9. Kapitel

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Die nächsten Tage arbeitete ich brav auf den Feldern mit und versuchte sogar zu nähen und zu stricken, was ich aber bald aufgab nachdem ich mir beim ersten um die zehn Mal in den Finger gestochen und Rose mich ausgelacht hatte.

Keine Frage, mir fehlte der Wald, aber ich wollte nicht noch einmal den Zorn des Rates auf mich ziehen, deshalb hatte ich mir auch fest vorgenommen, nicht nocheinmal während der Ausgangssperre in den Wald zu gehen.

Leider hielt dieser Vorsatz nicht sehr lange und das kam so:

Nach einem anstrengendem Arbeitstag auf den Feldern war ich froh, als schließlich Feierabend war und ich nach Hause konnte.

Rose und Mutter waren schon vor mir da, da die Schichten auf den Feldern am längsten dauerte, saßen am Tisch und unterhielten sich.

"... und deshalb hat der Rat beschlossen, dass eine Gruppe ausgewählter Vertreter unseres Volkes morgen zu dem Soldaten-Lager geht.", beendete Mutter gerade ihren Satz und Rose nickte.

"Was?", fragte ich alarmiert und setzte mich an den Tisch.

"Wenn du nicht so spät gekommen wärst, wüsstest du was los ist. Kannst du eigentlich auch mal pünktlich sein?", meckerte Rose.

Ich ignorierte sie und begann dafür zu essen.

"Wir haben noch einmal darüber nachgedacht, dass die Soldaten jetzt hier sind und haben beschlossen, Gesandte zum Lager zu schicken um ihre Ziele heraus zu finden.", erklärte Mutter geduldig.

Ich lies perplex meinen Löffel sinken. "Was?! Seid ihr verrückt? Wenn die nur reden wollen würden, dann hätten sie das doch schon längst tun können."

"Sie kennen sich hier nicht aus.", hielt Mutter dagegen, "Sie können nicht wissen, wo unsere Dörfer liegen und wo sie hingehen müssen."

"Ist das dein Ernst?", rief ich, "Die sind nicht hier, weil sie reden wollen!"

"Warum dann, liebes?", fragte meine Mutter immer noch vollkommen ruhig.

"Ich... Sie brauchen einen Seher und, wenn sie ihn nicht für böse Zwecke misbrauchen wollen würden, warum fragen sie dann nicht einfach.?"

"Ich habe doch eben gesagt, dass sie vielleicht...", setzte Mutter an, aber ich fiel ihr ins Wort, "Es gibt tausende von Karten von diesem Land und ich bin mr sicher, dass die Menschen mindestens eine besitzen und selbst wenn das nicht der Fall wäre, dann hätten sie doch sicher die Grenzposten fragen können, denn die müssen sie doch passiert haben, wenn sie nicht heimlich hier eingedrungen sind!"

"Müssen wir uns jetzt jedesmal streiten, wenn wir zusammen essen?", fragte Rose genervt, "Echt Hill, werde mal erwachsen und reagiere nicht gleich immer so über!"

Ich holte Luft und setzte zu einer Antwort an, aber Mutters entschiedener Ton, erstickte das im Keim. "Es reicht jetzt Hill! Der Rat ist nicht dumm und nicht naiv. Wir wissen, was wir tun müssen, um dieses Dorf zu schützen. Wenn du unsere Meinung nicht teilst, dann ist das deine Sache, aber mach nicht imme alles schlecht! Deine Schwester hat Recht. In letzter Zeit hast du deine Emotionen nicht unter Kontrolle und das werde ich nicht weiter dulden, also beherrsch dich endlich!"

Ich umklammerte fest meinen Holzlöffel und starrte Mutter wütend an. Sie erwiederte meinen Blick ausdruckslos.

"Ich reagiere nicht über.", sagte ich mit fester Stimme, "Nur weil du seit Vaters Tod alle Emotionen ausgeschaltet hast, heißt das nicht, dass ich keine haben darf."

"Hill!", schrie Rose entsetzt. Sie sah mich erschrocken an. Mutter hingegen sah mir immer noch ausdruckslos in die Augen. Kein Zucken, Keine Reaktion. Sogar ihre Hände lagen ruhig und entspannt auf der Tischplatte.

RabenmutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt