DER RAUM war so dunkel, dass Tyler anfing die Orientierung zu verlieren. Es musste seine Atemzüge zählen, um sich zu vergewissern, dass er überhaupt noch am Leben war. Er wusste nicht, wie viele Stunden schon vergangen waren, seit dem sie hier alleine waren, allerdings fühlten sich 20 Minuten hier drinnen an wie zwei Tage.
Der Faden, der an seiner Hand angebracht wurde, kitzelte seinen Unterarm und erinnerte ihn pausenlos daran, in welcher Situation er sich befand.
Er nahm an, dass das Mädchen wegen dem Mangel an Konversation eingeschlafen war oder sie war einfach zu ängstlich um zu reden.
Er lehnte seinen Kopf gegen die harte Wand, an die sein Rücken gepresst war, und seufzte. Ohne Erfolg versuchte er seine Handgelenke auseinander zu ziehen um das Seil zu reißen, welches um sie herum gebunden war.
Bei jeder noch so kleinsten Bewegung fühlte er einen stechenden Schmerz in seinem Brustkorb. Er zog scharf die Luft ein, nicht fähig seine Verletzungen abzutasten und einzuschätzen, wie schlimm es um ihn stand. Den qualvollen Schmerzen nach zu urteilen, war eine seiner Rippen definitiv gebrochen.
Unerwartet spürte er warme Tränen seine feuchten Wangen herunter fließen. Er hielt noch verzweifelt an einem kleinem Fünkchen Hoffnung fest, das sich allerdings von Minute zu Minute anfing aufzulösen.
"Bist du okay?", fragte das Mädchen sanft, eine Spur Besorgnis lag in ihrer Stimme.
Er erschrak bei dem Klang ihrer Stimme, denn er hatte völlig vergessen, dass er nicht alleine in dem Raum war. "Äm, ja.", sagte er, seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. "Ich denke schon."
"Es... es sah so aussah, als würde er dich gerne verletzen.", sagte sie mit zittriger Stimme.
Tyler schüttelte den Kopf, obwohl ihm klar war, dass sie ihn in der Dunkelheit nicht sehen konnte.
"Mir geht's gut.", log er. Sein ganzer Körper schmerzte. Es war auch nicht von Vorteil, dass seine Kehle so trocken war, sein Magen leer war, dass er sich schon selber verzehren könnte und dass es in dem Raum unerträglich kalt war.
"Ich will hier raus.", murmelte sie leise.
"Wir werden hier raus kommen, versprochen.", sagte er und überlegte fieberhaft, wie sie aus diesem Raum fliehen können.
Doch hier gab es nichts, außer diese endlose Dunkelheit, die ihn fast wahnsinnig machte.
Sie antwortete ihm nicht mehr und er wollte keinen Gedanken mehr an seinen gesundheitlichen Zustand verschwenden. Er musste reden, wenn auch nur mit sich selbst. "Mein Name ist Tyler.", sagte er.
Sie sagte nichts.
Er saß einfach so da, mit geschlossenen Augen, einige Minuten lang. "Wie... äm, wie heißt du?"
"Wir werden sterben und das einzige, an das du gerade denkst, ist mein Name?"
Er war überrascht. "Ich bin in der selben Lage wie du. Du hast keinen Grund, sauer auf mich zu sein-"
Sie unterbrach ihn, "Ich bin nicht sauer. Du denkst, es gibt einen Weg hier raus, aber es gibt keinen. Wir sind so gut wie tot- es ist zwecklos. Es gibt keinen Weg nach draussen." Ihre Stimme war laut, fast schon hysterisch. Tyler war erschrocken- es war das erste Mal, dass er sie so laut und deutlich reden hörte.
Er hörte sie schluchzen und er spürte sie fast schon atmen. Er konnte nicht genau sagen, wo sie war, aber sie musste relativ nah neben ihm sein.
"Ich denke, wenn wir nur... wenn wir nur, weisst du... ruhig bleiben und unser Bestes geben, ihn nicht wütend zu machen-", versuchte Tyler zu erklären.
"Wir werden sterben. Er wird uns umbringen und ich konnte mich nicht ein Mal von meiner Familie verabschieden." Sie schniefte.
"Jemand muss uns helfen!", schrie sie. "Bitte! Bitte helft uns!"
Ihr Geschrei machte Tyler wahnsinnig. Er schüttelte den Kopf um sein plattes, schmutziges Haar aus den Augen zu bekommen. "Hör verdammt noch Mal auf!", rief er und sie verstummte auf der Stelle.
Er hatte nicht beabsichtigt, so kalt und grausam zu klingen, aber er war so frustriert- und das zu Recht. Er versuchte nur einen klaren Gedanken zu fassen, doch sie ließ das nicht zu und ihr hysterisches Weinen war das letzte was er jetzt gebrauchen konnte.
"Ich... es tut mir Leid.", entschuldigte er sich leise.
"Schon okay.", flüsterte sie.
Er atmete flach, seine Lungen ließen sich nicht komplett mit Luft füllen.
"Ich heiße Emily.", sagte sie mit sanfter Stimme.
Er seufzte und war erleichtert, dass sie endlich ruhig war und endlich aufgehört hat zu weinen.
Tyler wollte gerade etwas sagen, doch dann flog die Tür auf und ein gruseliger Anblick bot sich ihnen. Der Mann stand im Türrahmen, seine Haltung war angespannt und er schien voller Elan zu sein. Das flackernde Licht hinter ihm, erleuchtete den Raum ein wenig.
Tyler sah sich um und sah Emily's Silhouette nicht weit von ihm entfernt, sie starrte den Mann mit weit aufgerissenen Augen an.
"Los geht's, meine kleinen Puppen. Ich habe eine Überraschung für euch.", sagte der Mann, während er zu ihnen heran trat.
Tyler schluckte schwer als der Mann beide gleichzeitig an den gefesselten Handgelenken schwungvoll auf die Beine zog. Er stoppte sie in der Mitte des Raumes und tat etwas, das er vorher noch nie getan hatte. Er zog seine Maske etwas hoch, so dass man seine Lippen und die breite Nase sehen konnte, doch die Dunkelheit hinderte Tyler daran, irgendwelche deutlichen Gesichtszüge zu erkennen.
Er streichelte Emily's Haar für eine Weile, bis er ein Paar Strähnen in die Hand nahm und sie zu seiner Nase führte. Er inhalierte ihren Duft hörbar ein, was Emily eine Gänsehaut verpasste.
Tyler sah dem Vorgang verstört zu. Der Mann begann seine Lippen gegen ihren Kiefer zu pressen und Tyler sah wieder die Tränen aus ihren Augen fallen.
"Ich bin so glücklich, ein so wunderschönes Puppenmädchen gefunden zu haben.", lobte der Mann und seine Stimme war gefährlich tief. Emily schniefte laut, ihre Lippe zitterte.
"Und einen so gut aussehenden Puppenjungen..." Er schenkte Tyler seine Aufmerksamkeit und für mit dem Finger seine stark ausgeprägte Kieferpartie entlang.
Sein Herz schlug gegen seinen verletzten Brustkorb und er atmete schwer.
"Diese Augen..." Der Mann atmete Tyler in's Gesicht. "So blau... so perfekt..."
Der Mann starrte Tyler minutenlang einfach nur an, bevor er ausholte und ihm ein blaues Auge verpasste. Dieser keuchte auf und stolperte zu Boden, Emily zog erschrocken die Luft ein.
Der Mann allerdings lachte nur als er Tyler an seinem zerrissenen Shirt wieder hochzog und ihm mit seiner geballten Faust hart gegen die Lippe schlug. Tyler versuchte sein Bestes, sich nicht zu wehren- er nahm die unverdienten Schläge in Kauf und spuckte das salzige Blut aus, das sich an seinen Zähnen sammelte.
"Du siehst gut aus. So gut.", sagte der Mann und man konnte etwas Neid heraushören. "Ein hübscher, junger Mann. Ich wette, niemand hat dir sowas schon Mal angetan. Aber weisst du was?", der Mann schrie wieder, zog Tyler an seinem Shirt auf Augenhöhe. "Weisst du was!?", schrie er weiter.
Seine immer noch sichtbaren Lippen verzogen sich zu einem kranken Grinsen.
"Ich kontrolliere dich. Ich werde dich bis zum Ende deines hübschen Lebens kontrollieren.", versprach er ihm.
Tyler versuchte sich zu beruhigen. "Ich habe keine Angst vor dir.", sagte er, überrascht wie ruhig seine Stimme doch war.
Aber Tyler hatte Angst. Er konnte nicht atmen. Sein Herz blieb praktisch stehen, sein Blut gerann und sein schmerzender Körper gefror als der Mann sich ihm noch mehr näherte.
"Werden wir ja noch sehen.", flüsterte der Mann, seine vom Schatten verdeckten Augen sahen in die von Tyler.
Dann lies er Tyler's Shirt los, griff nach seinen und Emily's Handgelenken und zog beide nach vorne.
"Jetzt zu eurer Überraschung..."

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Puppet Boy [Deutsch]
Horor"Mein wunderschöner Puppenjunge und mein wunderschönes Puppenmädchen." Zwei Jugendliche, ein Junge und ein Mädchen, finden sich eingesperrt in dem Lager eines verrückten Mannes wieder, der besessen von menschlichen Puppen ist. ... Original von: z0m...