Ich schaute mich unruhig um, aber niemand stand in der Nähe meines Sessels. Hastig nickte ich und packte meine Sachen. Mit einem letzten Blick auf den harten Sessel folgte ich Niall.
"Das ist nicht lustig!" rief ich konfus. Ich biss mir fest auf meine Unterlippe um ernst zu bleiben. Ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass die Situation zu lustig war um wahr zu sein. Aber ich konnte bei seinem herzhaften Lachen nicht Ernst bleiben. Mit einem verbissenen Grinsen rupfte ich einige Grashalme aus und warf sie beleidigt nach Niall. Der warme Wind wehte die feuchten Halme in meine Richtung. Wir blickten uns lachend an. "Auf", sagte er nach einer Weile und reichte mir seine Hand. Stur ignorierte ich diese und stand alleine auf. Die Regentropfen fielen in immer größeren Mengen auf uns herab. Niall seufzte genervt auf: "Eigentlich hatte ich gehofft, der Regen würde nachlassen. Daraus word wohl nichts." Grinsend schüttelte ich meinen Kopf. Er schaute verwirrt zu mir und ich senkte peinlich berührt meinen Kopf. "Nichts, nichts. War nur in Gedanken". Das war eine Lüge. In diesem Moment hatte ich an so guti wie gar nichts gedacht und dieser Fall traf nur ein wenn ich mich sportlich betätigte. Was war überhaupt geschehen? Eigentlich konnte man es sich denken. Der Tollpatsch in mir kam nach etwa einer Stunde zum Vorschein als es begann zu nieseln. Hingefallen wäre ich allerdings nicht, hätte Niall mich nicht dazu überredet direkt zum Golfplatz zu fahren. Es war jener Platz den ich bei der Landung entdeckt hatte. Er wollte unbedingt wissen, ob ich tatsächlich grottenschlecht in Golf war. Niall war anderer Meinung gewesen. Und es ging auch alles gut, bis ich vor Nervosität meinen Ball knapp am Loch vorbeigeschlagen hatte. Wie bei einer Kettenreaktion rollte dieser hinunter. Ich folgte ihm wenig später. Feuchte Gräser auf einem Hügel waren für mich gute Vorraussetzungen um mein wahres Talent zu beweisen: Ausrutschen, alles mit sich reißen und auf meinem Hintern landen. Davor hatte ich es nicht für möglich gehalten so tollpatschig zu sein! Jetzt stand ich hier mitten im Regen der erst vor wenigen Minuten ganz spontan eingesetzt hatte. Ich konnte fühlen, dass das Regen mich auslachte und deshalb kräftiger wurde. Ich hatte aber auch Angst, dass meine Endpunktzahl bei 90 lägen würde, was Gott sei Dank nicht der Fall war. "Dieser Tag ist unmöglich! Außerdem bin das nicht ich, sondern der Regen!" beschwerte ich mich verzweifelt. Man konnte an Niall's Gesicht ablesen, dass er mir den zweiten Satz nicht wirklich abnahm. "Wirklich!" beteuerte ich und versuchte ernst zu bleiben. Niall schmubzelte und sammelte die Schläger schnell ein bevor ich mich überhaupt bücken konnte. Ja, ich hatte sie tatsächlich mit zu Boden gerissen. "Ich hoffe die Schläger sind nicht kaputt", murmelte ich verunsichert als er die Golfschläger genau betrachtete. "Ne ist schon gut. Der Kratzer war schon davor da." Ich nickte langsam. "Ist es wirklich ok?" Er warf mir einen genervten Blick zu. "Sorry!", sagte ich völlig verunsichert und schuldbewusst, "Wollte ich nicht." Er drehte mir seinen Rücken kopfschüttelnd zu und packte die Schläger in der weißen Tasche ein. "Was ist?" hakte ich nervös nach. "Nichts", antwortete er und schaute lächelnd zu mir. "Wer es glaubt wir seelig", meinte ich und er lachte laut auf. Ich setzte mich in die Hocke um den Ball aufzuheben. Ich habe schon wieder etwas falsch gemacht. Vermutlich ist einer der Schläger kaputt oder... Oder was? Ich berstand nicht warum er plötzlich so still war. Vielleicht lag es daran, dass ich ihm von meiner Krankheit erzählt habe. Nein, das war Schwachsinn. Lag es daran dass es ihn bedrückte, dass ich ihn nichts über mich erzählen wollte, außer dass meine Eltern getrennt lebten? Dass ich eine komplizierte Familie besaß? Oder hatte ich ihn damit verletzt, dass ich seine Hand ignoriert hatte? Aber wieso konnte sowas einen so sehr verletzen, dass man sich so komisch benahm? Okay, es konnte stimmen. Niall könnte deshalb verletzt sein, weil ich selbst damit Erfahrungen gemacht habe. Jedoch erklärte es seinen genervten Blick nicht. Dann war es mein Verhalten. Ich riss mich rasch aus diesen Gedanken. In meinen Augenwinkeln rannte Niall bereits
