macht als Spaß an der Klinge zu haben. Dann ist da noch Burk, er hat einfach Kopfschmerzen, er hat Kopfschmerzen. Einfach nur Kopfschmerzen. Ich fass es nicht. Der soll Tabletten nehmen und gut ist. Außerdem ist Annie auch nur da um 'ihr Leben auf die Reihe zu bekommen'. Ernsthaft? Und dafür muss man sich wirklich einweisen lassen? So schwer kann deren Leben gar nicht sein. Vielleicht Schulstress, ärger mit den Eltern oder mit dem Freund, aber ansonsten macht sie einen sehr Lebensfrohen eindruck. Was sucht sie hier? Und Alex ist ein Flummi, es macht mich bereits nervös ihr nur dabei zuzuschauen, wie sie dort rumhüpft. Ich dachte für ADHS gibt es auch Tabletten? Sie sollte dringend welche zu sich nehmen und Andi lauf ich am besten nicht über dem Weg. Wahrscheinlich brauche ich ihn nur schief anschauen und er bricht mir die Rippen. Und das größte übel ist doch Sonny. Wie kann man sein Kind Sonielly nennen? Ist sowas überhaupt legal?
Die erste Frage die sich mir stellt, ist die, wieso zum Teufel man drei Jahre in einer geschlossenen Klinik verbringt? Was mich nun zu meiner zweiten Frage bringt, die wäre, wieso sollte man freiwillig hier sein? Und ihre Stimmungsschwankungen sind nicht gesund, diese können auf gar keinen Fall gesund sein! Erst ist sie nett, dann ist sie eine richtige Furie. Ihr gutes Aussehen macht die Situation nicht besser. Ich hasse Menschen. Hörst du mich? Ich sehe alles sehr positiv, schmeckst du die positive Säure die sich durch meinen Körper frisst? Ich bin sehr positiv, der positivste Mensch auf der Welt.
Wieso ausgerechnet sie? Sie hat mich erlebt, als ich verwundbar war. Damals auf dem Dach des Hochhauses. Ich traute mich nicht mehr zu springen, als ich ihre Anwesenheit bemerkt hatte. Nachdem ich diese braunen leuchtenden Augen sah, war für mich die Option mein Leben zu beenden nicht mehr verfügbar. Ich bin nicht gesprungen, ich lebe noch. Mir geht es gut. Was hatte sie damals dort oben überhaupt verloren? Was mach ich hier? Wäre sie nicht gewesen, dann wäre ich gesprungen. Ich müsste mir all dies nicht antun und nicht ständig diese Bilder verdrängen. Tja, Tony. Heile Welt war ausverkauft.
Durch das leichte Klopfen schrecke ich aus meinen Gedanken auf, jedoch ist mir nicht danach mit jemanden zu sprechen, deshalb antworte ich einfach nicht. Erneutes klopfen, welches bestimmter wirkt, ist zu hören und dann wird die Tür von meinem Betreuer geöffnet. Ich muss ihn bei Gelegenheit unbedingt noch einmal nach seinem Namen fragen. "Wir haben dich beim Mittagessen vermisst", sagt er und lehnt sich am Türrahmen an.
"Ich hatte keinen Appetit. Außerdem war meine Gesellschaft nicht erwünscht." Darauf schmunzelt er, wieso schmunzelt er? Ich fand das überhaupt nicht witzig. "Du hast also unsere hinreißende Sonny kennen gelernt, ja?" Langsam nicke ich und schaue wieder die Wand an. "Gib ihr etwas Zeit, sie ist der schwierigste Fall den wir haben." Achso, das sind wir also für euch. Fälle. Gut zu wissen. Menschen sind schrecklich.
"Wenn du möchtest kannst du mich ruhig zum Gemeinschaftsraum begleiten", sagte er lächelnd. Wow, kann ich das? Das ist aber nett. Ich schüttel meinen Kopf. "Immer noch nicht sehr gesprächig?" Ist das sein ernst? Ich schätze schon. Klar ich öffne mich ihm im Laufe eines Nachmittags, sehr realistisch. Du öffnest dich ihm wahrscheinlich nie. Korrekt.
"Na gut, falls dich später die Euphorie packt uns besser kennen zu lernen, setze dich zu uns. Gib ihnen eine Chance. Jeder verdient eine Chance, wenigstens eine." Nein, ich habe ihnen bereits eine Chance gegeben und habe festgestellt, dass es alles Idioten sind. Du hast Vorurteile. Und wenn schon, hat die nicht jeder? Endlich verlässt er den Raum und lässt mich mit meinen Gedanken alleine. Du solltest mit deinen Gedanken nicht alleine sein, die machen mir angst. Mir auch, mir auch. Wieso willst du dann alleine sein? Ich stelle fest, du bist heute aktiver als sonst. Ich habe meine Gründe. Lässt du mich nun endlich in Ruhe? Stille.
Blau. Blau ist ist die Farbe der Wand. Blau ist der Himmel. Blau ist das Meer. In blau verliere ich mich. Ich schwimme in seichten Gewässern. Das Blau wird immer dunkler. Schwarz. Alles ist schwarz und ich ertrinke im Meer. Ertrinke in Selbstmitleid. Ertrinke im Hass. Ertrinke im Blut. Ertrinke in der Vergangenheit. Immer tiefer und ohne Gnade hält sie meinen Kopf unter Wasser. Ich schnappe nach Luft, meine Lungen füllen sich mit dem schwarzen Wasser und das Schwarz lullt mich in sein Dunkelheit ein. Ich bin bereit dafür, nimm mich mit.
"Pssst."......"Pssssssst"...."Tony komm schon, werde wach!", flüstert ein Stimme neben meinem Ohr. "Bin ich tot?" - "Nein, schön wärs. Wach auf ich brauch Gesellschaft."
Ich drücke mein Kopf stärker in das Kopfkissen in der Hoffnung, dass dieses mich verschlingen mag. "Was willst du von mir? Geh weh", antworte ich notgedrungen. "Nein, ich brauch eine Beschäftigung okay. Ich will nicht mit meinen Gedanken allein sein. Die anderen schlafen schon. Du hast übrigens das Abendessen verpasst. Wie kann man nur so viel schlafen? Es gab übrigens Hühnchen, köstlich! Aber du musst wach werden und mit mir reden."
Langsam drehe ich genervt mein Gesicht in ihre Richtung und ziehe meine Augenbrauen zusammen um ihr deutlich zu machen, dass ich kein Interesse habe mit ihr zu sprechen.
"Hör zu, Alex schläft und ich hab heute keinen guten Tag." - Nein wirklich? "Aufjedenfall brauche ich jemanden der mich Ablenkt. Nur eine halbe Stunde bis der Wechsel vollzogen wurde", plappert sie weiter. "Welcher Wechsel?" Meine Stimme hört sich kratzig an und ich würde einfach lieber weiter schlafen. "Denkst du etwa unsere Betreuer arbeiten 24 Stunden und dies sieben Mal in der Woche? Diejenigen die Nachtdienst haben werden nun über den heutigen Tagesablauf informiert und danach lasse ich dich in Ruhe. Ich bitte dich. Alex ist nicht wach zu kriegen. Ich brauche dich, ich brauche dich sehr".
Ihre Stimme wird gegen Ende immer leiser und verzweifelter. Aus unerklärlichen Gründen zieht sich mein Brustkorb schmerzhaft zusammen und ich empfinde Mitleid. "Oh nein, nein, nein, nein, neeein, nein mein Freund. Schau mich nicht so an.", flüstert sie nun aufgebracht. "Wie schaue ich denn?" "Dein Blick. Ich sehe es an deiner Mimik. Ich brauche dein Mitleid nicht. Ich..ich nutze dich aus okay? Eine halbe Stunde nutze ich dich aus, um mich abzulenken von dies und ..bitte okay. Ich bin es Leid mich rechtfertigen zu müssen. Hör einfach auf mich so anzuschauen, als würde ich zerbrechen. Hör einfach auf damit." Anscheinend hat sie ein Problem. Ein echt großes Problem. Das Problem nennt man Arroganz und der Bruder von Arroganz ist Egoismus. Sie sollte gehen. Nachher werde ich nämlich zur Rechenschaft gezogen, weil ein Mädchen sich nach der Ruhezeit in meinem Zimmer befindet. Ich sollte sie weg schicken. "Gut. Okay. 15 Minuten." In diesem Augenblick lächelte sie und noch nie in meinem Leben konnte ich in einem Lächeln etwas anderes deuten als ein Lächeln. Doch diesmal schon. Ich sah Erleichterung.
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Hurry, I'm fallin'.
Teen Fiction"Manchmal spielt dir die Welt einen Streich. Ich weiß noch immer nicht ob mich die Welt hasst oder ob ich ihr scheiß egal bin. Doch das ist okay, sie hat mich geprägt.", sagte ich und schwieg. "Ich frage mich wann du so alt geworden bist", schmunzel...