Kapitel 107: Es führt kein Weg zurück

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Der Rest der Woche bestand weiterhin förmlich nur aus Hochs und Tiefs. Während ich zuerst eine meiner Klausuren mit einer Zwei wiederbekommen hatte, hörte ich dann, als ich nochmal bei Dennis war, Jennis Stimme durch das ganze Haus schallen, woraufhin ich fast direkt wieder aus dem Fenster gesprungen wäre, um ganz schnell ganz woanders zu sein. Dann lief es mit Tim wieder richtig gut und ich verbrachte meine freie Zeit fast dauerhaft nur bei ihm oder er auch bei mir, weil meine Eltern ihn auch unbedingt wieder sehen wollten.
Im nächsten Moment hatte er jedoch auch noch keine Idee Jenni irgendwie auszuladen und sie behandelte mich in der Schule nicht anders als sonst auch, weshalb ich bezweifelte, dass sie mit ihrer Beziehung zu Eike irgendetwas plante. Sie ignorierte mich hauptsächlich, manchmal bemerkte ich jedoch trotzdem, wie sie mich während des Unterrichts weiterhin beobachtete.
Weiter hatte ich manchmal ziemlich stark das Gefühl, dass ich Tim anlügen würde, da ich ihm nichts von dem Gespräch mit meiner Mutter erzählte und ertappte mich viel zu oft dabei, wie ich ihn einfach nur ansah und nachdachte, ob dieser Mensch wirklich seine Mutter einfach nicht mehr besuchen würde, obwohl es ihr so schlecht ging oder was es sonst für Gründe haben könnte, warum er mir nichts von ihrem jetzigen Zustand gesagt hatte.
Später in der Woche bekam ich dann auch noch eine Vier in Mathe wieder und Tim war an dem Tag nicht mal dort, um sich mein Jammern anzuhören. 

Im Großen und Ganzen war diese eine Woche viel zu nervenaufreibend und ich hätte am Liebsten das komplette Wochenende nur im Bett verbracht, um mich irgendwie auszuruhen und vor allen Problemen wegzurennen, doch so viel Glück hatte ich natürlich nicht. Stattdessen stand ich den kompletten Samstag bei Tim in der Wohnung herum und versuchte ihm irgendwie dabei zu helfen alles vorzubereiten, wobei ich jedoch die meiste Zeit nur im Weg war. Als er mir dann auch noch erzählte, dass Jenni höchst wahrscheinlich kommen würde heute, wäre ich am Liebsten wieder nach Hause gegangen. Doch jetzt konnte ich Tim ja auch nicht mehr im Stich lassen, denn er war schon mehr als aufgeregt wegen der Party, vor allem, weil immer mehr Leute im Vorraus gefragt haben, ob sie noch Freunde mitbringen könnten und der Platz jetzt vermutlich nie im Leben ausreichen würde.

Die Zeit ging viel zu schnell rum, Tim und ich hatten nicht einmal eine Minute für uns alleine, und plötzlich stand ich in einer Menge von mehreren Leuten, die ich alle nicht kannte. 
Es fing alles eher harmlos an. Die ersten Leute, die kamen, sahen noch wirklich echt nett und freundlich aus und ihre Namen hatte ich sogar noch behalten, Tim und Ben, doch ab da wurde es immer schwieriger. Es kamen immer mehr Leute, Tim kam gar nicht mehr dazu mir auch nur irgendwen vorzustellen und ich erkannte kein mir bekanntes Gesicht. Dadurch, dass die Hälfte der Leute hier sowieso zu Luis gehörten, wurde es immer voller und ich verlor ziemlich schnell den Überblick. Als dann auch noch Tim verschwunden war, wusste ich absolut gar nicht, was ich tun sollte. Wo waren die Leute, die ich kannte? Wo war Dennis? Wo Elmar? Wo Eike- obwohl, nein, wenn er mit Jenni käme, und davon ging ich mittlerweile aus, wollte ich ihn gar nicht sehen. Aber was war mit Ben und Tim vom Anfang? Die waren auch direkt verschwunden, dabei war die Wohnung doch gar nicht so groß! Lediglich zu voll...

Nachdem ich ein paar Minuten etwas verloren in Tims und Luis' Wohnzimmer rumgestanden hatte und nicht wusste, wo ich hin sollte, war ich einfach mal in die Küche geschlendert, in der Hoffnung, dort jemand mir Bekannten zu treffen und tatsächlich sah ich dort auch endlich Elmar an der Küchentheke stehen, wie er sich gerade mit zwei Leuten unterhielt und sich dabei irgendein Getränk mischte. Aufatmend ging ich auf ihn zu, weil ich Tim immer noch nicht wiedergefunden hatte und tippte ihn von hinten vorsichtig an.

"Hey Elmar", begrüßte ich ihn lächelnd, als er sich fragend umdrehte. Direkt breitete sich auf seinem Gesicht ein fettes Grinsen aus und er stellte kurz sein Getränk ab, um mich strahlend in seine Arme zu schließen.

"Hi! Da bist du ja!", begrüßte er mich ebenfalls und zog mich in den Kreis zu seinen Gesprächspartnern und dann erkannte ich auch, dass einer davon tatsächlich Ben vom Anfang war. "Leute, das ist Luisa und sie kann ziemlich gut saufen" stellte er mich vor. Leicht empört drehte ich mich zu ihm und sah ihn an, ob er mich verarschen wolle, doch sowohl er als auch die anderen beiden lachten nur auf, weshalb ich es dann auch bleiben ließ, mich wieder der Runde zuwandte und dabei zuhörte, wie Ben dem anderen der Jungs gerade etwas erzählte, von dem ich den Namen gar nicht kannte. Dabei fiel mir direkt auf, wie rau Bens Stimme war und dass sie sich total ungewöhnlich anhörte, weshalb ich gar nicht aufhören konnte, ihm zuzuhören, weil ich sie so außergewöhnlich fand.

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