„Das wagt Ihr nicht!", rief ich. Ich versuchte auf zu stehen, aber die Soldaten drückten mich weiter auf den Boden, während Novan tadelnd auf mich herab sah.
„Ts ts ts. Warum so ein Ton? Du kannst das sowieso nicht verhindern."
„Die Gestaltenwandler werden Euch das nicht glauben! Was Ihr tun wollt, ist zwecklos und nebenbei würdet Ihr damit euer Land verraten."
Novan schnaubte.
„Was verstehst du schon davon? Ein Kind, was sich nur blind von seinen Emotionen leiten lässt. Wahrscheinlich werde ich deinem Volk und diesem Land einen Gefallen tun, wenn ich dich töte. Du kannst noch so viel betteln. Ich habe mich bereits entschieden."„Ich werde sicher nicht um mein Leben betteln.", fauchte ich und überspielte damit meine Angst, „Ich möchte nur, dass Ihr vorher nachdenkt, bevor Ihr so etwas tut. Wenn Ihr mich tötet und die Schuld den Sehern in die Schuhe schiebt und die Gestaltenwandler euch das glauben, dann werdet Ihr einen Bürgerkrieg herauf beschwören, den Ihr nicht kontrollieren könnt!"
„Ganz genau das ist ja das Ziel dieser Aktion."
„Aber was habt Ihr denn von einem Bürgerkrieg? Ihr habt gesagt, es würde diesem Land nützen, aber inwiefern? Ich sehe den Nutzen nicht."
Novan drehte sich entnervt weg.
„Weil du nur ein Kind bist. Die erste Ministerin weiß genau, was sie tut und..."
„Ach ist das also euer Grund? Ihr beschwört einen Krieg herauf, nur weil ein Mensch Euch das befiehlt? Sie hat Euch doch nicht einmal erklärt, warum sie das möchte und Ihr vertraut Ihr einfach blind. Warum?!"
„Diese Unterhaltung ist beendet. Ich weiß, was ich tun muss und deine kindlichen „Argumente" können daran auch nichts mehr ändern." Novan war blass vor Wut.
„Macht, was Ihr wollt, aber die Gestaltenwandler werden Euch das sowieso nicht abnehmen. Nicht nachdem die Seher sie hier unterstützt haben."
„Ich werde sie überzeugen, keine Sorge und nun hat dein Leben sein Ende gefunden."
Er nickte den Soldaten zu und sie zerrten mich hoch.
Novan nahm von einem das Schwert und stieß es mir ohne Umschweife in den Bauch.
Überraschenderweise tat es gar nicht wirklich weh, zumindest im ersten Moment.
Es war ein seltsames Gefühl, die Klinge in sich zu spüren, mitzubekommen, wie sie einem durch den Körper schnitt und wieder heraus gezogen wurde.
Das Blut an der Klinge in Novans Hand... das war mein Blut.
Es war viel und ich spürte es auch an meinem Körper hinunterlaufe.
Meine Beine gaben unter mir nach. Plötzlich kniete ich auf dem Boden.
„Verscharrt sie irgendwo im Wald.", hörte ich Novan sagen.
Sie?
Wen?
Ach ja. Die Leiche.
Mich.
Meine Augen schlossen sich.
So schnell ging das also.
Vom Gestaltenwandler zur Leiche.
Irgendwie witzig.
„Hill? Hill, wach auf!"
„Sie atmet nicht."
„Doch klar, guck doch richtig."
„Aber da war so viel Blut..."
„Sie lebt, man."
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Rabenmut
FantasyHill ist vierzehn Jahre alt und lebt mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in einem Gestaltenwandlerdorf im unendlichen Wald. Dort liegt das Reich der magischen Völker. Gestaltenwandler, Trolle, Seher und Feen (sowie viele andere mystische Wesen), ab...