Kapitel 6

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Wir alle reihten uns vor Alec's Gebäude in einer Reihe auf. Natürlich hatte der Anführer ein eigenes Haus. Ziemlich modern. Ziemlich groß. Einer nach dem anderen verschwand in dem Inneren. James stand vor mir, hinter mir reihte sich Ruby auf. Bedröppelt kamen die Einzelnen raus. Ein paar verweinte Gesichter konnte ich erkennen. WAS VERANTSTALTETE ER NUR DA DRINNEN?

Die Reihe wurde immer schmäler. Nur noch James und Fynn standen vor uns. Der Nächste trat heraus und Fynn verschwand im Inneren. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe. Ich strich mir meine Haare glatt und zupfte an meiner Kampfmontur. Fynn kam heraus. Anstatt traurig zu wirken, schlug er mit der Hand gegen das Haus. Ruhig brauner...

Nachdem James im Haus verschwand, würde ich als nächstes an die Reihe kommen. Meine Nervosität steigerte sich ins Unermessliche. "Du schaffst das schon!", munterte Ruby mich auf und legte ihre kleine Hand auf meine Schulter.
Hoffentlich, betete ich still.
James kam mit gesenktem Kopf wieder hervor. Ich straffte meine Schulter und betrat das Haus. Es roch irgendwie merkwürdig. Nach einer Mischung aus männlichem Parfüm und Zigarettenqualm. Nicht unbedingt eine schlechte Mischung. Ich ging den Flur entlang und schaute mich ein wenig um. Typische Männerwohnung. Ziemlich kahl eingerichtet, keine Blumen. Aber insgesamt war es eine sehr schöne Wohnung, ziemlich modern. Hinten angekommen klopfte ich an der Tür. "Herein", ertönte eine kalte Stimme. Ich betrat den Raum und setzte mich auf den Stuhl ihm gegenüber. Wie immer trug er alles in schwarz, wie immer hatte er Handschuhe an. "Nun...Frau Marcey, wie ich heute festgestellt habe, haben sie sich mit einem Höhergestellten geprügelt. Wie kamen sie auf so eine Schnapsidee?", fragte er mit ausdruckslosem Gesicht. "Ich...ich...", stotterte ich vor mich hin. Reiß dich zusammen Mila, ermahnte ich mich. "Er hat mich provoziert", sagte ich. "Ach, und dann denken sie, sie könnten einfach mal so auf jemanden losgehen?", fragte er. "Er beschimpft immer die ganze Gruppe, obwohl wir Anfänger sind!", verteidigte ich mich. "Verdammt nochmal ihr seid hier nicht im Urlaub! Damec soll euch Gehorsamkeit und Respekt beibringen! Ich habe wichtigeres zu tun, als mich mit dir und Damec rumzuärgern!", sagte er sichtlich wütend. "Ohh, entschuldigen sie, dass ich ihre kostbare Zeit verschwendet habe!", fauchte ich los, bereute es aber sofort wieder. Er erhob sich von seinem Stuhl. "Was hast du gerade gesagt?", fragte er und seine Augen blitzten gefährlich grün auf. Ich erhob mich ebenfalls. "Miss Marcey, niemand, ich wiederhole niemand redet so mit mir!", brüllte er mich an. Ich zuckte kurz zusammen. Ich entschied mich dafür, meine Klappe endlich mal zu halten. "Du bekommst heute Abend noch eine Runde Zusatztraining von mir höchstpersönlich. So kann das nicht weitergehen!", fauchte er und öffnete die Tür.

Sobald ich raus ging, knallte er die Tür zu. Ganz toll gemacht Mila, lobte ich mich. Innerlich verpasste ich mir zwei Ohrfeigen.

Draußen wartete schon Ruby auf mich. "Viel Spaß! Seine Laune hat den Höhepunkt erreicht!", sagte ich lachend. Die ganze Gruppe kicherte los.

Trotz all dem Ärger ging mir eine Frage nicht aus dem Kopf. Alec meinte beim Frühstück irgendwas von einem Liebespaar bei den Anfängern. Wer bitte war das Liebespaar? War es Ruby? Fynn? James? Lia? Ami? Ich hatte keinen Plan. Ich konnte mir es aber bei allen fünf nicht wirklich vorstellen.
Grübelnd steuerte ich einen Baum an, unter dem James saß. In einer Stunde würde das Kampftraning beginnen. "Hey du!", sagte ich und setzte mich zu ihm. "Hey Mila!", sagte er nett. "War der Anführer bei dir auch so unfreundlich?", fragte er. "Ja, aber das wussten wir doch schon vorher, dass es keine Frohnatur ist, oder?", sagte ich.

"Aber sag mal James, weißt du, von welcher Liebesbeziehung Alec heute morgen geredet hat?", fragte ich. James schaute geradeaus. "Nö, ich habe auch keine Ahnung!", sagte er. Doch so ganz glaubte ich ihm das nicht. Seine Körperhaltung sagte etwas anderes...

Die Zeit verging wie im Flug. Ruby, ich und James steuerten die Kampfhalle an. Der völlig schwarze Klotz aus Beton ragte eindrucksvoll vor uns aus dem Boden. Von allen Seiten her strömten dunkelrot gekleidete Leute in den Bau. Ich nahm Ruby an der Hand, damit wir uns nicht verlieren würden.

Sobald wir durch die große Flügeltür gegangen waren, machten wir alle große Augen. Die Halle war komplett leer. Nur in der Mitte gab es eine kleine Plattform. Doch dann erblickte ich einige Kampfgeräte in einer Ecke. Da wusste ich was uns erwarten würde. Alle Reds würden sich um die Plattform versammeln und zusammen trainieren. Der Anführer oder ein Höhergestellter würde auf der Plattform stehen. Wie beim Militär.

Keine zehn Minuten später war die Halle prall gefüllt. Alle Reds verteilten sich in der riesen Halle. Alec schritt durch die Halle. Ich erkannte ihn, da alle Reds eine Gasse bildeten und die Köpfe senkten. Wieso hatte jeder so einen großen Respekt vor ihm?

Er bestieg das Podest. Natürlich alles in schwarz. "Willkommen zum heutigen gemeinsamen Kapfttaining! Strengt euch an! Ich will Leistung sehen!", brüllte er durch die Halle. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Komm Mila, fehlt nur noch der Sabber, verspottete ich mich. "Alle flach auf den Boden legen!", brüllte Alec. Wir alle erfüllten seinen Befehl.
"Liegestütze! Jeder macht 30!", blaffte er.
Die ganze Halle machte mit. Keiner schwächelte.
Kurz nach der 30. Liegesstütze kam auch schon der nächste Befehl. "Jeder läuft zehn Minuten auf der Stelle! Und Tempo bitte!", brüllte Alec durch die Halle. Es schien, als würde er jeden einzelnen genaustens beobachten.

Nach gefühlt zehn Stunden erklang der nächste Befehl. "Jeder sucht sich jetzt einen Partner! Ich gebe euch ebenfalls zehn Minuten! So oft es geht versucht ihr euren Partner zu Boden zu bringen. Los!", rief er und ging vom Podest runter. Ich und Ruby gingen zusammen. "Na dann los!", sagte ich aufmunternd. Und Ruby stürzte sich auf mich.
Alec ging durch die Reihen und schaute sich das Treiben an. Bei Ruby und mir blieb er stehen. Er schüttelte den Kopf und ging weiter. Arsch.

Nach zehn Minuten stand das Ergebnis fest. Ich hatte Ruby 32 mal umgenietet, sie mich 28 mal. Damit war ich der Gewinner.
So ging es das ganze Training durch weiter. Alec erteilte uns Befehle, wir führten sie aus. Nach zwei Stunden waren wir fertig. Mir rann der Schweiß von der Stirn. Ich roch unter meinen Armen uns verzog das Gesicht. Ich brauchte dringend eine Dusche oder ein verdammt gutes Deo!
Doch dann fiel mir mein Sondertraining am Abend ein und das Ausdauertraining am späten Nachmittag. Mir tat jetzt schon alles weh. Das würde Muskelkater geben. Aber das war wohl momentan mein geringstes Problem...

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Bewhoyouwannabe_

Red - Colour of Blood Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt