Kapitel 12

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So, erneut eine kurze Mitteilung von mir. Dies ist das vorletzte Kapitel.  Kapitel 13 wird das längste und auch letzte Kapitel von "Against His Nature" sein. Posten werde ich es vermutlich morgen oder Montag.

love, Ellie

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Adrian wanderte unruhig auf und ab. Warum dauerte das nur so lange? Valyr müsste längst mit den befreiten Wölfen zurückgekehrt sein. War etwas dazwischengekommen? Mussten sie gegen Vampire kämpfen? Er kickte einen Stein davon, der in seinem Weg lag. Dieser schoss mit hoher Geschwindigkeit in den Wald und blieb mit einem ‚Plock' in einem Baumstamm stecken. Adrian seufzte erneut und nahm seine Wanderung wieder auf, als er plötzlich brechende Äste hörte. Dann sah er die ersten Wölfe um die Ecke der Festung biegen. Er atmete erleichtert auf, dann sah er wie ein Wolf, welcher als einziger in Menschengestalt war ,Valyr auf den Schultern trug, und sein Herz blieb für einen Moment stehen. Warum wurde er getragen? Zutiefst beunruhigt ging er auf die Wölfe zu. Einige knurrten unverhohlen, doch sie griffen nicht an. Adrian hatte nur Augen für Valyr. Der Wolf der ihn trug legte ihn sorgsam auf dem Gras ab. Adrian kniete neben Valyr nieder.

„Was ist passiert?", fragte er den Mann der Valyr hierhergetragen hatte.

„Silber."

Adrian holte zittrig Luft und beugte sich zu Valyrs Kopf hinunter.

„Valyr?" Der Wolf öffnete leicht zitternd die Augen, und Adrian blickte in komplett bernsteinfarbene Augen. „Valyr? Valyr, hörst du mich? Du musst dich zurückverwandeln, damit ich dir helfen kann! Bitte!"

Ein Schaudern durchzog den schmalen Wolfskörper, und Valyr verwandelte sich ohne einen sichtbaren Kampf zurück in einen Menschen. Seine Hände waren schwer verbrannt. Adrian wusste, was er tun musste, doch es könnte ihn ebenfalls das Leben kosten. Er zögerte keine Sekunde.

Zuerst schnitt er sich mit einem kleinen Messer in die Handfläche, und ließ das Blut in Valyrs Mund tropfen. Bei den menschlichen Probanden hatte das Blut nicht nur einen Rausch und Betäubung verursacht, sondern auch heilende Wirkungen gehabt. Er hoffte inständig, dass das bei Valyr ebenfalls der Fall war. Dann nahm er Valyrs Hände und begann, über die Wunden zu lecken. So würde er die Silberreste, die noch an seinen Händen waren, entfernen, und die Wunden würden heilen. Er spuckte immer wieder zwischendurch aus, doch er konnte nicht verhindern, dass das Silber ebenfalls in seinen Körper gelangte. Ihm war schlecht, und sein Mund brannte vom Kontakt zu dem giftigen Metall.

Er konnte nicht sagen, wie lange er so vor sich hingearbeitet hatte, als ihn der große Wolfsmann an der Schulter packte.

„Das reicht, Vampir. Er wird es schaffen. Wenn du weitermachst, wirst nur du sterben, und Valyr würde uns umbringen wenn wir das zuließen, das hat er im Kerker mehr als deutlich gemacht."

Adrian nickte matt. Valyr würde es schaffen. Er stand auf, doch die Welt begann sich zu drehen.

Er spürte noch, wie er aufgefangen wurde, bevor er in die Schwärze glitt.

Valyr erwachte zum Knurren eines Wolfes. Sofort dachte er, dass einer der Wölfe Adrian angreifen wurde und schnellte hoch. Er lag auf einer Art Trage aus langen Gräsern und zwei langen Ästen auf dem Erdboden. Er blickte sich suchend nach der Quelle des Knurrens um, und fand zwei Wölfe, die sich um ein Stück Fleisch stritten. Erleichtert löste er seine angespannten Muskeln und sah sich um. Er befand sich unter Wölfen, einige verwandelt, andere in Menschengestalt. Er konnte Adrian nirgends entdecken. Seine Glieder fühlten sich etwas steif an, und seine Hände brannten. Doch die Wunden sahen wesentlich besser aus, als er erwartet hatte. Er stand auf und dehnte ächzend seine Glieder.

Wo war nur Adrian? Hatten die Wölfe ihm etwas getan? Er fragte den erstbesten Wolf nach Adrian, und bekam als Antwort, er sei mit Lansa zusammen unterwegs. Lansa war der Wolf der ihn aus der Festung getragen hatte, wenn Valyr sich Recht erinnerte.

Als er durch das Lager lief, neigten die verwandelten Wölfe ihre Köpfe vor ihm, und viele der Wölfe in Menschengestalt kamen zu ihm, klopften ihm auf die Schulter und dankten ihm. Verwirrt lief Valyr weiter. Knapp zwei Dutzend Wölfe waren in der Festung in Gefangenschaft gewesen. Kein einziger verhöhnte Valyr, oder betrachtete ihn missbilligend. Das war ein seltsames Gefühl.

Als er schon beinahe den Waldrand erreicht hatte, ertönte hinter ihm eine Stimme.

„Valyr!"

Valyr dreht sich um, und sah wie Lansa und Adrian auf ihn zugelaufen kamen. Adrian ließ Lansa schnell hinter sich zurück, und bevor Valyr sich versah, hatte der großgewachsene Vampir ihn fest in den Armen. Erleichterung und eine Mixtur anderer Gefühle durchströmten ihn. Adrian ging es gut.

„Du... erdrückst mich", keuchte er angestrengt, und Adrian ließ los. In diesem Moment kam auch Lansa bei ihnen an.

„Valyr! Schön dich wieder unter den Lebenden weilen zu sehen", meinte er mit einem breiten Lächeln. „Du hast uns, vor allem deinem Vampirfreund hier, einen gewaltigen Schrecken eingejagt."

Lansa legte Valyr eine Hand auf die Schulter. „Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet, Valyr. Erst rettet deine Warnung einen Großteil unseres Rudels vor den Vampiren, dann setzt du dein Leben aufs Spiel um uns zu befreien." Er machte eine kurze Pause und dachte nach. „Du weißt doch, wie Beta Vengaren und dein Vater in der Lage sind, als Wolf über große Distanzen mit dir zu sprechen, beinahe wie Telepathie."

Valyr nickte und Lansa fuhr fort. „Vengaren kam während unserer Gefangenschaft so nahe an die Festung, dass er uns eine Nachricht überbringen konnte. Er sagte uns, dass der Versuch uns zu befreien zu gefährlich für den Rest des Rudels sei, wir seien auf uns allein gestellt."

Valyr blickte ungläubig zu Lansa. „Mein Vater hat gewusst, wo ihr gefangen wart und nichts getan?"

Lansa nickte betrübt.

Valyr schüttelte ungläubig den Kopf. Mit den verbleibenden Wölfen wäre eine Überraschungsattacke auf die Festung zwar riskant gewesen, doch die Befreiung der Kameraden erschien Valyr definitiv das Risiko wert. Was hatte sich sein Vater nur gedacht?

Lansa nickte Valyr noch einmal anerkennend zu, dann ließ er Valyr und Adrian allein. Adrian blickte zu Valyr und legte den Kopf schief.

„Gehst du ein Stück mit mir?"

Valyr nickte zustimmend, und Adrian führte ihn an einen kleinen Bach. Dort blieb er stehen.

„Ich muss etwas mit dir besprechen, Valyr."

„Worum geht es?"

„Bitte... Lass mir Zeit die richtigen Worte zu finden, ich möchte das hier richtig machen."

„Was ist los, Adrian? Du beunruhigst mich."

Adrian hob die Hand, und Valyr schwieg und wartete.

„Als ich... Als ich dich bewusstlos dort liegen sah, ist mir etwas klar geworden. Wir beide verspüren eine große Anziehung zueinander, doch... Als ich dabei war, dich zu verlieren, da... konnte ich an nichts anderes denken, als daran, wie es mich zerreißen würde, wenn du tatsächlich in meinen Armen gestorben wärest. Ich... ich hatte Angst wie nie zuvor in meinem Leben. Angst um dich. Was ich sagen will, Valyr von den Valleywölfen..."

Valyr trat vor, und bevor Adrian seinen Satz beenden konnte, hatte er seine Lippen auf Adrians gepresst. Als sie beide zum Luftholen voneinander abließen, murmelte er nur „Ich weiß", bevor er erneut in einem süßen Kuss mit Adrian vereint war.

Dieses Mal war anders als die Male zuvor. Als Adrian ihn hielt, spürte Valyr all die Sorge und Liebe in jeder von Adrians Berührungen, jedem Kuss. Er gab sich diesen Gefühlen hin, voll und ganz.

Against His Nature [manXman] #CWCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt