Kapitel 2: Das erste Gespräch

631 22 4
                                    

"Also Liz...ist dir oft schlecht? Oder schwindelig?",ich dachte einen Moment nach:"Schon möglich...",er sah mich über seine Brille hinweg mit seinen blau-grau-grünen Augen an und schrieb dann etwas auf:"Bist du depressiv?",ich zuckte mit meinen Schultern:"Woher soll ich das wissen?!"

Auf dem Fensterbrett saß ein kleiner Vogel. Seine Augen beobachteten mich aufmerksam. Er legte seinen Kopf schief und zwitscherte,danach drehte er sich um und flog weg. Er ist frei. Er kann tun und lassen,was er will. So ein unbeschwertes Leben hätte ich auch gerne. 

"Fühlst du dich einsam?",ich sah weiterhin aus dem Fenster,in der Hoffnung,dass der kleine Vogel wiederkommen würde."Manchmal...",antwortete ich verträumt. Dr. Sproots notierte sich wieder etwas:"Gut,das war es dann erstmal von meiner Seite. Hast du irgendwelche Fragen an mich?",ich drehte meinen Kopf zu ihm:"Muss ich jetzt eine Therapie machen?",er stand auf und lächelte mich an:"Das wird im Moment nicht nötig sein. Du wirst noch heute entlassen.",zufrieden lächelnd sagte ich:"Danke."

Warum habe ich das gesagt? Er hat doch nichts gemacht?! Ich muss zugeben...ich finde ihn sehr sympathisch auf eine gewisse Art und Weise. 

"Nichts zu danken. Das ist nunmal mein Job.",lächelnd ging er davon. Ihm fiel ein Zettel herunter,was er jedoch nicht bemerkte. Ich stand vorsichtig und sehr geschwächt auf und hob den Zettel hoch.Auf dem Zettel stand: Verdacht auf eine Angststörung. Eventuell depressiv.Den Zettel versteckte ich in einer Schublade des Tisches neben meinem Bett. 

Die Schwestern kamen keine halbe Stunde später und sagten,ich könne mich umziehen und danach nach Hause gehen. Gesagt,getan. 

Als ich fertig war nahm ich den Zettel und fuhr mit dem Aufzug zu Station 1. Tagesklinik. Der Flur war leer,es war keine Menschenseele zu sehen. 

Tief durchatmen,Liz. Du musst ernst und gefasst bleiben. Lass dir bloß nichts anmerken.

Ich sah mir die unterschiedlichen Schilder neben den Räumen an. Es gab eine Küche,einen Raum für die Kunsttherapie und vieles mehr. 

Die Tür zum Büro von Dr. Sproots stand offen und ich klopfte gegen den Türrahmen,da er gerade an seinem PC saß."Sie haben einen Zettel fallen lassen als Sie gegangen sind.",ich legte den Zettel auf seinen Schreibtisch. Er kam mit seinem Stuhl auf mich zu gerollt:"Oh,den habe ich schon gesucht. Du hast ihn gelesen,nicht wahr?",ich nickte schüchtern. "Das sind nur Vermutungen. Du kannst also beruhigt nach Hause gehen.",erneut nickte ich:"Okay...auf Wiedersehen,Doktor.". Er sah mich intensiv an und reichte mir die Hand:"Auf Wiedersehen,Liz."

Mein Herz schlug schneller,als ich seine Hand berührte. Aus lauter Nervosität lief ich schnell zum Aufzug.

Was war das denn für eine Aktion,Liz?! Du bist ja regelrecht geflohen! Komm endlich mal klar! 

Im Eingangsbereich angekommen holte ich mein Handy raus und rief Ann an:"Hey,kannst du mich abholen?" 

Zehn Minuten später stand Ann mit ihrem Auto am Straßenrand. Ich stieg ein und schnallte mich an. "Wie geht es dir,Liz?",ich spielte ihr ein Lächeln vor:"Gut. Ich bin so froh,dass ich wieder nach Hause darf." 

Zu Hause angekommen,schmiss ich mich auf das Sofa:"Ich musste mit einem Dr. Sproots reden. Er ist der Psychologe der Tagesklinik im Krankenhaus...",Ann lief in die Küche und machte mir einen Tee:"War er nett? Wie war euer Gespräch?". Ich erzählte ihr alles darüber,nur erzählte ich ihr nichts von dem Herzrasen,dass ich bekam als ich ihm die Hand reichte...  


In love with my therapistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt