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Wir kommen auf der Lichtung an. Ach, wie ich diesen Platz liebe! Niemand ist hier um uns vorzuschreiben wie wir uns zu verhalten haben, wir können Kinder sein! Kili haben wir diesmal auch mitgenommen. "Ich will fangen spielen!", ruft Kili. Sofort beginnen wir uns gegenseitig über die Wiese zu jagen. Fili und ich laufen extra langsamer, damit wir auch Kili eine Chance hat. Nach einer Weile lassen wir uns lachend ins Gras fallen. Kili schaut mich flehend an und ich weiß sofort was er will. Schnell hole ich meinen Bogen und einen Satz Pfeile aus unserer "Waffenkammer", welche aus einem hohlen Baumstamm besteht. Ich hänge ihm den Köcher um und drücke ihm den Bogen in die Hand. "Wenn du den Baum triffst, darfst du den Bogen so oft benutzen wie du willst!" Das gibt ihm einen Ansporn. Kili nickt begeistert und gibt sein bestes. Nach einer Weile holt Fili unsere Schwerter, welche wir vor ein paar Tagen von Thorin bekommen haben und wir versuchen seriös und richtig zu Üben. Kili läuft immer wieder in den Wald um die verschossenen Pfeile zu suchen. Plötzlich kommt ein verzweifelter Schrei aus Kilis Richtung.  Alarmiert springen wir auf und sprinten in die Richtung aus der der Schrei kam.

Wieder ein Hilferuf. "KILI!!!" Fili rennt noch schneller, während ich versuche mitzuhalten. Verdammt ich bin zu langsam!  Wir flitzen zwischen ein paar Bäumen durch  - und bleiben vor einer Gruppe Orks stehen. Ich habe noch nie zuvor in meinem Leben Orks gesehen, aber schon viel von ihnen gehört. Doch sie sehen noch schlimmer aus, als ich sie mir vorgestellt habe. Narben und Geschwülste ziehen sich über ihre graue runzelige Haut, offene eitrige Wunden, an denen normale Menschen sicherlich schon gestorben wären zieren ihre Gesichter und die gelben schiefen Zähne ragen schief aus ihren stinkenden Mäulern. Zerfetzte, rostige Rüstungen bedecken ihre riesigen Körper. Ein Grollen ertönt aus der Kehle eines besonders großen Orks als sie ihren Kreis enger um Kili schließen. Ich sehe Fili in die Augen.

Ohne jegliche richtige Kampferfahrung stürzen wir mit lautem Geschrei auf die Kreaturen zu und versuchen sie mit unseren Kinderschwertern auf irgendeine Weise zu verletzten. Was wir nicht bedacht haben ist:

a) Die Orks haben auch Waffen

b) Sie sind in der Überzahl

c) Sie sind mindestens 50 Mal so stark wie wir.

Verzweifelt versuchen wir Kili von hier wegzubringen und nebenbei noch zu überleben. "KILI LAUF!! HOL HILFE!!", brülle ich ihm über den Lärm hinweg zu. Ich sehe die unsagliche Furcht in seinen braunen Kinderaugen aufblitzen, doch er reagiert sofort und rennt los. Ein Ork will ihm hinterher, doch ich schwinge mein Schwert. Ich erwische das Knie des Orks. Dieser brüllt auf und sinkt auf sein anderes Knie. Instinktiv hebe ich meine Waffe und ramme sie in seine Brust. Das Schwert versinkt im Fleisch, es ergibt ein furchtbares Geräusch. Erschrocken weiten sich meine Augen und ich lasse perplex das Heft des Schwertes los. Blut fließt in Strömen aus der Wunde des Orks, ich kann in seinen Augen sehen wie das Leben in ihm schwindet. Ich habe jemanden ermordet! Das sind die einzigen grausamen Gedanken, die in meinem Kopf umherschwirren. Ich habe ihn umgebracht. Ich bin ein Mörder! Der tote Körper vor mir sackt in sich zusammen und bleibt reglos liegen, die augen starr in den Himmel gerichtet. Meine Hände beginnen zu zittern, während ich auf die Leiche starre. Gebrüll holt mich in die reale Welt zurück. Mit einem ekligen Schmatzen lässt sich das Schwert aus dem Körper ziehen. Hektisch sehe ich mich nach Fili um. Drei Orks umzingeln ihn. Den vierten habe ich ja umgebracht.

Einer der Orks, er steht mit dem Rücken zu mir, holt zu einem tödlichen Schwerthieb aus. Ich renne so schnell ich kann los und versenke die Klinge in seinem Rücken. Ein weiteres schmatzendes Geräusch erklingt, der Ork geht zu Boden. Wieder kehren die grausamen Gedanken zu mir zurück. Ich bin froh ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Die beiden verbliebenen Orks haben sich schneller von dem ersten Schock gefangen als Fili und ich. Der Ork, der auf mich losgeht erwischt mich mit einem langen gezackten Dolch am Arm, die Zinken reißen eine große Wunde in mein Fleisch. Zum Glück war es nicht mein Schwertarm! Ich spüre den Schmerz nur gedämoft dank dem Adrenalin, das durch meine Adern schießt. Und doch reicht dieser leichte Schmerz aus um meine Panik in Wut zu verwandeln. Ich packe mein Schwert festen und renne mit doppelt so hoher Geschwindigkeit wie vorhin auf das Vieh zu. Doch bevor ich den Ork erreiche ertönt ein Schrei direkt neben mir. Meine Augen weiten sich geschockt, als ich sehe, wie die Klinge der anderen wiederlichen Kreatur in Filis Körper versinkt.

Blut flirßt aus der klaffenden Wunde. Ich vergesse alles um mich herum, lasse mein Schwert fallen und laufe so schnell mich meine Füße tragen können zu meinem besten Freund der schwer verwundet zu Boden sinkt. Ich knie mich zu Fili, lege seinen Kopf auf meinen Schoß und betrachte die Wunde genauer. Das Blut läuft ununterbreochen aus der Verletzung an seiner rechten Schulter. Die Orks stürmen mit erhobenen Schwertern auf uns zu. Ich schließe die Augen. Lehne mich schützend über Fili. Warte auf den tödlichen Schwerthieb. Doch der kommt nicht. Vorsichtig öffne ic die Augen wieder und sehe wie Thorin mit Frerin und Dwalin den restlichen zwei Orks das Leben auslöscht. Erleichtert atme ich auf. Ein schmerverzerrtes Stöhnen lässt meine Aufmerksamkeit sofort wieder auf Fili lenken. "Sh, alles gut, es ist alles gut! Thorin ist da. Du wirst wieder !" Beruhigend rede ich weiter auf Fili ein, doch mein Arm meldet sich wieder, da nun das Adrenalin wieder nachlässt. Durch den Blutverlust wird mir fast schwarz vor Augen. Ich spüre wie ich aufgehoben werde. Mit einem letzten Blick auf Fili umfängt mich die Dunkelheit.

I belong with my love (Fili ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt