Kapitel 6

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Kapitel 6

Mia POV

Nach der letzten Stunde gingen wir in einen der Räume die zum lernen oder eben Nachhilfestunden da waren. Auf dem Weg dort hin redeten wir nicht. Er sah irgendwie nachdenklich und sehr angespannt aus.

Ich glaubte zwar nicht wirklich, dass er mich wegen der Nachhilfe fragen wollte, aber ist mir lieber als das er mich auf meine Arbeit angesprochen hätte.

Wir saßen nun schon fast 2 Stunden an irgendwelchen Mathe Aufgaben und wie sich herausstellte, hatte er die Nachhilfe echt nötig. Wir hatten mit Aufgaben angefangen die wir gerade im Unterricht bearbeiteten....naja nach einer viertel Stunde hatte ich es aufgegeben und angefangen ihm Stoff der 8. Klasse zu erklären. Ich hatte zwar gewusst, dass er nicht gut in Mathe war, aber das war einfach nur krass. Er wusste nicht einmal wie man Prozent rechnete.

Ich fing an mich zu fragen wie er es überhaupt in die 11. klasse geschafft hatte.

Als ich es zumindest geschafft hatte ihm einigermaßen die Grundlagen der 8. zu erklären, war es schon ziemlich spät, weswegen wir uns entschieden für heute aufzuhören.

Ich beeilte mich auf dem Weg zum Kindergarten besonders, um noch so viel Zeit mit Ben verbringen zu können wie nur möglich. Schon von weitem konnte man Kinder lachen hören, bei so einem schönen Wetter spielten sie meist in dem dazugehörendem Garten.

Ich öffnete das kleine weiße Tor und hielt Ausschau nach dem kleinen Jungen mit den strohblonden Haaren. Doch als ich ihn nicht fand wendete ich mich an eine Erzieherin die gerade dabei war wie wild auf ihrem Handy rum zu tippen.

Als ich sie antippte drehte sie sich um und sah mich mit großen Augen an. „ Da sind Sie ja, ich habe schon tausendmal versucht Sie zu erreichen." Mein Handy hatte ich heute zu hause vergessen gehabt. „Es ist wegen Ben.."

Mir wurde schlecht. Was war passiert? Ging es ihm gut? Hoffentlich hatte er nur wieder irgendetwas ausgefressen.

„ Was ist mit ihm?" fragte ich besorgt und ängstlich zugleich. „Er" Sie stockte „Er hat mit ein paar Jungs gespielt und, und dann ist er hingefallen und hat sich den Arm aufgerissen...es....es hat einfach nicht mehr aufgehört zu Bluten...dann haben wir den Krankenwagen gerufen...eine Kollegin ist mitgefahren....ich kann sie hinfahren"

Mir wurde schwindelig. Was war mit ihm? Wäre ich doch nur früher gekommen.

Die Erzieherin zog mich sanft am Arm zu ihrem kleinen gelben Smart.

Ca. 15 min. später hielten wir vor dem Krankenhaus. Die ganze Fahrt über war ich wie in Trance, doch jetzt sprang ich noch bevor sie das Auto richtig geparkt hatte aus und rannte Richtung Eingang.

Sie rief mir noch hinterher doch ich beachtete es nicht und suchte hektisch nach den Rezeption.

Als ich sie endlich fand fragte ich sofort nach meinem kleinen Bruder.

„Er ist zurzeit noch in OP Saal 7, wenn Sie den Gang da rechts gehen, die Treppe hoch und dann wieder links können Sie vor der Tür warten bis wir neues wissen."

Als ob man sich so eine Wegbeschreibung in so einer Situation merken könnte.

Doch nach etwas Suchen erkannte ich schließlich den richtigen OP Saal daran, dass die junge Erzieherin auf einem der Stühle zusammengekauert saß und vor sich hin starrte.

Sofort rannte ich auf sie zu und fragte sie ob sie schon mehr wusste, doch sie schüttelte ur langsam den Kopf.

Also setzte ich mich neben sie auf einen den Stühle und wartete...und wartete, mehr blieb mir ja nicht übrig.

Nach einer halben Ewigkeit kam dann endlich einer der Ärzte aus dem OP. Die Erzieherin die mich hergefahren hatte, war inzwischen auch schon eingetroffen.

Als ich den Arzt erblickte sprang ich von meinem Stuhl auf und fragte ihn was jetzt nun mit Ben sei.

„Sind Sie eine Verwandte von Ben?" Schnell nickte ich „Also, Ben hatte wirklich Glück er hatte schon sehr viel Blut verloren. Wir haben festgestellt, dass ihr Bruder Hämophilie hat. Umgangssprachlich bedeutet es das er ein Bluter ist."

Er ist was? Von was redete dieser Typ? Kann der sich nicht mal klar ausdrücken, wir haben schließlich nicht alle Medizin studiert...

Eine der Erzieherinnen zog stark die Luft ein. Der Arzt schien bemerkt zu haben, dass ich nicht verstand was er meinte.

„In anderen Worten, Ihr Bruder leidet unter einer Krankheit, bei der die Blutgerinnung der betroffenen Person gestört ist. Also kann sich zum Beispiel nur sehr schwer eine Kruste bilden, deswegen hat die Wunde auch nicht aufgehört zu Bluten. Diese Krankheit wird vererbt und ist sehr selten, aber sie brauchen sich keine Sorgen darum machen auch betroffen zu sein, diese Krankheit kann nur unter Männern vererbt werden."

Als ob ich mir jetzt Sorgen um mich machen würde, was denkt der denn von mir?

„Und.."Meine Stimme versagte „Also, ich meine, gibt es denn irgendetwas was man dagegen machen kann?" „Es gibt 2 Möglichkeiten, leider müssen wir eine schon ausschließen, da dass nur für leichte Fälle und nur Temporär ist. Die 2. Möglichkeit ist regelmäßig die fehlenden Gerinnungsfaktoren in die Vene zu spritzen. Allerdings ist das nicht ganz billig."

Ich schluckte, wie sollte ich das bezahlen? Ich hatte gerade genug um die Miete zu bezahlen.

Ich ließ mich auf die Knie sinken und fing an zu schluchzen.

Das war doch alles Scheiße...


NightdancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt