New day

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Völlig erschöpft öffne ich meine Augen und gebe beinahe einen Schrei von mir. Abgesehen, dass ich sehr stark an die Wand gedrängt wurde, schläft eine mit entspannten Gesichtszügen liegende Sonny neben mir und dies, obwohl ich mir sehr sicher war diese gestern in ihr Bett gebracht zu haben. 

Soll ich sie jetzt wecken? Nein, spinnst du? Du hast doch gehört, dass sie Schlaf nachholen muss. Stimmt. Bianca glaub ich hieß sie, die etwas in diese Richtung hin deutete. Ich konnte mir schon immer schlecht die Namen der Menschen merken, die ich flüchtig kenne. Jedenfalls meinte sie, dass Sonny anscheinend drei Tage wach war. Welcher Mensch bleibt freiwillig drei Tage wach? Anschließend legte ich Sonny ins Bett und unterhielt mich ein wenig mit Bianca. Ehrlicherweise verwirrte sie mich nur, indem sie etwas von 'sie mag dich', 'gib ihr etwas Zeit', 'im Moment ist es sehr schwer für sie' & 'sie schläft seitdem Tag nicht mehr' erzählte. 

Nun, ich habe echt keine Ahnung was sie meinte und eigentlich sollte es mich auch nicht interessieren. Was mich in diesem Moment beschäftigt ist wohl eher, wieso sie in meinem Bett schläft und wie sie es unbemerkt hier hin geschafft hatte. 

Ob mir dies wohl nachgetragen wird? Ob ich dafür hinhalten muss, dass sie in meinem Bett schläft? Sollte ich nun aufstehen oder sie wecken oder jemandem informieren? Ziemlich unsicher bleibe ich weiterhin liegen und schaue sie an. Ihre Atmung ist regelmäßig und ihre dichten Wimpern schmücken ihr schönes Gesicht. Wie gerne ich sie wohl anfassen würde, schätze ich. 

Dieses Bedürfnis ist mir ziemlich unbekannt also werde ich ihm nicht nachgehen. Ich möchte nichts unüberlegtes tun, doch ist sie mir ziemlich nah und meine Gedanken kreisen, sie zweifeln an meinem Verstand. Würde sie mich anfassen? So anfassen wie mein Vater mich einst anfasste? Hätte sie überhaupt die Kraft dazu? Ein kalter Schauer durchzuckt meinen Körper und ich versuche mich stark auf andere Bilder zu konzentrieren, als auf diese, in dem kleinen Raum mit den gelben Wänden, mit dem alten Bett und der braunen Kommode und den immer währenden Erinnerungen. Ich versuche zu verdrängen und schließe meine Augen bis es dämmert.

Ich steh in weiß, heute ist es weiß. Die Farbe weiß steht doch für etwas Gutes oder? Vielleicht steht weiß auch für Einsamkeit. Fühle ich mich einsam oder allein? Was ist überhaupt der Unterschied zwischen einsam und allein?

Alleinsein. - Alleinsein hängt wahrscheinlich mit der An- und Abwesenheit von Menschen zusammen. Klingt das irgendwie nachvollziehbar? Alleinsein ist gewollt und Einsamkeit ungewollt.

Einsamkeit. - Nun Einsamkeit ist die schlimmste Strafe, die einem die Gefühlswelt bieten kann. Anders als Alleinsein hängt dieser Zustand nicht von der Anzahl der Menschen, die um einen schwirren, ab. Wer einsam ist, dem fehlen nicht die Menschen – sondern das Gefühl, von ihnen beachtet, anerkannt und gebraucht zu werden. Es charakterisiert eine tiefe Unzufriedenheit mit den Beziehungen, die schon bestehen. Fühle ich mich alleine oder fühle ich mich einsam? Das Weiß ändert sich wieder. Erst Rot, dann blau und schließlich gelb. Ich glaube ich habe eine Farbe noch nie so sehr gehasst wie diese. Der Raum ist klein, ich rieche den Alkohol und den Zigarettengestank aus unserer Wohnung und höre die Schritte. Ich versuche mich zu kneifen um aus diesem Traum zu erwachen.

"Mein Lieber Sohn" - "Nenne mich nicht so, du bist und warst niemals mein Vater!" Bitte, bitte. Immer wieder und immer fester kneife ich in meinen Unterarm. "Du kannst nicht entkommen. Du träumst nicht, es sind deine Erinnerungen in denen du festsitzt. Hier kannst du nicht verschwinden, ich werde es dir für immer als Hauptaufgabe geben, diese Erinnerungen aufleben zu lassen." Nein, bitte nicht. Ich spüre Berührungen an meinem Körper und versuche mich zu wehren, doch bin wie gelähmt. "Antonio!" NEIN. "Tony..." NEIN... "Antonio verflucht...wach auf. Du machst mir Angst!"

Hurry, I'm fallin'.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt