EMILY FING AN zu zittern in der Sekunde, in der sie die schweren Schritte des Mannes vor der Tür hörte. Sie saß in der Ecke des kalten Raumes, starrte auf den Boden and betete, dass Tyler noch am Leben war, denn dann würde sie dem Mann helfen können, ihn zu foltern. Ihr war bewusst, dass das verwerflich und egoistisch war, doch sie wollte ihren Bruder wiedersehen.
"Emily?"
Die leise, familiäre Stimme ließ ihr Herz noch schneller schlagen.
Andrew?
Ihr Herz schien fast zu explodieren, als sie seine kleinen, dunkel braunen Augen sah. Im schwachen Licht der Lampe funkelten sie wie kleine Juwelen.
"Andrew!", schrie sie beinahe.
Binnen Sekunden stand sie auf und rannte zu ihm rüber. Sie spürte seine Wärme, als sie ihn in eine Umarmung zog. Schluchzend brach sie zusammen, doch ließ ihren Bruder dabei nicht los. Ihre Freudentränen liefen auf seine kleine Schulter.
"Es ist okay, Emily.", hörte sie seine leise Stimme flüstern. Emily drückte sich von ihm weg um ihm in seine Augen zu blicken. War er es wirklich? Er musste real sein. Sie konnte ihn sehen und sie konnte ihn spüren- aber trotzdem- etwas schien nicht normal zu sein.
"Oh Gott.", lachte sie trotz der Tränen. Ihre dürren Finger strichen ihm durch sein volles, pechschwarzes Haar. "Du brauchst einen neuen Haarschnitt."
Er lachte, aber sagte nichts.
Ihre Augen wurden ganz groß. "Bist du okay?", fragte sie und hoffte, dass der Mann ihm nicht weh getan hatte.
Andrew sagte nichts.
"Andrew?", flüsterte sie, ihr Herzschlag setzte kurz aus. Ihr Bruder schien zu verschwinden. "Andrew? Andrew!", schrie sie voller Verzweiflung, ihre Kehle war auf einmal wie zugeschnürt und sie konnte ihn nicht fragen, wohin er ging. Er dagegen starrte sie nur an, während sein Körper sich langsam aber sicher in Luft auflöste.
Er schenkte ihr noch ein schwaches Lächeln und dann war er weg.
Sie streckte zitternd ihre Arme aus, dorthin, wo ihr Bruder doch gerade noch gewesen war, doch da war nichts. Nur heiße, stickige Luft. Sie war ganz alleine in dem Raum.
"Nein!", schrie sie weinend. "Nein! Nein, nein, nein, Andrew!", sie konnte nicht aufhören zu weinen und ihre Schreie gingen einem durch Mark und Bein. Sie konnte nicht aufstehen, obwohl ihre Knie schmerzten und schon anschwollen. Ihre viel zu dünnen Hände verkrampften sich und sie bekam kaum Luft. Ihre Augen brannten und sie war viel zu dehydriert um weiter zu weinen. Die letzten Tränen liefen aus ihren geröteten Augen und landeten auf ihren aufgeplatzten Lippen.
Auf einmal wurde die Tür schwungvoll aufgerissen und vor Schreck sprang sie auf, drehte sich zu der Tür um und hielt sich noch gerade so auf den Beinen. Der Mann kam ihr aggressiv entgegen und Emily schüttelte energisch den Kopf, denn sie konnte sich denken, was geschehen war. Bei dem Versuch vor ihm zu flüchten, stolperte und fiel rückwärts auf den kalten, dreckigen Boden. Sie wollte wieder weinen, doch selbst dazu hatte sie keine Kraft mehr. Einzelne verzweifelte Schreie entwichen ihrer schmerzenden Kehle.
"Du kleine Schlampe! Du hast ihn umgebracht!", brachte der Mann gepresst aus sich heraus, mit solcher Aggression und Wut, dass Emily für eine Sekunde vergaß zu atmen. "Nein, ich habe-", versuchte sie sich zu rechtfertigen, doch er griff in ihr mattes Haar und zog sie abrupt auf die Beine. Schmerzerfüllte Schreie erfüllten den Raum, unterbrochen durch verzweifelte Schluchzer.
"Bitte! Hör auf! Ich habe ihn nicht getötet!", bettelte sie. "Bitte!"
Doch der Mann ignorierte sie, presste sie gewaltsam gegen die Wand, so stark, dass ihr Kopf hörbar gegen den Beton knallte. Ihre verzweifelten Versuche, sich aus seinem Griff zu befreien, scheiterten. Er bohrte seine dicken Finger in ihre mageren Schultern und starrte ihr in die Augen, sodass sie eine Gänsehaut bekam.

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Puppet Boy [Deutsch]
Horror"Mein wunderschöner Puppenjunge und mein wunderschönes Puppenmädchen." Zwei Jugendliche, ein Junge und ein Mädchen, finden sich eingesperrt in dem Lager eines verrückten Mannes wieder, der besessen von menschlichen Puppen ist. ... Original von: z0m...