Kapitel 126: Immernoch sind Steine im Weg, Scheiße erlebt...

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...immernoch wegen den gleichen Problemen.

Genauso schnell wie ich eingeschlafen war, wachte ich auch nach ein paar Stunden wieder neben einem laut schnarchenden Dennisauf. Ich konnte die Uhrzeit nur anhand der Helligkeit draußen erahnen, doch für mich war klar, dass ich Tim jetzt auf jeden Fall genug Zeit für sich gegeben hatte. Freiraum hin oder her, das Erste, was ich nach dem Aufwachen gedacht habe war, dass ich zu ihm wollte und das würde ich auch tun.
Mit einem abschätzenden Blick zu Dennisstellte ich fest, dass er tief und fest schlief und auch sonst schien in der Wohnung niemand anderes wach zu sein. Also stand ich vorsichtig und ohne einen Ton zu hinterlassen auf, obwohl das bei Dennis' Schnarchen vermutlich gar nicht nötig gewesen wäre, und tapste auf Zehenspitzen durch das Wohnzimmer in den Flur.
Kurz vor Tims Tür machte ich jedoch für einen Moment halt und überlegte, ob es wirklich so eine gute Idee wäre, doch dann warf ich alle Zweifel einfach hinter mich und öffnete langsam die Tür.
Damit nicht unnötig viel helles Licht in sein Zimmer schien, huschte ich direkt in den dunklen Raum hinein und blieb kurz an der Tür stehen, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann setzte ich meinen Weg langsam fort und steuerte das große Bett an, in dem Tim zusammen gerollt lag und kontrolliert und regelmäßig atmete. Das beruhigte mich schon ungemein und sehr viel der Anspannung fiel schonmal von mir ab, sodass ich entschloss, mich einfach zu ihm zu legen. Dort würde ich sowieso viel besser schlafen können, als neben Dennis. Nur scheiterte ich bei meinem Vorhaben sofort, da ich durch die Dunkelheit nicht richtig erkennen konnte, wo das Bett eigentlich zu Ende war und deshalb voll mit meinem Fuß vor eine Ecke stieß. Ich konnte mir gerade so ein lautes Fluchen verkneifen, atmete aber dafür sehr laut schmerzerfüllt auf und kniete mich auf den Boden, um meinen Fuß irgendwie provisorisch zu massieren.
Zuerst hatte ich noch die Hoffnung, dass Tim durch den Krach nicht wach geworden ist und ich meinen Weg gleich einfach fortsetzen könnte, nur spielte mir da das Schicksal nicht entgegen. Sofort hörte ich wie sein vorher so regelmäßiger Atem stockte und darauf direkt schneller wurde. Einen Augenblick später hörte ich ihn dann auch schon erschrocken nach oben schnellen, sah wie das Licht auf seinem Nachtschrank angeknipst wurde und spürte, ohne hin zu sehen, wie sein Blick auf mich gerichtet war.

"Luisa?", fragte er mit ganz rauer, heiserer Stimme und blinzelte ein paar Mal in meine Richtung, um mich zu erkennen. Sofort merkte ich wie mir das Blut in den Kopf stieg und bekam plötzlich furchtbares Herzrasen. Was, wenn er jetzt sauer auf mich war, weil ich mich hier rein geschlichen hatte und seine Bitte, ihn alleine zu lassen, einfach ignoriert hatte?

"Oh shit, sorry, ich- ich wollte dich nicht wecken", murmelte ich ein bisschen zu nervös und stand hektisch auf. "Ich kann auch wieder gehen. Also, wenn du das möchtest, weil-"

"Nein, bleib hier", unterbrach mich dann jedoch seine schwache Stimme und er versuchte sich mehr oder weniger vergeblich an einem Lächeln, was doch ziemlich gequält aussah.
Kurz blieb ich weiter so stehen, ließ mir dann aber seine Einladung natürlich nicht entgegen und ging direkt um das Bett herum zu ihm.
Tim hob einladend seine Decke hoch, unter der ich sofort verschwand und mich an seinen warmen, ja beinahe schon heißen Körper ankuschelte. Sofort entspannte ich mich, mein Herzschlag wurde endlich wieder langsamer und ich konnte durchatmen.
Spätestens, als ich dann spürte, wie Tim seine eine Hand in meinen Haaren abgelegte und anfing mich sanft zu streicheln, wurde ich so richtig erleichtert und kuschelte mich noch etwas mehr an ihn an, wobei mir ein leises "Bitte mach das nie wieder" raus rutschte. Eigentlich wollte ich ihn jetzt nämlich nicht schon wieder damit "nerven". Er sollte, meiner Meinung nach, erst einmal richtig ausnüchtern und ausschlafen, ehe ich ihn nach seinen Gründen für diesen doch schon enormen Drogenkonsum fragen würde. Doch statt einer genervten oder gar bösen Antwort, kam von Tim nur ein leichtes Seufzen und ein leises, aber wirkungsvolles "Ich liebe dich, Luisa. Vergiss das nicht." zurück.

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