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Sanfte Sonnenstrahlen dringen durch das geöffnete Fenster in das Kinderzimmer. Draußen singen einige Vögel ihr Morgenlied und in dem kleinen Bett liegen zwei Zwerglinge friedlich schlafend. Der kleine Junge hat seinen Arm um das Mädchen gelegt. Auf den Gesichtern der beiden liegt ein friedlicher Ausdruck.

Fili P.O.V.:

"Fili da bist du ja!" Verschlafen reibe ich mir über die Augen. Ich sehe wie meine Mutter mit Tränen in den Augen auf mich zuläuft. Ich erinnere mich an die gestrige Situation. "Ist Kili wieder da?", frage ich vorsichtig. Dis lächelt mich an. "Ja er ist zu Hause und schläft, es war ziemlich viel für ihn gestern." Ich nicke. Die Erleichterung fällt mir wie ein ganzer Berg vom Herzen. Neben mir setzt sich Cadrina auf. "Hallo Dis. Was machst du hier?", fragt meine beste Freundin, während sie sich den letzten Rest Schlaf aus den Augen wischt. "Diese Frage sollte ich wohl eher Fili stellen", meint meine Mutter. "Fili, ich war krank vor Sorge, zuerst läuft Kili weg und dann auch noch du! Mach das nie wieder!", schimpft mich Mama doch zum Schluss nimmt sie mich in den Arm. "Tut mir leid Mutter, ich habe nur jemandem davon erzählen müssen, sonst wäre ich geplatzt!" Ein lautes Lachen ertönt von der Tür her. Mein Onkel Frerin steht im Türrahmen, sichtlich amüsiert über meine Aussage.

Wenig später sitzen wir alle um den Tisch bei Cadrina zu Hause versammelt. Cadrina und ich frühstücken, während die Erwachsenen sich leise unterhalten. Mir wird es bald zu langweilig und ich beginne Cadrina mit Essen zu bewerfen. Die lässt das natürlich nicht auf sich sitzen und wirft sofort lachend zurück. Schnell artet die Aktion zu einer Essensschlacht aus, die von den anderen jedoch gleich wieder beendet wird. "Wo war Kili eigentlich?", will ich wenig später von meiner Mutter wissen. Dis seufzt, wieder füllen sich ihre Augen mit Tränen. "Kili ist eurem Vater in die Schlacht gefolgt. Onkel Thorin konnte ihn wieder zurückbringen." Leise kullert eine Träne ihre Wange hinunter, bleibt aber in ihren braunen Bartstoppeln hängen. "Mama warum weinst du, es ist doch niemandem etwas passiert, oder?", frage ich leise. Mutter schüttelt ihren Kopf. Die Tränen rinnen nun unaufhörlich über ihr Gesicht. "Fili, du musst jetzt stark sein. Dei-Dein Vater ist t-tot mein Sohn", bringt Dis noch schluchzend heraus, ehe sie von Weinkrämpfen geschüttelt wird.

Cadrinas Mutter umarmt Dis, Onkel Frerin redet beruhigend auf mich ein und Cadrina schenkt mir mitleidige Blicke. Und ich, ich sitze nur da und versuche die schreckliche Nachricht zu verarbeiten. Plötzlich wird mir alles zu viel. Der Lärm der Anderen wird mir zu laut, die Leute werden mir zu viel, die Blicke unerträglich. Ich springe auf und renne so schnell mich meine kleinen Beine tragen können aus dem Haus, in den Wald hinein. Tränen verschleiern meine Sicht, wegen dem Schluchzen geht mir im Laufen bald die Luft aus. Ich erreiche meinen Lieblingsbaum. Ich klettere ihn hinauf setze mich auf eine große Astgabel, welche von vielen Blättern umgeben ist, fast wie eine Höhle. Von außen sieht man einen nicht. Jetzt hocke ich auf meinem Baum und schluchze leise vor mich hin.

