„Ich vermisse eben meine Familie, meine Freunde, Ardy."

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„Fertig?", fragte Manuel seinen Patienten. „Ja. Für was eigentlich?", neugierig betrachtete dieser ihn, eine seiner Augenbrauen war nach oben gezogen. „Ähm... wir... wir gehen Frühstücken", erklärte Manuel ihm. Er war noch immer nervös, warum wusste er selbst nicht wirklich. „Nur, wenn du willst natürlich", fügte er schnell hinzu. Taddl überlegte kurz, obwohl da eigentlich nichts zu überlegen war. Er tat nur so, kam dann auf eine glorreiche Idee. „Okay...", fing er an zu reden, Manuel atmete schon tief durch, „...aber nur, wenn du diesen albernen Kittel ablegst." „Klar, mach ich gerne!" Manuel war wirklich sehr froh, dass Thaddeus ihm zugestimmt hatte. Er wüsste nicht, was er getan hätte, hätte Taddl „Nein" gesagt.

Verlegen kratzte sich Thaddeus am Kopf. „Äh... ähm... Du kannst ihn gerne hier lassen", bot er seinem Therapeuten an. „Ja, d-danke", bekam er als Antwort. Und Manuel war schon dabei, sich seinen Kittel auszuziehen, als Taddl bemerkte, dass er nur ein kurzes Shirt anhatte. Es war schon ziemlich frisch, weshalb Taddl nicht lang fackelte. Er holte noch einen Pullover aus seinem Kasten und gab ihm Manuel. Fragend schaute Manuel ihn an. „Ich wäre sonst schuld, würdest du krank werden", lachte Thaddeus und deutete Manu an, den Pullover anzuziehen. Manuel war etwas kleiner als er, weshalb ihm auch der Pullover etwas zu groß war, aber das machte Manuel nichts aus. Er war im Moment wirklich fröhlich, hätte sein Dauergrinsen aufsetzen können, aber das würde blöd rüberkommen. Am Ende würde er selbst zu einem Therapeuten geschickt werden.

Nebeneinander gingen sie in Richtung Ausgang, sagten seitdem Taddl Manuel seinen Pulli überlassen hatte, kein Wort mehr. Draußen angekommen bemerkte Manuel, dass es wirklich etwas frisch war. „Danke, Thadde-... Danke Taddl", sagte Manuel während sie auf dem Weg zum Bäcker waren. „Ach, keine Ursache. Das machen Freunde doch, oder?" Manuel glaubte nicht, was Taddl eben gesagt hatte. Freunde? Waren sie das? Natürlich war es Manuel bewusst, dass Taddl nicht mehr nur ein Patient ist, aber dazwischen gibt es noch viele weitere Stufen. „Denke schon", antwortete ihm Manuel. „Trotzdem danke", fügte er noch hinzu. Wieder herrschte Stille. Taddl fragte sich, wo sie überhaupt hingingen, er kannte hier in der Nähe keinen Bäcker.

Mittlerweile gingen sie schon eine gefühlte Ewigkeit, die sich noch länger anfühlte, da sie beide nicht redeten. Taddl wurde immer neugieriger und wollte wissen, wohin sie gingen. „Manue-u?", fragte er seinen Therapeuten. „Ja?" „Wohin gehen wir eigentlich?" „Hmm, hier die Straße runter soll ein tolles Café sein, welches auch Frühstück anbietet. Zumindest hat mir das Martina, die Empfangsdame, gesagt", erklärte er dem Jüngeren. „Okay." Taddl nickte seinem neuen 'Freund' zu.

Sie gingen noch einige Minuten still nebeneinander, bis sie schließlich bei dem Café ankamen. Manuel beschleunigte einige Meter vor dem Café seine Schritte, damit er Thaddeus die Tür öffnen konnte. „Danke", sagte dieser verlegen und wurde rot. „Keine Ursache!" Auch Manuel wurde nun verlegen.

