TYLERS AUGEN öffneten sich leicht unter großer Anstrengung, nur damit er sehen konnte, dass er unter einem grellen Licht lag. Wenn er nicht seinen schwachen Herzschlag spüren würde, würde er denken, er wäre endlich tot.
Er hatte keine Kraft um auch nur einen klaren Gedanken zu fassen oder sich auch nur zu fragen, wo er denn sein könnte. Er spürte nicht die übliche Panik, die er bekam, wenn er nicht wusste, wo er war. Und er zitterte auch nicht ängstlich, während er auf eine neue Art der Folter wartete.
Er war dem Tod so nah, doch das war ihm egal. Ganz egal, bei dem Gedanken daran zu sterben, kam ein Glücksgefühl in ihm hoch.
Etwas tief in ihm drin hatte noch Hoffnung und hielt an seinem Leben fest, doch er wusste nicht einmal wieso.
"Ich wusste, dass du noch am Leben bist, mein kleiner, dummer Puppenjunge. Das war nicht witzig.", sagte der Mann monoton. Die Stimme jagte Tyler diesmal keinen Schauer über den Rücken. "Ich wusste, du würdest aufhören, mir etwas vorzuspielen, wenn du hören würdest, dass ich dich operieren werde. Hast du Angst?"
Tylers Augen waren nicht mehr als einen schmalen Spalt geöffnet, doch er konnte sehen, dass der Mann einen scharfen, glänzenden Gegenstand vor seinem Gesicht hielt. Er hatte keine Angst.
Auf einmal erinnerte er sich an den Sommer, als er sechs Jahre alt. Er war beim Spielen gestolpert und hatte sich das Knie am Beton aufgeschlagen. Ohne nachzudenken ist er zu seiner Mutter gerannt, die in der Küche stand und das Essen vorbereitete. Seine Mutter, mit ihrem goldenem Haar und ihren leuchtend blauen Augen, nahm ihn lächelnd in den Arm und gab ihm einen Kuss, auf seine feuchte Wange. Sie klebte ein Superhelden-Pflaster auf die Wunde und versicherte ihm, dass alles wieder in Ordnung käme.
Er konnte sich nicht vorstellen, wie sie reagieren würde, wenn er in seinem jetzigen Zustand zu ihr rennen würde.
Eine einzelne Träne lief ihm die Wange runter- er realisierte es gar nicht- und dann fing er an zu lachen. Sein Körper fing an zu beben, währen der Mann hinter ihm anfing wütend zu fluchen. Tyler hörte das Geräusch von aufeinander klirrendem Metall.
"Hör auf! Hör auf damit!", schrie der Mann, doch Tyler ignorierte ihn. "Ich sagte, hör auf!"
Doch Tyler lachte weiter, ignorierte das Reizen seiner Kehle und den Druck an seinem Hinterkopf.
"Du wirst das bereuen.", sagte der Mann mit tiefer, hasserfüllter Stimme. Tyler versuchte sich auf das Sehen zu konzentrieren und fokussierte die grelle Lampe, die über seinem Kopf hin und her schwang.
Er hatte nicht vor, etwas zu sagen oder zu protestieren. Er schloss seine Augen und ließ das Lächeln aus seinem Gesicht verfliegen. In der Sekunde, in der die scharfe Klinge tief in sein Fleisch eindrang, war es um ihn geschehen.
Der Mann grunzte, starrte die Klinge an, während er sie Tylers Bein herunter zog und es aufschnitt. Blut quoll heraus, färbte den Tisch und den Boden in dunkles Rot. Der Mann ließ es sich durch die Hand fließen und genoss es, Tylers Blut auf seiner Haut zu spüren.
Er hob seine blutige Hand hoch und legte sie sanft auf das friedliche Gesicht seines Puppenjungens und strich seine stark sichtbare Kieferpartie entlang. Seine Hand zitterte plötzlich als er den Streifen Blut anstarrte.
"Oh, es tut mir leid. Ich habe dein Make-Up ruiniert. Ich muss das wohl noch ein mal neu machen.", er lächelte unter seiner Maske. "Mein wunderschöner Puppenjunge... das Publikum wird dich so wundervoll finden. Sie werden dich lieben.", flüsterte er und eine warme Träne lief seine Wange runter. "Ich weiss, dass sie es werden. Sie lieben immer meine Puppen."
Der Mann machte damit weiter, mit einem kleinen Messer, das Knie seiner Puppen zu öffnen.
Merkwürdig. Normalerweise hörte er seine Puppen voller Schmerzen schreien- Schreie, die ihn dazu motivierten, ihnen weitere Schmerzen zuzufügen.
