6.

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ALS TYLER seine Augen öffnete, fand er sich selber flach auf dem Boden liegen.

Er realisierte, dass er weder seine Beine noch seine Arme spüren konnte, schnell wandte er seinen Blick nach unten, über seinen gesamten Körper, um zu sehen, ob sie überhaupt noch dran waren. Sie waren es, aber sie lagen verdreht und in einer eigenartigen Position auf dem Boden. Seine Beine waren völlig verbogen und ein Arm lag verdreht unter seinem Rücken.

Wäre seine Kehle nicht so trocken und der Druck an seinem Vorderkopf nicht so intensive gewesen, hätte er beim Anblick seines verzerrten Körpers geschrien. Er hatte keinerlei Ahnung, wie sein Körper überhaupt in eine solche Position gelangen konnte, aber er spürte nichts mehr und es interessierte ihn auch nicht mehr. Er war viel zu müde um angemessen zu reagieren. Er war viel zu müde um seinen Blick von seinem Körper zu wenden und die Umgebung zu analysieren, von der er wegen des kalten Windes sagen konnte, dass sie anders war, als er es hier gewohnt war.

Jeder Teil seines Körpers, den er spüren konnte, war umhüllt von dem Schmerz der Wunden und von völliger Leere. Er konnte sich nicht vorstellen, wie viele seiner Knochen gebrochen waren, doch er war zum Teil dankbar, dass er nicht den ganzen Schmerz spüren musste.

Er hörte ein Flüstern.

"Tyler."

Es war Emily, die sich anhörte, als sei sie nicht weit von ihm entfernt.

Er versuchte, etwas zu sagen, doch seine Kehle fühlte sich an, als klebte sie zusammen und seine Lippen waren so rissig, dass er sie kaum öffnen konnte. Er machte ein fragendes Geräusch, ließ seinen Kopf wieder auf den harten Boden fallen.

"Die ... die Tür,", sagte sie schnell. "Sie ist... offen. Das Freie. Da ist das... Freie!", keuchte sie. Sie versuchte ihre Stimme leise zu halten, doch sie konnte ihre Aufregung nicht unterdrücken.

Tyler's Kopf schellte hoch um zu sehen das die Tür, tatsächlich, einen Spalt weit offen war, ein Ziegel hielt sie offen und das schwache Tageslicht erhellte den dunklen Raum.

Ein schrecklich kalter Wind wehte durch die Öffnung, kühlte Tyler's Körper. Kleine Schneeflocken flogen ebenfalls mit dem Wind hinein.

"Das ist sie Tyler.", sagte sie glücklich, ihre Zähne klapperten wegen der Kälte. "Das ist sie! Unsere Chance zu fliehen!"

Tyler fühlte ebenfalls einen Funken Aufregung. Vielleicht war sie das. Vielleicht würden sie frei sein. Wenn sie nur zu der Tür gelangen und raus rennen könnten, oh, Tyler konnte es sich so gut vorstellen. Er konnte es sich vorstellen in die Freiheit hinaus zu rennen. Er konnte sich vorstellen in die Arme seiner Mutter und seines Vaters zu rennen, konnte sich vorstellen seine kleine Schwester und seine Freundin zu umarmen, er konnte es sich vorstellen, den Boden draußen zu küssen.

Er war noch nie so erleichtert. Er wollte seine Arme bewegen, bevor er realisierte, dass er es nicht konnte. Er war völlig gelähmt.

"Ich kann mich nicht be- bewegen", sagte er, schwer atmend versuchte er seinen Arm unter seinem Körper zu bewegen. Er musste husten um zu verhindern, dass sich seine Kehle zusammen klebte, während er sich darauf konzentrierte, seine Glieder zu bewegen.

"Bitte versuch es, bitte.", bettelte sie. "Ich kann nicht."

Ihr Schluchzen wurde weniger und jeder zittrige, tiefe Atemzug endete mit einem schwerem Husten. 

Tyler wandte sich auf dem Boden. Er versuchte seinen Körper in Richtung Tür zu bewegen, in der Hoffnung, er würde dort angelangen. Das Resultat war, dass er sich ein paar Zentimeter bewegte und Emily machte damit weiter, ihn zu ermutigen, während er sein Bestes tat, an der Tür anzugelangen.

Er hatte keinen blassen Schimmer, wie er es anstellte, aber er näherte sich tatsächlich der Tür. Er tat alles, was er konnte. Er sammelte die letzte Kraft und Energie, die in seinem immer dünner werdenden Körper war und der Wunsch, vor dem Mann zu fliehen, gab ihm noch mehr Kraft.

"Bitte, bitte.", wisperte er zu sich selber, als er langsam, aber sicher die Hälfte des Weges zur Tür hinter sich hatte.

Unglücklicherweise erschienen ein paar schwarze Schuhe in der Tür and Tyler fiel zurück auf den Boden. "Scheiße", stöhnte er auf, seine Wange presste sich gegen den kalten, harten Boden, der nach Dreck stank.

Plötzlich wurde er vom Boden gehoben und gegen die Wand gepresst, seine Augen schlossen sich und sein Kopf fiel auf die Seite. Der Mann hob seinen Kopf an seinem Kinn an und brachte Tyler auf Augenhöhe mit seinen Augen, die durch die Schlitze der Maske glitzerten.

"Du liebst es, dich in Schwierigkeiten zu bringen, nicht?"

In Tyler's Augen lag ein Flehen. "Es tut mir leid.", murmelte er müde, hoffte, der Mann würde ihm vergeben. Er wusste nicht, ob er physisch noch eine Verletzung überstehen würde.

Tyler war leicht erleichtert, als er schlapp auf den Boden fallen gelassen wurde, seine Glieder verfielen wieder in die eigenartigsten Position unter ihm.

Er wimmerte, sein Kopf war gegen die Wand gelehnt.

Er sah dabei zu, wie der Mann rüber lief und Emily die Wand hochzog. Es sah aus als würde er sie beschimpfen, doch Tyler konnte nichts hören, denn der Wind war zu stark und zu laut. 

Der Mann schob seine Maske etwas hoch um seinen Mund zu befreien, den er gegen Emily's Nacken presste. Emily schrie auf, Spucke lief aus ihrem Mund, als sie versuchte, ihren Körper zu bewegen, doch sie scheiterte. Er strich ihr Kleid hoch, bis zu ihrem Bauch, bündelte es an ihren Seiten.

"Stopp, bitte!", schrie sie. "Hilfe!"

Der Mann lachte nur, seine dicken Finger strichen ihre Arme herunter, während seine Lippen weiter an ihren hervorstehenden Schlüsselbeinen spielten.

Tyler's Brustkorb zog sich zusammen sich und er guckte unmittelbar weg.

Ein paar Minuten später- Emily schrie und Tyler schaute instinktiv zu ihr rüber um zu sehen, dass der Mann aufgehört hat und wütend nach an ihren Handgelenken griff. Er starrte auf ihre Hand, sein Gesichtsausdruck war hinter seiner Maske unerkenntlich, doch Tyler konnte sagen, dass er nicht gerade glücklich aussah.

"Dein Fäden sind abgefallen.", schrie er bevor er Emily auf den Boden fallen ließ.

Sie schluchzte laut und Tyler sah dem Mann dabei zu, wie er wütend auf ihn zusteuerte und aggressiv nach seinen Armen griff, sie so stark hochzog, dass sein gesamter Körper mit hoch gezogen wurde. Er erkannte, dass seine Fäden ebenfalls abgefallen waren und mit völlig eisiger Stimme sagte er, "Ihr wisst, was das bedeutet."

Puppet Boy [Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt