Kapitel 27

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Einen kurzen Augenblick später öffnete sich die Tür zur Küche. Kein geringerer als Pierres schob seinen Kopf durch den schmalen Spalt den sie geöffnet war. Ohne ein Wort zu sagen trat er ein. Er musterte sie von Kopf bis Fuß und setzte sich schließlich auf die Fensterbank hinter ihr um ihr ,,Alles ok?" ins Ohr zu flüstern.

Aufgebracht fuhr sie herum. "Alles ok?", schrie sie ihn an, ,,Mein Freund ist ein Verbrecher und du fragst mich ob alles ok ist?!" Immer mehr Tränen zwängten sich durch ihre zusammengekniffenen Augen. Nun wusste sie, dass es Tränen der Wut waren. Erschrocken und zugleich verstört blickte Pierre sie an. Ob er sie für verrückt hielt?

Sie deutete auf das Kofferradio neben dem Herd. Pierre wusste noch immer nicht wirklich wie er darauf reagieren sollte. Das einzig Mögliche schien für ihn in diesem Moment eine Umarmung zu sein. Zumindest war es das einzige, dass er unternahm. Und so absurd es auch klang. Jule fühlte sich wohl. Sie fühlte sich geborgen in seinem Arm.

Sie drückte ihren schwitzenden Kopf gegen seine Brust. Wie würde es jetzt weitergehen? Sie hatte ihr ganzes Leben mit Emile aufgebaut. Sie war verlobt. Was sollte nun kommen? Ein zweiter Antrag? Jule bekam Kopfschmerzen, so viele Gedanken machte sie sich in dieser einen Sekunde des Wohlbefindens. Pierre nahm ihren Kopf in die Hand und Strich ihr eine Haarsträhne zur Seite.

,,Lass uns von vorn anfangen.", sagte er, ,,Uns." Seine Augen legten ihren Blick fast schon bettelnd in ihre. Doch sie konnte nicht antworten. Die Worte waren ihr wie aus dem Mund gestohlen. Langsam wollte sie sich abwenden, doch er hielt ihren Kopf fest in seinen Händen. Dann küsste er sie. Zuerst auf die Stirn. Dann auf die Lippen. Und sie wehrte nicht ab.

-1/2 Jahr später-

Hand in Hand lagen sie nebeneinander da, ihre Blicke gen Himmel gerichtet. Und zählten die vorüberfliegenden Flugzeuge. Rings um die herum nichts außer Millionen violetter Lavendelblumen. Wie immer, wenn sie nicht einschlafen konnten.

Pierre beugte sich über sie. Und in diesem Moment bemerkte Jule, dass sie alles richtig gemacht hatte. Eine bessere Aufgabe als ein Hotel mitten in der Bretagne zu sein hätte die alte Villa nicht bekommen können. Einen besseren Mann wie Pierre hätte sie nicht bekommen können. Und ein schöneres Geschenk als eine Kugel Tag für Tag mit sich herumtragen, ohne ihren Inhalt zu kennen, und ihn doch schon ins Herz geschlossen zu haben, konnte sie sich nicht vorstellen.



Sommer im Lavendel | #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt