Kapitel 12: Unterlegen

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Wie erstarrt saß ich auf dem Stuhl. Mein Gehirn musste dieses Gespräch erst einmal verarbeiten. Das kann doch nicht wahr gewesen sein. Oder doch? Mit weichen Knien stand ich von dem harten Stuhl auf und lief den Flur entlang,auf der Treppe begegnete ich Lisa:"Liz,du bist so blass. Was ist passiert?"

Von Natur aus war ich ein eher blasser Mensch und versuchte mir mit Make-up ein wenig Frische einzuhauchen. Dennoch sah ich wie ein Kalkstein aus.

"Äh...nichts,ich war nur kurz draußen und habe gefroren.",Lisa lächelte beruhigt:"Achso. Wir haben gleich Ergotherapie. Ich gestalte momentan eine Uhr aus Holz und bin damit fast fertig. Ach ja,du darfst das Wort basteln nicht sagen,Mrs. Doben hasst dieses Wort. Mrs. Doben leitet die Ergotherapie sie ist echt nett und cool drauf."

Meine Gedanken schwirrten nur um den Doktor,also konnte ich Lisa's Worten kaum folgen. Nach der Ergotherapie würde ich nochmal mit ihm reden,ich muss noch einiges über ihn erfahren. Wie nun alles mit uns weitergeht und wo und wann wir uns mal treffen können.

Lisa öffnete die Eingangstür der Tagesklinik und wir Bogen direkt nach rechts ab zu den Ergoräumen. Mrs. Doben kam zu mir,sie hatte kurze rote Haare,was sie ein wenig frech und selbstbewusst aussehen ließ,jedoch war sie kleiner als ich und hatte auch einen ernsten Blick drauf. Sie muss auch schon etwas älter sein,da sie einige Falten hatte,was aber irgendwie zu ihr passte. "Hallo,Mrs. Dinkolsen. Ich bin Mrs. Doben,die Ergotherapeutin dieser Station. Ich werde Ihnen mal alles zeigen,was Sie hier so erschaffen können.",ein Lächeln breitete sich direkt aus.

Sie führte mich herum und zeigte mir alle Materialien und Werke die im Laufe der Zeit hier erschaffen wurden. Seidenbilder,Traumfänger und ein Kupferbild hingen an der Wand in der Ecke hinten links war ein Regal mit allerlei Pinsel,Stifte und Papiersorten. Ich fühlte mich hier so wohl,da ich so viele Ideen hatte,was ich machen könnte.

"Ich würde gerne ein Seidenbild gestalten.",Mrs. Doben sah mich überrascht an:"Sie haben sich aber schnell entschieden!",ich lief ihr hinterhinterher in ihr Büro in dem sich ein riesiges Regal befand und sie reichte mir aus einer der Kisten ein Seidenbild:"Wollen wir ein Motiv im Internet suchen,oder wollen Sie es frei gestalten?",ich lächelte sie an und sagte,dass ich es frei gestalten wollte.

Ich setzte mich also in den Ergoraum und packte das Seidenbild aus. Jedoch wurde ich von Pfleger Michael unterbrochen:"Mrs. Dinkolsen,der Dok möchte gerne nochmal mit Ihnen reden um einiges zu klären,was die Unterlagen angeht.",natürlich wusste ich direkt,dass es in dem Gespräch nicht um die Unterlagen gehen würde. Bevor ich ging meldete ich mich bei Mrs. Doben ab und lief den Flur entlang zu seinem Büro. Dort angekommen klopfte ich zweimal und hörte dann seine Stimme:"Herein!" rufen. Ich öffnete die beiden Türen und stand schüchtern in seinem Büro. Er machte noch etwas an seinem Computer und widmete sich dann mir:"Sie hatten gerade schon Ergo?",ich nickte. "Sie können sich ja denken,warum ich Sie her gebeten habe.",erneut nickte ich. Mein Herz klopfte wild und ich wollte ihn,hier und jetzt,seine Lippen sollten die meinen berühren. Diese Gefühle wurden stärker,seit dem Gespräch unten im Eingangsbereich. Er lief um seinen Schreibtisch und stand dann wenige Zentimeter vor mir:"Erzählen Sie mir etwas von sich,Liz."

Es war eine Qual ihm nicht direkt um den Hals zu fallen. "Was genau wollen Sie denn wissen,Doktor? Das meiste steht doch schon in meiner Akte.",er lächelte mich belustigt an:"Aber nicht so viele private Sachen.",ich dachte einen Moment nach,was ich ihm sagen könnte:"Nun...ähm...ich mag Tiere."

Liz,wie dumm bist du eigentlich? Was soll er denn jetzt von dir denken?!

Dr. Sproots fing an zu lachen:"Sie sind sehr unsicher und aufgeregt.",er kam einen Schritt auf mich zu und ich spürte seinen Atem. Er roch so gut,ein sehr intensives Parfüm. Er legte einen Arm um mich und glitt mit seiner Hand meinen Rücken herunter und zog mich näher an sich:"Sie sind süß,dadurch,dass sie so unbeholfen sind. Was ich alles mit Ihnen anstellen könnte..."

Mein Herz stand kurz davor zu explodieren,mir wurde unfassbar warm,mein Atem wurde schneller und sein Parfüm und sein Körper,machten es mir nicht gerade leichter,die Kontrolle über mich zu behalten. Dieser Mann kann alles mit mir machen,ich würde ihm jeden Wunsch erfüllen. Ich bin ihm unterlegen.

In love with my therapistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt