„Sei kein Schisser, mach es einfach"

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„Der Film war mega!", schwärmte Manuel und blickte zu mir.

„Stimmt! Schon lange keinen so guten Film mehr gesehen!", lachte Taddl.

Der Film hatte die beiden etwas aufgelockert und in der Werbepause hatten sie auch schon geredet. So hatten sie wenigstens ein Gesprächsthema gefunden und die ewige Stille von vorhin war wie weggefegt. Sie hatten sogar beschlossen, noch gemeinsam etwas essen zu gehen.

„Wie wäre es mit dem hier?", fragte Manuel und deutete auf das kleine Restaurant, welches in der Ecke der Straße stand, in der sie gerade gingen.

„Schaut eigentlich ziemlich nice aus", grinste Taddl und lächelte Manuel an.

Beide fühlten sich gerade unbeschwert und einfach so jung, wie sie es auch sind.

Zusammen gingen sie in dieses Restaurant und setzten sich auf einen dieser üblichen Zweiertische hin.

Keine zwei Minuten später kam auch schon ein Kellner und nahm ihre Bestellung auf.

Er war eigentlich ziemlich hübsch. Blaue Augen, etwas längere Haare, die zwar nicht so lange wie Manuels waren, aber auch lang. Und dann entdeckte er das Namensschild, auf dem Michael abgedruckt war.

Zudem musterte er die ganze Zeit Manuel, und obwohl sie wahrscheinlich nicht einmal richtig Freunde waren, war Taddl eifersüchtig. Zudem schien Manuel nicht einmal die fast schon gierigen Blicke des Kellners mitzubekommen. Am liebsten würde er jetzt schon wieder abhauen.

Etwas länger als nötig stand er schließlich noch da, als sie beiden schon ihre Bestellung erzählt haben und lächelte Manuel an. Dieser bekam es nicht einmal mit, da er zu Taddl blickte.

„An was denkst du gerade?", wollte Manuel wissen und blickte ihn an.

Taddl schüttelte nur den Kopf. „Äh... nichts Wichtiges...", antwortete er und versuchte zu lächeln.

Manuel überlegte kurz. „Aber wenn es etwas Unwichtiges wäre, hättest du nicht darüber nachgedacht", überlegte er. „Also an was hast du gedacht? Es muss dir nicht peinlich sein", lachte er.

Taddl kratzte sich trotzdem verlegen am Kopf. „Ich hab nur daran gedacht, wie der Kellner dich alleine mit seinen Blicken verschlingt", gestand er Manuel, welcher daraufhin gleich rot wurde.

„Ouh, wirklich?", fragte er, als hätte er so etwas niemals erwartet. „Das habe ich gar nicht mitbekommen", lachte er.

Taddl musste grinsen als er Manuels Nähe sah. Irgendwie schon witzig, wenn das jemanden, der eigentlich gute Menschenkenntnisse haben sollte, nicht mitbekommt.

„Aber es ist so", lachte Taddl. „Warte einfach, bis er das nächste Mal kommt", grinste Taddl und fühlte sich im Moment gar nicht, wie jemand, der normalerweise nicht mit seinen nicht vorhandenen Freunden rausgeht. Er fühlte sich nicht wie jemand, der Berührungen fürchtete und sie nicht aushielt. Das verdrängte er völlig. Er fühlte sich einfach wie ein normaler Teenager, in seinem Alter.

„Hmm... auch wenn es so wäre", bemerkte Manu. „Er ist sowieso nicht mein Typ", lachte er und grinste Taddl an, welcher sich sofort erleichtert fühlt, wenn er auch nicht selbst wusste, warum.

Sie tratschen noch einige Zeit, warteten währenddessen auf ihr Essen und aßen dieses auch, als es schließlich kam.

Als sie fertig waren, bestand Manuel darauf zu zahlen. Taddl wollte dies nicht annehmen, aber Manuel ließ es nicht anders zu.

„Hier ist ihre Rechnung", lächelte Michael ihnen - oder besser gesagt - Manu fast schon zu freundlich zu.

Manuel hatte nur ein „Danke" gemurmelt und dann gezahlt, aber als er dann einen Blick auf die Rechnung erhaschte, erkannte er etwas, was mit einem Kugelschreiber dazu gekritzelt war.

Es waren ein paar Sätze, in denen Michael ihm seinen Namen und seine Nummer hergab und sich anscheinend etwas erhoffte.

„Also hatte Thaddeus doch Recht", dachte sich Manu und grinste. Aber was sollte er jetzt mit dem Zettel tun?

Einfach liegen lassen? Scheint wohl die beste Möglichkeit zu sein, oder?

~'~'~'~'~'~'

Sie waren wieder auf dem Weg, zurück in die Psychiatrie.

Hmm... Irgendwie hasste Taddl dieses Wort...
Es klang so, als wäre er verrückt, was er aber nicht war. Oder? Nein, er konnte doch eigentlich gar nichts dafür...

Sie gingen stillschweigend nebeneinander her, von weitem sah man schon das weiße Gebäude.

Irgendwie war es gerade wieder merkwürdig geworden, dabei hat es doch vorhin so gut geklappt oder?

Sie betraten das Gebäude und standen sich nun peinlich gegenüber.

„Also...", startete Manuel, ihm viel dann aber nichts ein, was er sagen konnte.

„Es war schön", sagte dann Taddl, als er merkte dass von Manuel nichts mehr kam. „Danke", lächelte er ihn an.

„Ach, keine Ursache." Er lächelte den Jüngeren an.

Innerlich kämpfte er mit sich. Sollte er es tun oder nicht? Er dachte sich schließlich „Sei kein Schisser, mach es einfach", was er auch tat.

Vorsichtig lehnte er sich zu ihm und umarmte ihn.

Manuel war überrascht, erwiderte jedoch die Umarmung leicht. „Das kam jetzt wirklich überraschend. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet", grinste er.

Taddl löste vorsichtig die Umarmung und fing an zu lachen. „Uhm... wenn ich ehrlich bin, ich selbst auch nicht. Ich weiß auch nicht woher das kam, irgendwie hatte ich den Drang dazu", sagte er lachend und blickte zu Manuel, welcher ihn lächelnd ansah.

„Aber das ist doch gut", sagte Manuel und fühlte ein leichtes Kribbeln, als Taddl ihm das beichtete. Mann, was hatte er nur? Dieses komische Gefühl muss aufhören...

„Uhm... ja", bemerkte Taddl nach einigen Minuten peinlicher Stille. „Wie gesagt, es war wirklich schön."

Manuel nickte nur.

„Vielleicht können wir ja bald wieder etwas unternehmen", fügte Taddl unsicher hinzu und wurde sobald er das sagte rot.

Manuel musste sofort lächeln, auch das komische Gefühl wurde stärker. „Klar, gerne", sagte er, das Lächeln verließ aber nicht sein Gesicht.

„Toll! Ich glaube... Ich werde jetzt schlafen gehen... oder so", sagte Taddl nach einigen Minuten wieder und kratzte sich am Hinterkopf. „Gute Nacht!"

„Gute Nacht, Taddl! Schlaf gut und süße Träume!", sagte Manuel immer noch grinsend und verabschiedete sich somit vom Blauäugigen.

Als Taddl schon verschwunden war, blieb Manuels Grinsen immer noch.

Taddl vertraute ihm, mochte ihn vielleicht sogar!

Eines stand auf jeden Fall fest, er mochte Taddl. Und das nicht nur ein kleines Bisschen. Nur er wollte es sich noch nicht wirklich eingestehen, warum wusste er selbst nicht...

Grinsend machte sich Manuel auf sein Zimmer und legte sich ins Bett. Seine Gedanken drifteten dabei zu Taddl ab.

Mann, er war definitiv verliebt, warum merkte er das nicht?

Madhouse 「GLPaddl」Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt