Hurry, I'm fallin'.

FaceToFace

"Alsoooo....", beginnt sie einen Satz. "Alsoooo..", antworte ich ihr und sie lächelt erneut. Diesmal ist es ein aufrichtiges Lächeln. Dieses Lächeln erreicht ihre Augen und lässt ihre Iris in verschiedenen Braun- und Goldtönen tanzen. 

"Alsooooo Pessimist..", fährt sie fort. "Sagt diejenige, die ständig Stimmungsschwankungen hat!", greife ich sie an und ihr Lächeln wird breiter. "Ich bin ein durch und durch positiver Mensch Antonio, du siehst es nur nicht." Nachdem sie meinem verwirrten Gesichtsausdruck bemerkt hat, pustet sie sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und seufzt.

"Gut, ich erkläre es dir", flüstert sie und bettet ihren Kopf auf ihren Händen. Im Schneidersitz sitzt sie vor meinem Bett und schaut mich an. Lange Zeit starre ich zurück. Schließlich entscheide ich mich, mich wieder richtig hinzulegen. Unsere Gesichter sind uns sehr nah und durch das helle Mondlicht, welches durch das Zimmerfenster leuchtet, kann ich ihre feinen Gesichtszüge erkennen. Kurz schaltet sie meine Nachttischlampe an, weiß der Geier weshalb, anschließend begibt sie sich ihrer ursprünglichen Position zurück. 

"Hörst du zu?", ich nicke. "Gut, es ist wichtig das du zuhörst, um zu verstehen was ich dir sagen möchte. Okay?" Wieder nicke ich und sie scheint vollkommen zufrieden zu sein, dass ich ein Mensch weniger Worte bin. 

"Ich schätze viele nennen das, was ich dir jetzt erzähle Philosophie. Aber ich kenne mich in diesem Bereich nicht aus, es sind meine Gedanken, die ich nun mit dir teilen möchte. Jeder sagt, ein Mensch hat zwei Gesichter, richtig?", fährt sie fort und anscheinend verlangt sie keine Antwort. "Nun, ich bin der Meinung jeder Menscht hat tausend Gesichter. Zum Beispiel verhält man sich anders, wenn man in der Schule ist oder, wenn man mit den Eltern spricht. Man verhält sich Freunden gegenüber anders, als man sich vor den Verwandten verhalten würde. Man geht mit Klassenkameraden anders um, als mit einem Lehrer. Vor einem Fremden verhält man sich anders, als vor einem bekannten und wenn man alleine ist, ist man auch sofort ein anderer Mensch. Außerdem hängt das Verhalten eines Menschen sehr von der Laune, von der Lebenseinstellung und sogar manchmal von dem Tag ab. Sogar das Wetter kann die Laune oder das Gesicht eines Menschen ändern. Man weiß nie wirklich, ob ein Mensch von Grund aus Gut ist oder Böse. Man wird niemals alle Gesichtspunkte eines Menschen kennen lernen. Manchmal kennt der Mensch sich selbst sehr schlecht. Aber wenn man weiß wie man das Leben angehen möchte, dann spielen diese Gesichter nicht länger eine Rolle. Ich möchte in allem etwas Gutes sehen, möchte vorurteilsfrei handeln und immer mein Bestes geben. Heute war nicht mein Tag, es ist nicht immer ein guter Tag. Manche Tage sind eben etwas negativ, für mich war es nun ein solcher Tag."

Eine lange Pause entsteht und ich bin nicht fähig ihr auf diesen Monolog eine Antwort zu geben. Zu sehr hänge ich ihren Worten nach. Diese  Buchstaben. Diese Worte, die Sätze bilden und einem zum Nachdenken anregen sind der ausschlaggebende Punkt, weshalb ich es nicht schaffe ihr zu antworten. 

"Weißt du Tony...", beginnt sie und ich erstarre. Sie ist mir viel näher als zuvor und es scheint, als könnte sie in meine Seele hinein schauen. So wie damals auf dem Dach. "Es ist zu verwirrend meine Gedanken in Worte zu fassen." Sie presst ihre Lippen aufeinander zu einer schmalen Linie und ihr Blick gleitet durch den Raum.

"Ich glaube ich verstehe nicht, was du mir jetzt genau erklären wolltest", gebe ich zu bedenken. Die seufzt wieder einmal und schaut mich an. "Nun, ich wollte dir damit sagen, dass du Vorurteilen keine Chance geben solltest. Mir ist zwar bewusst, dass du immer pessimistisch bist, denn egal wann oder wo ich dich antreffe, du hast immer schlechte Laune. Aber deine Gesichter kenne ich nicht. Ich weiß nicht weshalb du so pessimistisch bist, ich weiß nicht warum man alles so schlecht sehen kann, aber alles hat einen Grund. Ich bin anders. Ich versuche in allem etwas gutes zu sehen, ich bin nicht wie du und das ist okay. Ich schätze das hat wohl wirklich alles einen Grund, vielleicht kreisen deine Gedanken um negative Dinge, sie halten an diesen Dingen fest und deshalb bist du so wie du bist und meine Gedanken kreisen um..um eben andere Dinge und diese will ich dann immer so verbiegen, dass diese Dinge mein Leben nicht so beeinträchtigen und in diesen Momenten geht meine Selbstbeherrschung flöten."