Als er merkte, dass seine Puppe immer noch keine Reaktion von sich gab, schnaufte er. "Puppenjunge, ich weiss, du bist böse auf mich. Aber kannst du mir bitte sagen, wie sehr du dich auf deinen Auftritt freust?"
Er sah seine Puppe an, der Geruch von geöffnetem Fleisch und Blut schoss ihm durch die Nase und erfüllte den gesamten Raum. Eine Flut von Freude und Lust stieg in ihm auf.
"Antworte mir!", schrie er.
Er fing an vor Wut zu zittern, denn seine Puppe schien ihn weiter zu ignorieren wollen. Wieso antwortete er ihm nicht? Er hatte keinen Grund sauer auf den Mann zu sein, denn der Mann tat nichts weiter, als ihn in eine wunderschöne Puppe zu verwandeln und sein Puppenjunge wünschte sich dies doch insgeheim mehr als alles andere.
"Antworte mir! Gott verdammt!§, schrie der Mann, doch seine Puppe gab keinen Ton von sich. "Hör auf mich zu ignorieren!"
Er griff den Kopf seines Puppenjungens und schlug ihn schwungvoll zurück auf den blutigen Tisch. Er schaute sich kurz im dunklen Operationsraum um. "Wieso willst du nicht mit mir reden?"
"Bitte!", dem Mann kamen die Tränen und er schluchzte. Wütend griff er nach der von blauen Flecken übersäten Kehle des Jungen und drückte sie so stark er konnte. Sie fühlte sich kälter an als normalerweise.
"Was ist falsch mit dir, mein wunderschöner Puppenjunge? Bist du nervös wegen deines Auftritts? Das ist völlig okay... Ich bin es auch. Ich bin mir sicher, mein Puppenmädchen ist es auch."
Er schüttelte seinen Kopf als sein Puppenjunge ihm immer noch nicht antwortete. Doch er machte einfach weiter, den Knochen an seinem Knie zu entfernen, damit er mit fließenden, beweglosen Gliedmaßen einer Puppe ähnlicher war.
"Weisst du, Puppenjunge,", sagt er ganz beiläufig, "als mein Erschaffer aus mir vor vielen Jahren eine wundervolle Puppe gemacht hat, war ich überaus respektvoll. Ich tat nie etwas, um ihn zu verärgern. Ich habe ihn geliebt, bewundert. Deshalb mache ich mit dem weiter, was er jahrelang getan hat."
Er zog sich seine Maske ab und legte sie neben sich auf den Tisch. Er presste seine Lippen gegen die kalte Stirn seiner Puppe. "Ich liebe dich immer noch, Puppenjunge. Und ich weiss, dass du immer noch am Leben bist. Und ich weiss, dass du bald die gleichen Gefühle für mich haben wirst."
Er legte seine blutigen Finger an das Kinn seiner Puppe und strich runter bis zu seinem Herz, wo er seine Fläche Hand liegen ließ- Er spürte keinen Herzschlag.
"Puppenjunge...?", flüsterte er.
"Nein... nein...", plötzlich fiel ihm das Atmen schwer und er fing wieder an zu zittern. "Nein, du musst leben! Du musst! Ich dachte, dass mein Puppenmädchen dich repariert hat!", er schrie und schlug seine Faust hart auf den Tisch mit den Utensilien. "Wieso müsst ihr immer sterben?", schluchzte er.
Die Utensilien flogen vom Tisch und das Klirren des Metalls war fast schon ohrenbetäubend. Voller Wut schlug sich der Mann die Faust gegen seinen eigenen Kopf und zog sie dann wieder die Maske auf sein rotes Gesicht. Er atmete erleichtert aus als der Lärm endlich verstummte.
Sanft strich er mit seiner immer noch blutigen Hand die kalte Wange seiner Puppe entlang. "Mach dir keine Sorgen, dafür werde ich das Puppenmädchen aus dem Weg schaffen.", er schniefte kräftig. Ich wusste, dass sie neidisch war, weil ich dir mehr Aufmerksam schenkte als ihr. Sie wird nicht einfach so davon kommen. Sie hat dich umgebracht!", brüllte er.
Damit ließ er seinen Puppenjungen alleine auf dem blutigen Tisch liegen und verließ den Raum, darauf fokussiert, das Puppenmädchen zu finden. Sie erwartete das selbe Schicksal wie dem Jungen!

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Puppet Boy [Deutsch]
Terror"Mein wunderschöner Puppenjunge und mein wunderschönes Puppenmädchen." Zwei Jugendliche, ein Junge und ein Mädchen, finden sich eingesperrt in dem Lager eines verrückten Mannes wieder, der besessen von menschlichen Puppen ist. ... Original von: z0m...