"Fili?", höre ich von unten eine helle Stimme rufen. Ich weiß, dass es Cadrina ist. Es ist definitiv ihre Stimme und außerdem kennen nur wir zwei diesen Ort. "Ja?", krächze ich leise zurück. Meine Stimme klingt brüchig. Wie lange habe ich geweint? Eine Stunde? Zwei? Ich weiß es nicht. Cadrinas roter Lockenschopf erscheint zwischen dem grünen Laub. Als ihre grünen Augen mein verweintes Gesicht erblicken, klettert sie schnell zu mir herüber und nimmt mich wortlos in den Arm. Wir verweilen für einige Zeit so. "Versprichst du mir etwas?", frage ich Cadrina plötzlich. "Natürlich, was denn?", gibt das Mädchen verwundert zurück. "Du darfst nie vor mir sterben und mich nicht alleine lassen!" "Ich verspreche es dir, aber am besten wir sterben einfach gar nicht!", sagt meine beste Freundin.

Irgendwann machen wir uns wieder auf den Rückweg. Wir schweigen, was bei uns eigentlich untypisch ist, doch aufgrund dieser Situation, ist es angebracht. Als wir bei meinem Haus ankommen und eintreten, läuft mir mein kleiner Bruder freudig entgegen und wirft sich in meine Arme. "Kili!", rufe ich erfreut. "Tu das nie wieder, ja? Du bist doch mein kleiner Bruder und ich kann nicht zulassen, dass dir etwas geschieht." Kili kuckt mich mit seinen großen braunen Augen an und nickt.

Einige Tage sind nun vergangen, seit ich die Nachricht vom Tod meines Vaters bekam. Heute findet die Beerdigung statt. Alle haben sich in einer großen Halle versammelt, die Leiche meines Vaters liegt auf einem steinernen Tisch in der Mitte des Saales. Er sieht nicht tot aus, es ist so als würde er schlafen. Ein friedlicher Ausdruck ziert sein Gesicht. Ich höre nicht zu was, die anderen reden, doch es wird etwas in der Art sein: Er war eine großer Krieger, ein liebevoller Vater,... Ich schwelge in Erinnerungen an ihn.

Flashback:

"Fili!", ertönt die tiefe Stimme meines Vaters. Kurz darauf erscheint auch seine große Gestalt vor mir. "Was ist denn, Vater?", frage ich neugierig. "Ich habe ein Geschenk für dich." Er zieht ein kleines Schwert hinter seinem Rücken hervor. Freudestrahlend nehme ich das Schwert, Es ist schwer, doch ich kann es halten. "Danke Vater!", rufe ich erfreut. Dann zeigt er mir die Grundlagen. Wie man das Schwert hält, wie man es schwingt, Schläge pariert und noch vieles mehr. Ich sehe, wie meine Mutter mit Kili auf dem Arm, Onkel Thorin, und Onkel Frerin in der Tür stehen und uns lächelnd zusehen. "Schaut mal ich hab ein richtiges echtes Schwert bekommen!", rufe ich stolz und halte die Waffe in die Luft. Das Lächeln der drei wird breiter. Man erkennt nun noch mehr, dass sie Geschwister sind. Ich drehe mich wieder um und sehe in das Gesicht meines Vaters, Stolz grinst er mich an, dann küsst er kurz meine Stirn.

Flashback Ende

Mein Vater wird in einen steinernen Sarg gelegt. "Nein, nein!", ich schreie und weine, will zu meinem Vater laufen, ihn an der Schulter rütteln, sagen, dass er doch endlich aufwachen soll. Ich brauche ihn doch! Doch Onkel Thorin hält mich zurück. Ich weine weiter und weiter, während der Sarg verschlossen wird. Auch noch als alle die Halle verlassen haben, stehe ich vor dem Sarg, Tränenbäche stürzen meine Wangen hinab. "Warum, Vater? Warum lässt du uns alleine?", schluchze ich. "Du bist nicht alleine. Wir passen aufeinander auf und beschützen uns. Fili wir werden deinen Vater in Ehren halten, doch das Leben geht weiter", ertönt Onkel Thorins Stimme hinter mir. Heulend werfe ich mich in seine Arme. Mein Onkel hebt mich auf und trägt mich aus der finsteren Halle.


I belong with my love (Fili ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt