1. August 2016

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Ich hatte eigentlich keinen großen Plan, was ich heute machen sollte.

Ich wusste nur, dass mich meine Mutter um 8.30 weckte, und das obwohl ich Ferien hatte. Danke.

Sie meinte, wir müssen Dinge erledigen, sie sagte, sie wäre krank und ist nicht zur Arbeit gegangen.

Ich habe etwas lachen müssen. Meine Mutter schwänzte ja beinahe.
Unerhört!

Wir fuhren nach Reutlingen, warfen Dinge in den Briefkasten von irgendwelchen Anwaltsfuzis, die wohl einen der langweiligsten Berufe hatten.

Wir fuhren an meine Schule, um mich dort anzumelden. Ich hatte weder Lust, die Schule in den Ferien zu besuchen, noch wollte ich überhaupt noch einmal dort hin.

Es war klar, ich meine: Abmeldung bedeutet in meinem Fall Ende. Ich hatte sechs Jahre meines Lebens auf dieser Schule verschwe... Verbracht.

Ich würde nicht von verschwenden reden. Vielleicht etwas, aber es war eine schöne Zeit.

Ich habe Angst vor den neuen Dingen. Umzug bedeutet Abschied, aber ich bin noch nicht bereit dazu, mich zu verabschieden. Von der Schule - klar, kein Problem. Aber meine Freunde?

Wie wird es sein, seine Freunde nicht mehr jeden Tag zu sehen?


Ich war froh, die Schule wieder verlassen zu können. Nicht ohne dabei noch zwei Lehrern zu begegnen, die ich absolut nicht ausstehen konnte.

Wir fuhren in mein kleines, altes Dörfchen, das ich 14 einhalb Jahre mein Zuhause nannte. Es war ein komisches Gefühl dort zu sein, mit dem Wissen, dass es vorbei ist.

Ich konnte es nicht glauben, an meinem Haus vorbei zu fahren ohne es betreten zu können. Mein ehemaliges, schönes Haus.

Du wirst neue Freunde finden.
Du wirst es schon verkraften. Es dauert eben etwas, bis man sich an die neuen Umstände gewöhnt.
Mit der Zeit lernst du neue Leute kennen.
Du kannst deine Freunde immer noch besuchen gehen, sie verschwinden ja nicht automatisch.   

Ich weiß. Ich weiß das.

Aber es tut dennoch weh.

Es  ist ein komisches, bedrückendes Gefühl.

Ich werde es schon überleben.

Irgendwie. 

Als wir wieder (in mein neues) nach Hause fuhren, versuchte ich ein Bild von meinem Haus zu machen. Zu spät abgedrückt. Moment wohl verpasst.

Wir bauten Möbel auf, räumten Möbel ein, ich versuchte mich nicht allzu auf meine Gefühle ein zu lassen. Irgendwie wird das schon gehen.

Abends gingen wir raus - spazierten etwas in der Stadt herum, warfen Briefe ein und gönnten uns Eis.

Die Kugeln wurden auch immer teurer.

Wir waren fast daheim, als wir kurzzeitig Essen gingen. Warum nicht, hatten wir denn nicht etwas zu feiern?

Ich nahm Schnitzel, meine Mutter auch.

Als ich auf mein Handy guckte, wusste ich immer noch nicht, wer mit mir am 3. August alles nach Stuttgart gehen würde.

Sie antworteten nicht, haha.

War das jetzt ein Vorgeschmack auf die kommenden Wochen?
Kontaktabbruch? Keine Lust mehr auf mich?

Ich machte mir nur unnötig Gedanken.

Wir sagen einer Runde zu, die gerade am Nebentisch ein Kartenspiel spielte. Mit Geldeinsatz. Ich dachte, dass es vielleicht gar nicht so schlecht war, unter Leute zu kommen.

Stadtleben gegen Dorfleben.

Zukunft gegen Erinnerungen.  

Dear Diary ... Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt