13. Kapitel

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Draußen wurden erschrockene Ausrufe laut und Szaran und Seg (mit dem Szaran gerade in der  Hütte abgewaschen hatte) stürzten nach draußen.

Der, der so einen Tumult machte war Novan, der aus dem Wald kam (die Ausgangssperre war bedingt aufgehoben wurden) - Blutüberströmt.

Gestaltenwandler stürzten herbei und umringten ihn, brachten Verbände und Wasser.

Szaran und Seg näherten sich ebenfalls dem Geschehen.

„Was ist denn nur passiert Novan? Warum wart Ihr alleine da? Wir hatten angenommen, die Soldaten wären weitergezogen und keine Gefahr mehr.", regte sich eine Frau vom Rat auf.

Novan winkte ab.

„Das waren nicht die Soldaten. Das...waren die Seher."

Ein Raunen und Tuscheln ging durch die Menge und noch weitere Gestaltenwandler gesellten sich dazu.

„Die Seher?", wiederholte ein Mann ungläubig, „Weshalb sollten sie so etwas tun? Gestern haben sie uns noch geholfen."

Ein paar Gestaltenwandler nickten.

„Ich verstehe es auch nicht.", versicherte Novan, „Aber... ach wenn es nur das wäre... Wenn nur ich ihr Opfer gewesen wäre..." Er verzog schmerzvoll das Gesicht.

„Was soll das heißen? Sprecht Novan!", verlangte Rose.

Rose!

Szaran hatte sie zuerst gar nichtgesehen.

Sie war gestern nach der Nachricht von Hills Tod wie ihre Mutter zusammengebrochen und seit dem hatte er sie nicht mehr gesehen.

Jetzt wirkte sie wieder gefasst, blass, aber Herr ihrer selbst.

Novan seufzte traurig. „Ich bin noch einmal alleine zurückgegangen, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass Hill von uns gegangen war und...", er stockte und in Szaran stieg wieder das verdammte Schuldgefühl hoch. Sie war tot, weil er nicht auf sie aufgepasst hatte.

„Sie war tatsächlich noch am Leben.", fuhr Novan fort.

„Was?", flüsterte Szaran und auch unter den Zuhörern wurde aufgeregtes Tuscheln laut.

Aber wo ist sie dann jetzt?, fragte sich Szaran im Stillen.

„Ich fand das Lager der Soldaten und befreite Hill.", berichtete Novan weiter, „..., aber... Auf dem Rückweg wurden wir von den Sehern überrascht. Ich dachte mir nichts dabei, aber dann griffen sie uns plötzlich an und..." Novan schloss schmerzerfüllt die Augen.

„Ich entkam knapp, aber ich konnte...ich konnte Hill... nicht mehr helfen. Sie haben sie niedergestochen."

Das Tuscheln unter den Gestaltenwandlern wog wieder auf und in Szarans Kopf wirbelten die Gedanken wirr durcheinander.

Hill war noch am Leben gewesen?

Was? Die Seher... hatten...

Warum? Das konnte nicht sein. Das ergab keinen Sinn.

Er sah zu Seg, der mit gerunzelter Stirn dastand, während die Gestaltenwandler laut diskutierten.

„Das kann nicht sein.", sagte einer.

„Warum sollten die Seher so etwas tun?", fragte ein anderer.

„Pah. Dieses Volk sieht vor lauter Visionen doch nicht mehr durch.", schnaubte ein älterer Gestaltenwandler, „Denkt doch nur an die Zukunftskriege."

Ein paar Gestaltenwandler nickten nachdenklich.

„So ein Quatsch.", flüsterte Seg Szaran ins Ohr.

Szaran drehte sich um und sah ihn verwirrt an.

„Die Seher, die damals Unruhegestiftet hatten, waren besessen gewesen, aber das Seher-Dorf, was uns gestern geholfen hat, war klar im Kopf. Was er erzählt, kann nicht stimmen. Die Seher sind in ihrer Feindansicht nicht sprunghaft.", erklärte er leise.

Szaran nickte.

Die Zukunftskriege hatten die Seher damals angefangen, weil sie (angeblich) eine Weltuntergangvision gehabt hatten und die und die Vorfahren derer, die ihrer Meinung nach dafür verantwortlich sein würden, gejagt hatten. Zwischendurch hatte es immer wieder ausgesehen, als würden die Seher ihren Irrtum einsehen, aber dann hatten sie wieder angegriffen – mit doppelter Härte und Brutalität. Als es den restlichen Völkern endlich gelungen war, ihre Tätigkeiten ein zu dämmen, hatte man herausgefunden, dass die Strahlung eines negativen Steins dieses untypische Verhalten hervorgerufen hatte. Dieser Stein wurde weggebracht und nun bewahrten ihn die Trolle tief in ihren Höhlen auf, wo ihn keiner mehr finden konnte. So hieß es zumindest, aber was... wenn die Soldaten den Stein genommen hatten und damit die Seher beeinflusst hatten, damit... damit die Hopeländer sich untereinander zerstritten.

Er sah Seg an und der schien das Gleiche zu denken.

„Und deshalb haben sie Hill auch bis dahin am Leben gelassen.", flüsterte Szaran.

„Und jetzt?", flüsterte Seg zurück.

„Was tuschelt ihr denn? Sagt mal laut, wenn's wichtig ist.", mischte sich Lea ein. Lea war die jüngste aus Szarans Familie und neben der Mutter das einzige weibliche Mitglied.

Szaran sah Seg an und Seg erhob die Stimme mühelos über die tuschelnden Gestaltenwandler. Sofort wurden sie ruhig.

RabenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt