So schnell unsere Ponys uns tragen können reiten Thorin und ich nebeneinander her. Die wenigen Zwergen denen wir in der Nähe der Stadt auf den Wegen begegnen weichen panisch aus, doch wir können keine Rücksicht auf sie nehmen, denn Fili's Leben steht auf dem Spiel! Verzweifelt treibe ich mein Pony noch weiter an, doch Thorin hält mich auf. „Es bringt nichts deinem Pony jetzt schon all die Kraft zu rauben, sonst schaffen wir weder den Rückweg noch überhaupt bis ans Ziel zu gelangen", erklärt er mir. Wir zügeln das Tempo unserer Tiere auf Tölt und so trotten wir nebeneinander her. „Du hast gut gekämpft", durchbricht der König die Stille, welche davor nur von Hufgetrappel übertönt wurde. „Aber nicht gut genug. Ich wurde am Arm verletzt und ich konnte Fili nicht helfen", meine ich niedergeschlagen. „Na hör mal! Du hast Kili gerettet und dafür, dass du zum ersten Mal Orks gesehen und gegen sie gekämpft hast, hast du dich gut und lange geschlagen!", erwidert Thorin. Und was hat Fili davon? Trotz dieses Gedankens lächle ich den Zwerg neben mir an. Nach einiger Zeit sehe ich etwas weiter vor uns etwas oder jemanden mit einem komischen Humpeln die Straße überqueren. Dazu höre ich ein leichtes Grunzen. Ein gottverdammter Ork! Aber nein es ist nicht nur einer, nun kreuzen 4 weitere dieser Mistviecher unseren Weg! Eine unbändige Wut macht sich in mir breit. Diese widerwärtigen Kreaturen haben Fili fast ermordet, die lasse ich nicht am Leben, sie werden dafür bezahlen, was sie ihm angetan haben! „Oh die mach ich fertig!", murmle ich böse.
Thorin hält mich nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag auf. „Nein!", zischt er leise. Wütend starre ich ihn an. „Warum? Sie sollen dafür bezahlen was sie getan haben!", zische ich genauso leise zurück. „Wenn wir uns jetzt in einen Kampf stürzen, verschwenden wir Zeit. Zeit die wir nicht haben und die Fili das Leben kosten könnte!" Deprimiert gebe ich mich geschlagen. Wir warten bis wir außer Seh- und Hörweite der Orks sind und machen uns nun noch schneller auf. Verdammt! „Thorin, was ist wenn die Orks nochmal zu Hause angreifen?", rufe ich entrüstet. „Dwalin und die Wachen werden wohl mit fünf Orks klarkommen, wenn es nicht so wäre, wäre das wohl eher besorgniserregend", meint der Zwerg leicht schmunzelnd. Der muss Dwalin ja sehr vertrauen, dass er das so gelassen nimmt.
Ohne viel Rast reiten wir den restlichen Tag und die Nacht durch. Am nächsten Tag ungefähr um die Mittagszeit kommen wir im Nachbardorf an. Würde es nicht um das Leben meines besten Freundes gehen, würde ich alles bestaunen und genauer unter die Lupe nehmen, aber jetzt laufe ich nur neben Thorin her, während ein fremder Zwerg uns zum Ältesten führt. Ich muss ziemlich rennen um mit meinen kurzen Beinen Schritt halten zu können. Wenig später stehen wir vor einem sehr alten Zwerg, sein langer, sonst schneeweißer Bart weißt noch ein paar graue Strähnen auf und ist in die interessantesten Richtungen geflochten, ebenso wie seine Haare. „Wobei kann ich euch helfen?", fragt er freundlich mit einer kratzigen alten Stimme. Noch bevor Thorin antworten kann, melde ich mich zu Wort. „Bitte, Sie müssen sofort mit uns kommen! Mein bester Freund liegt im Sterben, weil da waren Orks und sie wollten Kili angreifen aber Fili und ich haben sie aufgehalten und wir haben sie lange bekämpft, aber sie waren so viele und ich habe Fili kurz aus den Augen verloren und dann wurde er verletzt und dann ist er einfach hingefallen und....." „Jetzt beruhige dich mal!", wird mein Redeschwall von Thorin unterbrochen. Ich schließe meinen Mund und sage kein Wort mehr, während Thorin dem Ältesten die Situation schildert. Ich war noch gar nicht fertig mit dem Erzählen.
Nachdem wir etwas zu essen bekommen haben und noch ein wenig gerastet haben, machen wir uns mit dem Ältesten auf einem Wagen im Schlepptau wieder auf den Weg nach Hause. Die Reise verläuft ereignislos. Thorin reitet voran, ich bleibe hinter dem Wagen und bilde die Nachhut, während der Älteste im Wagen am Gegenmittel herumwerkelt. Einen Tag später kommen wir wieder zu Hause an. Ich springe von meinem Pony, lasse es einfach stehen und sprinte los Richtung Haus der Heiler. In den letzten Stunden wuchs meine Sorge mit jedem Schritt den wir weiter nach Hause kamen. Atemlos komme ich in Fili's Zimmer an. Was ich da sehe raubt mir den Atem. Tränen steigen mir in die Augen und beginnen unaufhörlich über mein Gesicht zu strömen. Ich fühle einen Schmerz tief in mir. Ihn so zu sehen lässt mich zerbrechen. Fili liegt im Bett, sein Brustkorb hebt und senkt sich fast unmerkbar. Sein Gesicht ist eingefallen und leichenblass. Ich greife nach seiner Hand, doch zuerst zucke ich zurück. Seine Hand ist kalt. So eiskalt. Ich kann nicht mehr. Heulend und schluchzend lasse ich meinen Kopf auf die Matratze neben seiner Schulter fallen und heule alles voll. Plötzlich vernehme ich ein leises Flüstern. „Cadrina" Mit verheulten Augen blicke ich zu Fili. Seine Augen sind geschlossen, er scheint noch immer in seinen Fieberträumen zu wandeln.
Der Älteste trifft ein. Als er Fili erblickt, wechselt sein Gesichtsausdruck von leicht besorgt zu bestürzt. „Holt mir ein paar Heiler! Und bringt das Mädchen hinaus!" Wie mich rausbringen? Warum? Ein Heiler nimmt mich am Arm und zieht mich Richtung Tür. Nein! Ich muss bei Fili bleiben! Fili! FILI! „FILI!", schreie ich wild um mich tretend. Die Tränen fließen wieder in Strömen. Schließlich werde ich vor die Türe geschoben und rutsche weinend an ihr hinunter. „Aber ich muss doch bei Fili bleiben", flüstere ich tonlos.
Ich weiß nicht weil lange ich schon hier sitze. Doch mit der Zeit tropfen immer weniger Tränen auf meine Knie, welche ich so nahe ich konnte an meinen Körper gezogen habe. Irgendwann starre ich nur noch vor mich hin. Plötzlich berührt eine kleine Hand meine Wange. Erschrocken schaue ich auf und sehe Kili vor mir stehen. Er sagt nichts, tut nichts. Er sieht mir einfach nur in die Augen. Dann beginnt er langsam mit seinen kleinen Händen die Tränen von meinem Gesicht zu wischen. Als er damit fertig ist, setzt er sich neben mich.
„Wird er sterben?", fragt er plötzlich. Ich drehe meinen Kopf um zu ihm sehen zu können. Tränen glitzern in seinen großen braunen Rehaugen. Ich öffne meinen Mund, schließe ihn wieder. Nein, ich kann es nicht, ich kann es ihm nicht sagen. Ich kann ihm das nicht antun, außerdem weiß ich nicht einmal ob es stimmt. Aber vor allem wurde es mich komplett zerbrechen, dieses einfache Wort in diesem Zusammenhang auszusprechen. Schlussendlich schüttle ich den Kopf. „Nein. Nein er wird nicht sterben. Das würde er uns nie im Leben antun. Er würde uns nie alleine lassen." Kili nickt und richtet seinen Blick wieder nach vorne. Und jetzt? Jetzt warten wir. Wir sitzen für Stunden einfach auf dem kalten Steinboden und warten. Ich bete zu Durin, dass er mir nicht meinen besten Freund nimmt. Ich bete lange. So lange.
Und nach einer Ewigkeit von warten, gefüllt mit bedrückendem Schweigen und stillen Gebeten, öffnet sich die Türe wieder. Der Älteste tritt heraus. Gespannt starre ich ihn an. Als er mich erblickt, sieht er mich zuerst lange an. Schließlich verzieht sich sein Mund unter dem Bart, fast unmerklich, zu einem kleinen, einem klitzekleinen Lächeln. Sofort springe ich auf und renne ins Zimmer. Und dort liegt er. Mein Fili! Er liegt in seinem Bett und sieht mich mit seinen tiefblauen Augen an. Und schließlich - schließlich lächelt auch er mir entgegen. Ich kann die Tränen nicht zurückhalten und werfe mich heulend in seine Arme. Ich weine zurzeit definitiv zu viel! „Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein!" „Das werde ich nicht. Nie wieder."
DU LIEST GERADE
I belong with my love (Fili ff)
FanfictionFili und Cadrina sind seit sie kleine Zwerglinge waren unzertrennlich. Sie verbringen jede freie Minute zusammen und die verschiedensten Erlebnisse und Erfahrungen prägen sie, während sie auf der Suche nach Abenteuern die blauen Berge durchstreifen...