Kapitel 9

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Sie erzählte ihre ganze Geschichte. Ihre Großmutter ließ ihren Blick nicht einmal von ihrem Gesicht abweichen. Oh wie sie ihre Großmama liebte. ,,Was soll ich jetzt machen Großmama? Pierre hasst mich. Und wenn Emile mitbekommt was ich getan habe, dann ist es aus!" Die Großmutter sagte kein Wort. Sie nahm sie einfach nur in den Arm. ,,Tu was du für richtig hälst."

Mit diesen Worten widmete sie sich wieder ihrer Yogamatte. Jule stand ebenfalls auf und wandte sich dem Brombeerbusch zu. Sie pflückte ein paar Beeren und ließ sie sich auf der Zunge zergehen. Sie schmeckten wunderbar. Nach Sommer. Nach Freiheit. Sie steckte ein paar in ihre Tasche und entschied sich für eine Runde auf dem Lavendelfeld.

Wie er duftete, der Lavendel. Sie legte sich zwischen die duftenden Pflanzen, überschlug die Beine und blickte in den Himmel. Sie schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, starrte sie direkt in die Augen von Pierre. Erschrocken zuckte sie zusammen. ,,Was machst du hier?",,Ich habe dir doch gesagt, dass ich hier öfter rumhänge." Er küsste sie. Sie erwiderte seinen Kuss. Er war so sanft.

,,Lass es uns einfach geheim halten." ,,Gute Idee.", flüsterte sie und küsste ihn erneut. Wie gut es sich anfühlte. Und dazu dieser betörende Duft von Lavendel. Ein Traum. Stundenlang lagen sie einfach nur nebeneinander im Lavendelfeld. Küssten sich hin und wieder. Errieten Wolkenbilder.
Niemals sollte dieser Tag enden.

Sie blinzelte die Sonne weg. Wo war sie? Es musste in seinem Zimmer sein. War sie wirklich eingeschlafen? Auf der Tisch neben ihr stand ein halb leeres Glas Rotwein. Allerdings auch eine leere Flasche. Davor eine Tablette und ein Glas Wasser. Wie aufmerksam. Sie nahm die Tablette und legte sie auf ihre Zunge. Mit etwas Wasser spülte sie sie in ihren Magen. Wie spät es wohl war? Hatte er allen ernstes keine Uhr?

14 Uhr. Wie es aussah musste sie ziemlich betrunken gewesen sein. Immerhin hatte sie über zwölf Stunden geschlafen. ,,Und was gibt es heute abend?", fragte ihre Großmutter erwartungsvoll. ,,Jacobsmuscheln mit Rosmarienkartoffelpfanne.", antwortete sie zuversichtlich, lächelte über die Schulter und verließ den Raum. Was hatte er nur mit ihr gemacht?

Arm in Arm standen sie nun in der Küche und bereiteten die Jacobsmuscheln zu. Wobei sie das meiste ihm überließ. Sie kümmerte sich um die Kartoffeln, dabei konnte man nicht wirklich etwas falsch machen.

,,Es schmeckt bezaubernd mein Engel!" Ihre Großmama war begeistert. Auch Jule war äußert angetan von dem heutigen Abendessen. Und auch der Abend verging wie im Flug.

Nachdem sie einige Seiten eines Buches aus der Bibliothek der UPMC gelesen hatte, setzte sie sich mit einem Glas Wein auf den Balkon und blickte in den sternenübersähten Nachthimmel. In zwei Tagen würde sie Emile wieder sehen.

Sommer im Lavendel | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt