Kapitel 5

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"Jeder macht jetzt fünfzehn Kniebeugen!", sagte Damec. Mit allerletzter Kraft schaffte ich die fünfzehn. Auch alle anderen bestanden es. Wenn auch nur knapp. "So, letzte Übung bevor es Frühstück gibt und der Anführer eine Ansprache halten wird! Jeder macht noch 30 Kniebeugen, dann seid ihr fertig!", verkündete der Sklaventreiber. Doch viele von uns gaben hier an dieser Stelle auf. Damec schüttelte nur entsetzt den Kopf. "Wie wollt ihr jemals einen Kampf bestehen, wenn ihr bei 30 Kniebeugen scheitert. Was bildet ihr euch ein?", brüllte er uns an. Wir alle senkten den Kopf.

Plötzlich vernahm ich ein Schluchzen. Über Ruby's Backen kullerten dicke Krokodilstränen. "Ich will wieder zu meiner Familie", schluchzte sie. Damec schritt bedrohlich auf sie zu. "Wie war das?", zischte er hervor. Beschützend legte ich den Arm und Ruby. Ich schaute Damec in die Augen. "Darf man nicht mal seinen Emotionen freien Lauf lassen?", fragte ich leise und funkelte ihn an. "Du!", er zeigte mit dem Finger auf mich. "Herkommen!"
Selbstbewusst trat ich vor ihn. Die Truppe wich zurück. Plötzlich holte er aus und schlug mir feste auf die Schulter. Dann schlug er mir noch leicht in den Magen. Ein schmerzvoller Laut kam über meine Lippen. Der Schmerz zog sich von Nerv zu Nerv. Ich krümmte mich auf dem Boden, konnte meine Schulter kaum noch bewegen. Doch ich wollte nicht aufgeben. Trotz der Schmerzen betrachtete ich von Boden aus Damec's Beine. Da kam mir eine Idee. Mit voller Wucht zog ich an ihnen. Damec verlor das Gleichgewicht und schlug auf den Boden auf. Ich schlug ihm meine Faust in seine Mitte. Er verzog schmerzvoll das Gesicht. Doch ich wusste das ich nicht gegen ihn gewinnen würde. Er schmiss sich auf mich und stemmte meine Arme in den Boden. "Bist du völlig geisteskrank?", brüllte er. "Wieso behandeln sie uns dann so schlecht!", brüllte ich zurück. Die Truppe schaute uns entsetzt an. "Das war noch meine liebe Seite. Dank dir wird das ganze jetzt eine ganz neue Wendung bekommen!", brüllte er immer noch. "Schlägt man ein Mädchen?", brüllte ich zurück. "Hier wird jeder gleich behandelt egal ob Frau oder Mann!", schrie er. "Tretet zurück!", ertönte plötzlich eine tiefe Stimme. Ich erkannte sie sofort. Die Truppe trat zur Seite. Und hervor kam der Anführer. Komplett in schwarz. "Was zur Hölle machen sie da?", brüllte er furchteinflößend über den ganzen Platz. Bedrohlich stellte er sich vor uns. Schnell erhoben wir uns. Überall klebte Dreck. "Damec, du lässt dich von einer Frau verprügeln? Und sie? Was prügeln sie sich mit ihrem Vorgesetzten? Hat denn hier niemand Respekt?", brüllte er immer noch. Er schlug die Kapuze zurück und kam auf Damec zu. "Wie ich sehe hast du deine Truppe sowas an gar nicht unter Kontrolle. Damec mitkommen! Ich glaube ein wenig mehr Respekt könnte dir nicht schaden!"

Er schleifte Damec am Kragen mit sich. Neben Alec sah Damec noch viel armseliger aus. Aber Alec war halt einfach...heiß...
"Ihr anderen schert euch weg! Geht in die Halle! Und wehe ich sehe irgendeinen nicht da!", blaffte er uns noch an, bevor er mit Damec im Schlepptau ging.
Bedröppelt gingen wir dem Befehl nach. "Wieso hast du das getan? Jetzt dürfen wir es alle ausbaden!", zischte Fynn. "Lass sie, sie wollte nur Ruby helfen!", sagte James und legte Fynn eine Hand auf die Schulter. Dieser schnaubte und sprintete nach vorne.

Ich warf einen Blick zu Ruby. Sie hatte immernoch rot geweinte Augen und schwieg. Ich nahm ihre Hand und zog sie mit sich. Ami und Lia legten ihre Hände auf ihren Rücken.

Im Esssaal herrschte buntes Treiben. Gemeinsam nahm unsere Truppe an einem freien Tisch Platz. Ein großer Teller mit Brot und Toast stand auf dem Tisch. Daneben ein paar kleinere Teller mit Aufstrich, Obst, Gemüse, Käse und Wurst. Auf jedem Platz stand ein Becher und ein Teller. Dampfende Kannen voller Kaffee und anderen Getränken standen am Eingang des Saals.

Plötzlich wurde es still im Saal. Ich schaute zur Bühne. Alec betrat die Bühne. Alle erhoben sich. Inklusive mir. "Setzen", knurrte er. Ich entdeckte Damec an einem Tisch mit anderen Aufsichtspersonen. Er hatte rote Striemen auf der Haut, sein Gesicht wirkte verweint. Was zum Henker hatte Alec mit ihm getan? Ich wollte es lieber gar nicht wissen. "Liebe Leute, mir scheint es, als ob die gesamten Truppe den Respekt verloren hat. Eine Prügelei zwischen einer Aufsichtsperson und einem Anfänger. Ein Dieb sitzt unter uns. Eine Beziehung zwischen zwei Menschen. Was soll denn noch alles passieren? Was ist denn verdammt nochmal los mit euch?", brüllte der Anführer. So etwas furchteinflößendes hatte ich noch nie erlebt. Die gesamte Halle schrumpfte pro Wort einen Zentimeter. Wütend verließ Alec das Rednerpult und setzte sich auf seinen "Thron" und betrachtete die Meute. Kopfschüttelnd trank er einen Schluck aus seiner Tasse. Danach fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. Mila, denk an was anderes, ermahnte ich mich. Seine Hände waren sogar beim Frühstück in Handschuhe gepackt. "Jeder Neuling wird sich heute einem EINZELGESPRÄCH bei mir unterziehen. Es kann nicht wahr sein, dass die Neulinge hier alles aufmischen. Ich werde den Dieb und die zwei Liebenden schon finden", rief Alec durch die Halle. Ein Einzelgespräch. Jeder von uns. Allein mit ihm. Damec kam an unseren Tisch. "Heute Mittag. Zwölf Uhr. Kampftraining in der Arena. Bis um fünf Uhr. Danach noch Ausdauertraining zwei Stunden. Verstanden?", sagte er kühl. Wir alle nickten und betrachteten unser Essen. Ein Poltern riss uns aus unserer Starre. Alec hatte seinen Stuhl umgeworfen. Und stürmte raus. Dir auch einen guten Appetit Alec!
Aber eigentlich war mir immoment nicht nach Spaß zumute. Es würde eine harter Tag werden. Und das Training würde sicherlich nicht das schlimmste werden. Ich schob mir noch den letzten Brocken Toast mit Marmelade in den Mund, trank noch den letzten Schluck Kaffee aus. Ich stand auf und begab mich auf den Sammelplatz. Von dort aus würden wir alle zum Einzelgespräch gehen. Auf in die Höhle des Löwen.

Ich hoffe es gefällt euch:)
Hab euch lieb und danke fürs lesen:*
Eure Krissi ❤😈

Bewhoyouwannabe_ 🙋😍😝❤😈

Red - Colour of Blood Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt