4. Kapitel

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Vogelgezwitzscher weckte mich am nächsten Morgen und sobald ich richtig wach war, verwandelte ich mich in einen Raben und flog auf der Höhe der Baumwipfel weiter. So musste ich mich darauf konzentrieren, nicht an Zweigen hängen zu bleiben oder dagegen zu fliegen und konnte nicht so viel über Mutter und Rose nachdenken und, ob sie sich schon Sorgen machten.

Ich weiß nicht, wie lange ich flog, aber ich hatte den zehnkilometer-durchmesser locker gesprengt. Ich würde sowieso Ärger bekommen, wenn ich zurück kam, also was sollte es?

Ich war nur einen Moment unachtsam und prompt knallte ich gegen einen Baum und landete mit verrenkten Vogelgliedern auf dem Boden. Verwandeln! schnell! Aber mein Körper gehorchte mir gerade nicht.

Und deswegen sah ich die Soldaten zum ersten Mal Kopfüber.

Oder eher das ganze Lager. Bestimmt zwei dutzend kleinere Zelte standen im Kreis um ein großes. Um dem Lager Platz zu schaffen, waren mindestens dreißig kleine und große Bäume gefällt worden, die am Rand zu einem riesigen Stapel aufgeschichtet worden waren.

Zwei Soldaten, die offenbar Wache schieben sollten, saßen vor einem Zelt und spielten Karten. Ein Dritter, kam in diesem Moment aus dem Zelt hinter den beiden und gesellte sich dazu.

Mein Vogelherz pochte heftig und panisch in meiner Brust. Was machten die hier? Menschen hatten in diesem Wald nichts verloren!

Ich schaffte es endlich, mich auf zu setzen und ging hinter dem Baum, gegen den ich vorher geknallt war, in Deckung. Wenn ich mich jetzt in meine normale Gestalt verwandelte, dann würden sie mich mit Sicherheit sehen.

Ich sah hoch und wollte zum Sprung in die Baumkrone ansetzen, da erstarrte ich.

Ich war nicht die einzige, die die Soldaten beobachtete.

Oben im Baum hockte ein Junge, ungefähr in meinem Alter und der Kleidung und dem Kopftuch nach zu schließen, war er ein Seher.

Es durchzuckte mich eiskalt. War ich wirklich so weit weg von meinem Heimatdorf? Die Seherbezirke begannen ein ganzes Stück weiter westlich unseres Dorfes.

Ich flatterte kuzentschlossen auf den Baum und setzte mich auf einen Ast nahe dem Seher. Er warf mir nur einen kurzen Blick zu, bevor er weiter die Soldaten beobachtete. Ob er spürte, dass ich kein normales Tier war? Wenn, dann lies er sich nichts anmerken.

Die zwei Karten spielenden Soldaten vor dem Zelt begannen zu streiten. Ich verstand nicht alles, aber offensichtlich hatte der eine wohl betrogen oder so ähnlich. Der dritte Soldat versuchte halbherzig zu schlichten.

Die Auseinandersetzung schaukelte sich hoch und als es beinahe zur Schlägerei kam,  verlagerte der Seher auf dem Baum leicht sein Gewicht und das war ein Fehler. Der eine Zweig, an dem er sich festhielt, brach ab und der Seher hatte keinen Halt mehr. Er versuchte noch sich am Stamm des Baumes fest zu halten, aber seine Finger verfehlten die Rinde um Haaresbreite und er stürzte mit dem Kopf voran vom Baum. Ich war zu geschockt und zu langsam, um helfen zu können und so konnte ich nur zusehen, wie er auf dem Waldboden landete - direkt vor den streitenden Soldaten, die verdutzt ihre Diskussion beendeten.



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