zum Golfwagen, den ich einfach so getauft hatte. Ob man den Wagen wirklich Golfwagen nannte wusste ich nicht. Ich stand schnell auf und sprintete zu ihm. "Wir setzen uns auf eine Bank", teilte er mir lachend mit. "Aber bei diesem Wetter hat es wenig Sinn zu warten", fügte er schnell hinzu bevor ich meinen Mund öffnen konnte. Genau das wollte ich sagen. Ich blinzelte gegen den Regen hoch zum Himmel. Dunkle Wolken schoben sich wie eine dicke Schicht aus Zuckerwatte über den kompletten Horizont. Es regnete wie aus Eimern und ich fragte mich mittlerweile ob wir in England waren. Dieses Klischee ist nervig, ich weiß. Aber wie sollte man es sonst vergleichen? Die Tropen als Vergleich zu wählen war zu übertrieben. Kaum das wir nach ein paar Minuten eine Bank mit Überdachung erreicht hatten, lichtete sich der Himmel und wie auf magische Art und Weise wurde der Regen schwächer. Ich schnaubte laut auf und verschränkte meine Arme beleidgt. "Ernsthaft?", sagten Niall und ich wie aus einem Mund und starrten auf die trockene Bank vor uns. Der Baum neben ihr hatte sie vor dem Regen geschützt. Es änderte nichts an der Tatsache, dass wir mittlerweile durch und durch durchnässt waren. Leicht schlechtgelaunt blickten wir uns gegenseitig an. In dem Moment war ich mir sicher, dass wir beide den gleichen Gedanken hatten. War das gerade wirklich geschehen? Hatte das Wetter uns gerade einen Streich gespielt? "Welch eine Ironie des Schicksals", murmelte ich genervt und putzte den Dreck von meiner Hose. Niall biss sich nachdenklich auf seine Unterlippe. "Hör mal", sagte er schließlich, "Da ist etwas Wichtiges..." Unsicher schluckte ich. Ich konntw ahnen was er sagen wollte. "Okay, was gibt es denn? Da wäre etwas, das ich dir dann auch erzählen müsste." Ich lächelte ihn gezwungen an. Nickend setzte er sich auf die Bank und bot mit den Platz neben sich an. "Ich stehe lieber", sagte ich. Die Wahrheit war, dass ich es hasste bei einem ernsten Gespräch neben der Person zu sitzen mit der ich redete, aus Angst, dass die Situation eskalieren sollte. Es hat gewisse Gründe dass ich Angst davor habe und ich werde alles dafür geben, dass Niall nichts davon erfuhr. Wer wusste, wie viel Leonie ihm erzählt hatte. Denn Leonie war emotional und da hing sie wie in einem Redefluss fest. "Ladies first, du Träumer", meinte Niall und zog seine Lippe belustigt hoch. Mit hochrotem Kopf strich ich mir meine Haare aus dem Gesicht. "Boys first", konterte ich ungeschickt. Meine Schlagfertigkeit war grauenvoll. Punkt. Aus. Nervös knackte er einen Figerknöchel nach dem anderen und atmete tief ein. "Also... Du... Ja...", stotterte er hilflos vor sich hin. Er tat mir unglaubig Leid. Irgendwie wusste ich was er mir sagen wollte, und wie er sich fühlte. Mir ging es genauso. "Ist es... wegen uns?" fragte ich direkt aber es war riskant. Falls nicht, dann... Dann würde ich im Boden versinken und nie wieder unter den Lebenden verweilen. Niall schaute mich überrascht an. Mir war kochend heiß. Ich konnte wie sich auf meinen Handflächen reisende Flüsse aus Schweiß bildeten. Natürlich nicht wortwörtlich, aber das beschrieb exzellent wie ich mich fühlte. "Ja, wenn du auf unsere Beziehung hinaus willst..." Ich nickte wissend. Er öffnete seinen Mund. "Niall", sprudelte es aus mir heraus, "Entschuldigung. Was wolltest du sagen?" "Du kannst ruhig weiter reden", lächelte er mich an, aber irgendwas war daran wieder nicht echt. Ich senkte meinen Blick und betrachtete meine weißen Schuhe. "Ich fühle mich schlecht, Niall. Ich habe Schuldgefühle. Wegen allem. Bitte frag mich nicht warum, aber ich fühle mich als würde ich dich ausnutzen. Ich habe dir erzählt, dass ich Streit mit meiner Mama habe. Dass ich eine Krankheit hatte oder habe. Ich fühle mich gerade echt schlecht." Ich schluckte mehrmals um den blöden Kloß im Hals loszuwerden. "Sophia." "Guck! Ich tu es schon wieder! Ich bin wie mein Papa: Jämmerlich, feige und genau dasselbe Mitleidsekel wie er es ist. O Gott, jetzt klinge ich wie meine Mama und meine Oma. Ich rede schon wieder zu viel. Entschuldigung." Ich schüttelte verzweifelt meinen Kopf. Zu viele Erinnerungen schossen mir durch meinen Kopf. Wie meine Mama mich anschrie. Wie sich meine Eltern stritten. In mir brodelte es nur so vor Wut, Enttäuschung, Verzweiflung und Trauer: Mein verworrenes Leben. Es war wie ein dichtes Spinnennetz, welches sich ins Unendliche verbreitete, gesponnen von mir selbst. Die Beschreibung passte! (Obwohl ich erst ein Jahr nach meinem Gespräch mit Niall auf diese Erkenntnis kam. Verwirrend, aber dazu gibt es eine Erklärung. Merkt es euch wenn möglich.) "Sophia, du brauchst dich nicht zu entschuldigen." Ich nickte und kämpfte gegen die Tränen an. 'Du schaffst das! Du bist nicht wie dein Papa. Wehe du weinst', trichterte ich mir ein. "Sophia." Die Holzbank knackte unter seinem Gewicht als er aufstand. Er trat einen Schritt auf mich zu und legte seine Arme um mich. Die erste Träne kullerte meine Wange hinunter. "Pscht", wisperte Niall und drückte mich fester an sich. Ich verkrampfte mich und wischte die Tränen mit meinem Handrücken fort. "Lass mich", sagte ich mit brüchiger Stimme. Mein Blick war auf den Boden gerichtet und ich fühlte mich noch schlechter als zuvor. Er nahm seine Arme zu sich zurück und ich konnte allein an der Art wie er sie langsam und abwartend zurückzog spüren, dass er unsicher, verletzt und überfordert war. Wütend auf mich selbst ging ich zum Golfwagen und setzte mich ohne ein weiteres Wort hin.
Das Leben war nicht gemein.
Das was bisher geschehen war, war nicht immer falsch.
Wie man so schön sagt: Alles hat seinen Grund.
Warum kann ich keine normale Familie haben? Eine liebende Mutter, einen Vater der für uns da ist, wie in den alten Zeiten?
Es war alles meine Schuld.
Was war jetzt mit Niall und mir?
Ich wollte keine Beziehung. Das war mir zu viel. Mein Leben war kompliziert. Ich wusste, dass alles nur ein Schein war. Denn der Schein trügt. Meine Oma, mein Onkel und das Jugendamt bestanden darauf, dass ich ihnen glaubte, dass alles besser wurde wenn ich bei meiner Oma lebte. Oder zumindest ein Teil von allem würde vesser werden. Warum fiel es mir so schwer ihnen zu glauben? Warum musste alles was ich tat, was ich sagte Erinnerungen aufrufen?
"Sophia?" Ich zuckte aus meinen Gedanken. "Hm?" "Alles ok?" Ich nickte und strahlte ihn gezwungen an. "Ja. Wieso fragst du? Mir geht es gut." Natürlich glaubte er mir nicht. "Niall, mir geht's wirklich gut. Wie geht es dir? Bist du mir sauer? Ich hoffe dir geht es nicht schlecht. Du bist doch ein lebensfroher Mensch. Entschuldigung, ich rede wieder zu viel." Er lachte schallend. "Das freut mich zu hören. Du kannst mir immer sagen, wenn etwas ist." Ich rollte meine Augen. "Es ist nichts." "Falls etwas ist", erwiderte er schmunzelnd. Er setzte sich an das Lenkrad und brachte den Golfwagen zum Starten. "Und nein, ich bin dir auf gar keinen Fall sauer. Wieso sollte ich? Nein mir geht es nicht schlecht und ja kann sein. Was hattest du danach gesagt...? Stimmt! Du redest manchmal viel." Er grinste breit zu mir. Mir fiel mein Mund ungläubig auf. "War das dein Ernst?" Hate er jetzt echt alle Fragen in der richtigen Reihenfolge beantwortet? Keine Ahnung. Er zuckte mit seinen Schultern. "Wer weiß." Ich lachte. "Hey! Das ist mein Spruch." Wir lachten gemeinsam. "Ich weiß", sagte er. Allerdings auf Deutsch. Mir entwich vor Überraschung die Farbe aus meinem Gesicht. "Du und Deutsch? Seit wann das?" sagte ich auf englisch. "Seit dem du da bist", antwortete er auch auf englisch und grinste frech. Ich erwiderte seinen Blick entnervt. Niall lachte schallend und verlor kurz die Kontrolle über den Wagen. Erschrocken hielt ich mich an irgendwas fest. "Ups", sagten wir wie aus einem Munde. Neben mir saß ein fluchender Niall der den Wagen hastig einparkte. Er sprang lachend aus dem Wagen. "Niall, wir wären gerade draufgegangen und du lachst?! Das die Lampe noch lebt ist ein Wunder! Was denken die alten Opis von uns? Wir hätten die gerade fast überfahren. Und das kurz vor den Parkplätzen", meinte ich belustigt. Niall lachte kopfschüttelnd.
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Engel - Sei Wie Du (Niall Horan FF)
LosoweEs gibt tausende Geschichten von depressiven Mädchen die ihr Glück finden. Das Glück wonach sie geduldig gesucht haben. Das Glück, welches ihr Leben wertvoll macht. Aber was passiert, wenn das Pech einen immer weiter verfolgt? Ich bin ein lebensfro...