Als beide endlich eingetreten waren, setzen sie sich an einen Tisch, der in einer Ecke stand. Thaddeus vernahm den süßen Geruch von frischgebackenen Brötchen und anderem Gebäck. Sofort verspürte er Hunger. „Guten Tag meine Herren, was kann ich ihnen bringen?", fragte eine nett wirkende, junge Dame die Beiden. „Einen Ingwer-Zitrone Tee, bitte", sagte Taddl. „Und Sie?" Die Kellnerin wendete sich Manuel zu. „Hmm... einen Kakao bitte", sagte er und musste leicht grinsen. „Okay, werde ich Ihnen gleich bringen", sagte sie und ging davon. „Weißt du schon, was du essen willst?", fragte Manuel Taddl nun. „Nein, und du?", antwortete Thaddeus ihm. „Hmm... Nein..." „Wie wäre es mit der Empfehlung des Hauses?", fragte Taddl. „Ja, klingt gut." So musste Manuel sich wenigstens nicht entscheiden. Entscheidungen fielen ihm immer schwer, selbst wenn es nur klitzekleine Kleinigkeiten, wie zum Beispiel ein Frühstück, sind.

Einige Minuten brachte die nette Bedienung ihnen ihre Getränke und nahm danach ihre Essensbestellung auf. „Minecraft, Kakao... du steckst voller Überraschungen", scherzte Thaddeus und blickte zu Manuel. Dieser zuckte mit den Schultern. „Ich bin eben ein großes Kind", lachte er. Dieser Gedanke brachte Taddl auch zu schmunzeln. Schließlich kam auch ihr Essen, welches sie schweigend aufaßen.

Als sie endlich fertig waren, bezahlte Manuel für alle beide und sie begaben sich wieder auf den Weg zurück. „Danke", murmelte Thaddeus als sie das Café verließen. Manuel lächelte ihn an und nickte nur. Schließlich kamen sie auch wieder in der Psychiatrie an. „Thaddeus...ähm... Taddl ich würde gerne noch mit dir reden, wenn du Lust hast?", sagte Manuel zu seinem Patienten. „Klar." „Wenn du willst, dann können wir das auch in deinem Zimmer machen", erklärte Manuel ihm. „Ja, klar", Taddl lächelte Manuel an. Zusammen gingen sie wieder in Taddls Zimmer und setzten sich dort auf das Bett. Manuel machte schon Anstalten den Pullover auszuziehen, aber Taddl stoppte ihn noch rechtzeitig. „Nicht, lass ihn an. Bitte. Er passt dir." Seine Aussage unterstütze er mit einem Lächeln. Auch Manuel musste nun grinsen und nickte zur Bestätigung.

„Also...", fing Manuel an zu sprechen, seufzte kurz und schaute zu Taddl. „Wie gefällt es dir hier bis jetzt?" „Gut, eigentlich. Alle sind nett...", beantwortete er die Frage. „Aber?", fragte Manuel ihn, denn er wenn er eines wusste, dann war es, dass es fast immer ein „Aber" gibt. „Naja, ich vermisse eben meine Familie, meine Freunde, Ardy." Nach seiner Aussage seufzte er. Manuel fühlte einen kleinen Stich in seinem Herzen. „Warum ladest du ihn nicht einmal ein? Dann könnte ich ihn auch kennenlernen", schlug Manuel vor. Sofort fing Taddl wieder an zu strahlen. „Klar, kann ich machen. Das würde ihn sicher auch freuen." „Vermisst er dich auch?", fragte Manuel nun, spürte dabei einen noch tieferen Stich. „Ja, aber wir waren auch fast den ganzen Tag zusammen, eben beste Freunde. Brüder", sagte Taddl, ihm kullerte eine Träne die Wange herunter. Manuel überlegte. Er hatte den Drang sie wegzuwischen, aber das würde doch bestimmt merkwürdig sein. Trotz seines kleinen Einwands wischte er mit seiner Hand die Träne weg, vergaß für eine Sekunde, dass Taddl Berührungsängste hatte. Taddl beobachtete ihn, zuckte nicht einmal zusammen. Er genoss die Berührung, die Manuel ihm schenkte und lächelte kurz wieder. Manuel sah dieses Lächeln und der Stich in seinem Herzen war sofort wieder verschlossen. Stattdessen pochte sein Herz wieder wild.

Madhouse 「GLPaddl」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt