10.

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DAS GRELLE Licht, welchem Tyler ausgesetzt war, ließ in fast erblinden. Seine Augen flatterten, als der Mann mit seinen Fingerspitzen langsam über Tyler's Kehle strich.

"Sieh dich an, du siehst so gut aus.", flüsterte der Mann, seine Lippen streiften Tyler's Ohr.

Tyler erkannte den Jungen nicht, der in dem zerbrochenen, mit Schmutz beschmierten Spiegel zurück starrte. Er hat an Farbe verloren, tiefe, dunkle Augenringe zierten die Haut unter seinen leblosen, blauen Augen. Sein ungekämmtes, zerzaustes Haar fiel ihm in sein Gesicht und an seinem Kiefer sammelten sich Bartstoppeln an. Es waren gelbe Prellungen über seinen Augen, an seinen Wangenknochen und an seinem Kiefer zu erkennen, zusammen mit frischen, dunkel blauen Flecken über all an seinem Körper. Seine Lippen waren aufgeplatzt, getrocknetes Blut klebte an seinem Kinn. An seinem angeschwollenem Gesicht und Nacken waren überall Blutspritzer wieder zu finden.

Er blinzelte einige Male, seine Sicht  verschwamm langsam als der Mann  Tyler's nackte Brust hinunter strich und anfing zu lachen. Tyler wurde lediglich dazu gezwungen ein fremdes Paar Boxer zu tragen, womit sein Oberkörper den Berührungen des Mannes völlig ausgeliefert war, ohne jeglichen Schutz.

"Kannst du dich noch daran erinnern, wie es war, als du gerade her kamst?", fragte der Mann und legte seinen Kopf schief. "Du warst so ängstlich, aber hast du dich so gut angepasst."

Seine Worte klangen gedämpft durch die Maske, doch Tyler hatte das Gefühl jedes Wort ganz genau verstehen zu können, es gingen ihm unter die Haut, fühlte sich eiskalt an.

Ein Muskel zuckte an Tyler's Kiefer, doch seine Erschöpfung fing an ihn einzunehmen, er war zu müde um Emotionen zu zeigen. Er fing an zu realisieren, dass er vielleicht tatsächlich nur eine Puppe war.

Eine emotionslose, taube Puppe, müde vom Leben.

Sein Kopf lag müde auf seiner Schulter, seine tauben, toten Arme hingen an beiden Seite, über den Stuhl hinunter.

"Du bist jetzt eine Puppe. Du bist meins.", der Mann stellte sich vor Tyler, seine Augen glitzerten in dem grellen Licht. "Meine Puppe."

Tyler atmete tief ein, versuchte sich nicht zu übergeben, aufgrund der tiefen Stimme des Mannes. Ihm war das alles zu furchterregend- die flache, weiße Maske, die sich perfekt an das Gesicht des Mannes anzuschmiegen schien und die Art, wie jedes Wort über akzentuiert wurde und sich jeder Satz somit bedrohlich anhörte.

"Ich liebe dich wirklich sehr, mein Puppenjunge...", der Mann drückte seine fettigen Finger unter Tyler's Wannenknochen und starrten ihm in die Augen. "Ich bin jedes mal bestürzt, wenn du mir widersprichst. Und unglücklicherweise musst du jetzt mit den Konsequenzen rechnen. Ich will dir das nicht gerne antun, aber du lässt mir keine andere Wahl." 

Augenblicklich brach die Angst in Tyler aus, er begann zu zittern.

Der Mann hob Tyler vom Stuhl. Er grunzte, versuchte Tyler's großen Körper zu halten. Er zog ihn über den schmutzigen Boden des dunklen Raumes und Tyler's Herz raste, als er seine Umgebung wahrnahm.

Dort waren ein Haufen Kostüme und Requisiten stapelten sich in den Ecken. Ein weiterer Schminktisch war eben versteckt in der Ecke, die Lampen waren nicht an und so verschmolz auch der Tisch mit der Dunkelheit, die alles verschlang. Der Raum war wie jeder andere hier auch; Dreck zog sich über den ganzen Steinboden entlang, die Wände waren brüchig und auch dieser Raum roch stechend nach Schimmel.

Er schloss seine Augen- die kleinen Dreckpartikel kratzen an seiner nackte Haut, als er grob über den Boden gezogen wurde. An der Wand war eine merkwürdige Stehlampe angebracht, gegen die der Mann Tyler stoß. Er fing an zu schwitzen als der Mann ein Seil aus seiner hinteren Hosentasche zog und nach Tyler's Handgelenken griff, sie nach vorne zog und an die hohe Lampe band. 

Puppet Boy [Deutsch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt