Kapitel 11

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Ich wollte ihm noch hinterherrufen, dass er stehen bleiben sollte, jedoch traute ich mich nicht. Ruby war diejenige, die eine geheime Beziehung mit Jason hegte, James hatte mich geküsst und Fynn hasste mich.

Stundenlang saß ich in der Nacht, weinend und verzweifelt. Ich hatte keine Kraft mehr. Das Training, mein Privatleben, es war einfach alles zu viel. Mein Körper fühlte sich ausgelaugt an. Müdigkeit durchzog meine Glieder. Ich gab mich diesem Gefühl hin und legte mich einfach in das feuchte Gras. Ich wusste, dass es gefährlich war, nachts draußen zu schlafen, aber ich hatte keine Energie mehr um aufzustehen. Meine Lider wurden schwer und ich schloss die Augen. Das Letzte was ich mitbekam, war ein großer Schatten neben mir...

Lauf Mila Lauf, war das Einzige was ich denken konnte. Ein weiß gekleideter Mann verfolgte mich. Seine eine Gesichtshälfte völlig verunstaltet. Komplett in weiß gekleidet. In seiner einen Hand hielt er ein Messer, welches blutverschmiert war. "Bleib endlich stehen du Hure!", brüllte er. Ich schaute zurück. Seine Zähne blitzten faulig hervor, seine weiße Kleidung teilweise voller Blut.
So schnell ich konnte rannte ich. Egal wohin. Der dichte Wald verschlang mich. Ich rannte durch nasses Gestrüpp, durch Dornen, durch Äste, egal, hauptsache weg. Der Mann kam immer näher. Er lachte hämisch.
Plötzlich stolperte ich über ein Stück Holz am Boden. Der Länge nach fiel ich hin. Mein Knie schmerzte unendlich. Der weiße Mann lehnte sich über mich und hielt mir das Messer an die Kehle. "Letzte Worte?", zischte er. Ich spürte wie er das Messer langsam in meinen Hals stach. Immer weiter rein...

"Mila
wach auf", schrie plötzlich eine Stimme neben mir. Schweißgebadet öffnete ich die Augen und sah direkt in Ami's Augen. Ich blinzelte und erkannte auch Ruby und Lia. Zusammen standen sie an meinem Bett und schauten mich entsetzt an. "Mila, du hast plötzlich geschrien und geweint", rief Ruby und kniete sich neben mein Bett. Mein Bett. Wie war ich überhaupt hier rein gekommen? Wer hatte mich in mein Bett getragen?

Mein Kopf schmerzte. Meine Augen taten weh. "Lasst mich bitte alleine", sagte ich und schaute weg. "Aber Mila...", setzte Lia an, doch ich schüttelte meinen Kopf. "Los! Geben wir ihr ein bisschen Zeit!", meinte Ruby und schob die anderen weg von meinem Bett. Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon vier Uhr war. Mein Blick fiel auf James Bett. Der Wuschelkopf schaute unter der Decke hervor. Selbst wenn ich wollte, ich empfand nicht mehr als Freundschaft für ihn. So hart das auch werden würde. Auf leisen Sohlen packte ich ein paar Sachen zusammen und ging wieder nach draußen. Ich brauchte die frische Luft jetzt. Mein Blick fiel auf den kleinen See vor dem Platz. Einladend glitzerte das Wasser im Mond, aber die Gefahr, erwischt zu werden, war zu hoch.

Ich setzte mich auf einen Stein am Ufer und ließ die Füße im Wasser baumeln. In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als irgendjemanden, der mich in den Arm nehmen würde. Doch dieser Wunsch würde mich nicht erfüllt werden.

Das Wasser war angenehm kühl, erfrischte meine erhitzten Beine.
"Muss ich Sie an ihr Bett ketten, damit
Sie drinnen bleiben?", knurrte plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich fuhr herum und erblickte Alec vor mir stehen. Er trug eine schwarze Jogginghose und einen schwarzen Kapuzenpulli. Seine Hände hatte er in den Taschen des Pullis vergraben. "Ich brauchte ein wenig frische Luft", sagte ich und blickte ihm in die Augen. "Sie wissen anscheinend nicht, wie gefährlich das sein kann", meinte er ruhig. Ich schwieg und schaute zum See. Plötzlich setzte sich Alec neben mich auf den Boden. Wir beide blickten auf den See und schwiegen. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Wenn er mich doch einfach nur in den Arm nehmen würde...Aber ich wusste, dass das niemals geschehen würde. Eine dicke Träne tropfte auf meine Hose. "Wieso weinst du?", fragte Alec. "Ist egal!", sagte ich schluchzend. "Nein, ist es nicht!", sagte er. Ich schwieg. "Siehst du die Sterne am Himmel? Vielleicht sehen wir ja eine Sternschnuppe.
Dann kannst du dir deine Sorgen wegwünschen", sagte Alec und schaute mich an. Sofort schaute ich ihn an. Er konnte also auch ganz normal sein. Mal wieder konnte ich einen Blick hinter seine Maske erwischen. Schnell schaute ich weg und blickte in den Himmel. Ich erhob mich von meinem Stein und legte mich auf das Gras. So hatte ich einen wesentlich besseren Blick. Alec legte sich neben mich, bedacht, einen großen Abstand zwischen uns zu wahren. Plötzlich sah ich eine Sternschnuppe vorbeifliegen. Ich schloss die Augen.

"Lass, dass ich die Zeit einfach gut überstehe. Lass, dass ich meine Familie bald wiedersehe. Und lass, dass ich einfach glücklich werde!", dachte ich.

Ich spürte, wie sich meine Augen nicht mehr öffnen wollten, ich war zu müde. "Komm, lass uns gehen. Vielleicht findest du ja noch eine Stunde Zeit. Du kannst auch heute Vormittag dir frei nehmen. Dafür machst du heute Abend doppelt so viel, okay?", fragte Alec mit ausdrucksloser Miene. Hatte ich gerade richtig gehört? Er gab mir einen freien Vormittag. Ich hielt ihm meine Hand hin. Doch er hielt seine Hände in seinen Taschen. Ich runzelte meine Stirn. Wieso wollte er mir nicht die Hand geben. Irgendein Instinkt sagte mir, dass er es eigentlich wollte, aber dann doch nicht konnte. Schnell zog ich meine Hand wieder weg. "Danke Sir!", sagte ich nett und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Alec schlug seine Kapuze hoch und rannte davon. Dir auch noch eine gute Nacht. Ich verstand ihn einfach nicht. Mal war er nett, mal ein Riesenarsch, mal war er einfach kühl, mal sensibel. Doch ich wusste, dass ich noch nicht mal 1% von ihm kannte. Aber ich wollte ihn kennenlernen. Doch auch das würde nicht gehen.

Ich ging zurück zum Schlafsaal. Alle schliefen noch. Ich schüttelte meine Decke auf, schlüpfte aus meinen Schuhen und legte mich ins Bett. Meine Gedanken schweiften noch mal zurück zu Alec. Doch es war sinnlos über ihn nachzudenken. Er würde sich niemals mir anvertrauen. Ich war in seinen Augen niemand. Ein ganz normaler Anfänger.

Ein Kichern erklang in meine Ohren. Ich war schon fast eingeschlafen. Müde rappelte ich mich auf, auf der Suche nach dem Störenfried. Ich folgte dem Klang und schaute in eine Nische. Das Bild was sich dort bot, würde ich wohl nie mehr aus dem Kopf bekommen. Jason und Ruby. Wild am rummachen. Ruby saß auf Jasons Schoß und rieb sich eifrig an ihm. Jason schien das zu gefallen, er stöhnte die ganze Zeit. Ich erspare euch noch mehr schmutzige Details. Wenn das Alec sehen würde. Plötzlich hörte ich Schritte. Ich schaute um die Ecke. Alec kam direkt auf die die beiden zu. Shit, ich brauchte dringend einen Plan.

Hier mal ein wenig mehr Emotionalität von Alecs Seite her. Wobei, kann man das als Emotional bezeichnen? Ich hoffe es gefällt euch. Ich freue mich immer über Rückmeldung egal ob positiv oder negativ:)❤🌸

Bewhoyouwannabe_

Red - Colour of Blood Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt