Kapitel 62: Jede Frau braucht einen Mann, dem sie in die Arme fliegt

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Jeder Mann braucht einen Traum,
der in seinen Armen liegt

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Ein Glück nahm Jenni mir meinen Kommentar nicht übel und all mein Durchhaltevermögen war nicht umsonst gewesen. Stattdessen verabschiedete sie sich irgendwann mir einer festen Umarmung von mir und sagte, dass sie sich schon darauf freute, mich am nächsten Tag in der Schule wieder zu sehen. Diese Freude beruhte zwar nicht wirklich auf Gegenseitigkeit, aber ich sagte dazu einfach nichts, sondern lächelte nur freundlich zurück.

Nach dem Treffen lief ich dann auf direktem Weg nach Hause und wartete dort auf Tim, der dann auch, wie immer, gegen sieben kam. Da meine Eltern heute Abend bei irgendwelchen Freunden außerhalb der Stadt zu Besuch waren, waren wir zum Glück alleine und ich musste keine unangenehmen Fragen zu Tim und mir beantworten, die ich noch so weit wie möglich vor mich hinschob.

Direkt bei der Begrüßung fiel ich ihm schon strahlend um den Hals und zog ihn mit in mein Zimmer, wo Tim sich vor mich hin stellte und direkt zwei DVDs nach oben hielt.

"Ich hab uns was ausgeliehen! Worauf hast du Lust?" Er musste sie sich wohl aus einer Videothek ausgeliehen haben - er hatte mir schon einmal ganz stolz erzählt, dass er dort eine Mitgliedskarte besäße und man bei einer bestimmten Anzahl von ausgeliehenen Filmen irgendeinen Bonus bekäme. Als ich ihn dann jedoch gefragt habe, ob fünfzig Prozent oder mehr von seinen Filmen Pornos seien, hat er dann ganz schnell das Thema gewechselt, was ich unglaublich amüsant fand, was aber höchst wahrscheinlich auch am Alkohol, den ich zur der Zeit intus hatte, lag.
Jetzt sah ich mir die beiden Filmcover an und entschied dann für einen davon, den Tim laut eigener Aussage "auch viel besser, als den Anderen" fände.
Also setzte er sich schon einmal auf mein Bett, während ich den Film auf meinem Fernseher startete und mich danach zu ihm setzte.

Während wir anfangs noch nebeneinander saßen, landeten wir im Laufe des Films nebeneinander liegend auf meinem Bett. Ich lag auf der linken Seite zum Fernseher gedreht und Tim lag direkt hinter mir. Einen Arm hatte er um meine Mitte gelegt und drückte mich somit ganz nah an sich. Seine Nähe und die damit eingeschlossene Wärme, die von ihm ausging, machte mich innerlich so nervös, dass ich mich schon seit der neunten Minute des Films nicht mehr darauf konzentrieren konnte. Stattdessen schielte ich immer wieder nach hinten zu Tim hoch, der so gebannt zu dem Fernseher sah und mich scheinbar gar nicht zu bemerken schien. Er war meiner Meinung nach einfach so unglaublich schön und ich war so glücklich bei ihm liegen zu können.

Irgendwann im Laufe des Films wurde mir das jedoch zu unbequem, also rollte ich mich in seiner Umarmung auf den Rücken, um Tim besser ansehen zu können, ohne mich zu verrenken, und merkte sofort, wie mein Herz einen Tacken schneller schlug, als zuvor, da sein Gesicht meinem jetzt plötzlich doch so nah war und sein Atem jetzt schon meine Haut streifte. Lächelnd löste Tim seinen Blick vom Fernseher und sah von meinen Augen zu meinen Lippen, ehe er eine seiner Hände, mit der er mich vorher noch in seinem Arm gehalten hatte, auf meiner Wange ablegte. Ich beobachtete ihn schweigend und lächelnd dabei und fragte mich, warum ich anfangs eigentlich solche Schwierigkeiten dabei hatte mich bei irgendwem fallen zu lassen, vor allem bei Tim. Er war so lieb zu mir und ich fühlte mich auch jetzt so unglaublich wohl bei ihm, wie ich es wohl bei sonst keinem Menschen tat. Am Liebsten würde ich rund um die Uhr mit ihm zusammen sein, in seinem Arm liegen können und von ihm geküsst werden.

"Ist alles okay? Du wirkst so... abwesend." Tim hatte nicht aufgehört, mir über mein Gesicht und durch meine Haare zu streichen, doch sah mich jetzt dabei ein klein wenig besorgt an.

"Ich hab nur daran gedacht, wie glücklich ich gerade bin", gab ich zurück und sofort zog sich über Tims Gesicht ein breites Grinsen. Ich hätte selbst nie gedacht, dass so etwas vor Kitsch nur so Triefendes mal aus meinem Mund kommen würde, doch scheinbar fand Tim das gar nicht schlimm. Im Gegenteil, er sah noch zufriedener und gleichzeitig auch amüsierter auf mich herab und beugte sich dann näher zu mir, um mich zärtlich zu küssen.
Obwohl das mittlerweile bei uns schon so langsam zur Routine geworden ist, bekam ich immer noch unglaubliches Herzklopfen dabei und auch mein Atem war verdammt schnell. Doch Tim ging es spürbar genauso, weshalb ich mich dann doch etwas entspannte. Doch das hielt nicht lange an, denn plötzlich fing Tim wieder an mich zu streicheln, doch nicht mehr nur im Gesicht sondern runter zu meinem Hals und über meine Schulter zu meinem Arm. Da er auf der Seite neben mir lag und seinen Arm so um mich geschlungen hatte, konnte er das alles tun, ohne seine Augen dabei zu öffnen oder den Kuss zu stoppen. Stattdessen übersäte er meine Seite mit lauter sanften Berührungen, die so leicht und einfach waren, dass sie mich fast gar nicht mehr berührten und doch so einen starken Effekt auf mich hatten. Mein Herzschlag vervielfachte sich nochmal und eine leichte Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Tims Hand wanderte, als wäre gar nichts dabei, einfach so weiter an meiner Seite entlang über meine Taille und meine Hüfte und wieder zurück auf meinen Arm. Ich konnte mich auf gar nichts anderes außer seinen Berührungen konzentrieren, die mich völlig um den Verstand brachten und gleichzeitig furchtbar beunruhigten. Jetzt wusste ich wieder, dass meine Schwierigkeiten mich fallen zu lassen noch lange nicht besiegt waren. Im Gegenteil: es würde jetzt immer schlimmer werden. Irgendwann würde er natürlich mit mir schlafen wollen, das war ja ganz normal und sollte ja auch so sein, doch ich bekam trotzdem langsam Angst davor.

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