Kapitel 49: Auch wenn's dir nicht gefällt, schaust du deinen eigenen Film

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Plötzlich kam ich mir doch etwas fehl am Platz vor, denn ich wusste nicht, ob es die beste Idee war um halb elf Abends bei Dennis zu klingeln, den ich ja eigentlich gar nicht so richtig kannte. Vielleicht mussten seine Eltern morgen auch arbeiten und ich weckte sie jetzt? Vielleicht musste Dennis ja auch arbeiten und ich würde ihn wecken. Ich wusste schließlich überhaupt nicht, was er neben dem Kiffen und der Musik sonst so machte. Doch ich hatte irgendwie die leise Hoffnung gehabt, dass er wissen würde, was mit Tim sein könnte. Schließlich war er sein bester Freund und beste Freunde erzählten sich ja für gewöhnlich alles.

Noch bevor ich zu einem Entschluss kommen konnte, wurde mir meine Entscheidung jedoch abgenommen, da sich plötzlich die Tür öffnete. Ich fuhr erschrocken herum und sah in das amüsierte Gesicht von Eike, Dennis' Bruder.

"Luisa", begrüßte er mich mit zwei Bierflaschen in der Hand und hielt mir grinsend eine davon entgegen.

"Eike", murmelte ich etwas fragend und nahm das Bier verwirrt an.

"Du willst doch bestimmt zu Dennis, oder? Oder warum stehst du sonst schon seit", er sah kurz grinsend auf seine Uhr und dann wieder zu mir. "Zehn Minuten vor unserer Tür?"

"Ähm... ich- was? Warum?", stammelte ich völlig verwirrt, doch Eike lachte nur wieder amüsiert auf und trat aus der Tür heraus, damit ich rein kommen konnte.

"Ich war gerade im Wohnzimmer und hab 'ne Serie geguckt und plötzlich standest du vor dem Fenster. Nach zehn Minuten wollte ich dich dann endlich erlösen. Komm doch rein!"

"Wie nett von dir", gab ich mit knallrotem Kopf ironisch zurück und streifte mir meine Schuhe ab. Eike lachte wieder und zuckte mit den Schultern.

"Du hast die Wahl: entweder du gehst jetzt hoch zu Dennis oder du guckst dir mit mir 'Malcom Mittendrin' an."

"Klingt sehr verlockend, aber ich muss Dennis etwas Wichtiges fragen."

"Denk an mein Angebot", sagte er noch einmal grinsend mit einem Augenzwinkern und schlenderte dann wieder ins Wohnzimmer, was aber mehr einem Torkeln ähnelte. Schien wohl nicht sein erstes Bier sein.

Ich atmete einmal tief durch und sah mich dann kurz um. Unten war die Wohnung noch schwach beleuchtet, doch, wie es von hier aussah, in den oberen Etagen nicht. War Dennis überhaupt noch wach? Hoffentlich... Schließlich hatte Eike nichts, was dagegen sprach, erwähnt.
Also ging ich einfach mit dem Bier in der Hand durch das Treppenhaus nach oben in den obersten Stock und blieb einen kurzen Moment vor der Tür stehen, ehe ich zaghaft anklopfte.

"Komm ruhig rein, Eike", war die Antwort, die von Dennis aus dem Zimmer kam und er klang nicht wirklich so, als hätte er gerade geschlafen. Also atmete ich noch kurz durch, legte dann meine Hand auf die Türklinke und drückte sie zaghaft runter. Als ich in das Zimmer hereinkam, stand ich direkt in einem leichten Nebel und der komplette Raum roch nach Marihuana. Ich musste meine Augen ein paar Mal leicht zusammen kneifen, um zu erkennen, dass Dennis mit normalen Klamotten auf seinem Bett lag und ganz entspannt einen Joint rauchte, doch als er mich sah, setzte er sich sofort verwirrt auf und sah mich fragend an.

"Doch nicht Eike", stellte er verwirrt fest und ließ seinen Blick einmal über mich schweifen. Er blieb bei meinem Bier hängen, was er grinsend zur Kenntnis nahm und bedeutete mir dann, mich zu ihm aufs Bett zu setzen. Genau das tat ich dann auch, trank noch einen Schluck von dem Bier und sah dann etwas eingeschüchtert wieder zu Dennis.

"Was gibt's, Luisa?", fragte er dann und sah mich total verwirrt an.
Die Situation war irgendwie total komisch, denn ich kannte ihn schließlich gar nicht richtig und war jetzt auch das erste Mal mit ihm alleine. Doch es ging schließlich um Tim. Also fragte ich, weil Dennis mich schon mit seinem fragenden Blick löcherte, ob er eventuell wusste, was mit ihm ist und ob er vielleicht bei ihm gewesen sein könnte.

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